In Frankfurt fliegen die Fäuste, in Hamburg der Beiersdorfer und in München trifft Thomas Müller wieder. Treffsicher wie immer: unsere 11 des Spieltags.
Sandro Wagner
Wir haben schon Kneipenschlägereien gesehen, die würdevoller abliefen als das, was Eintracht Frankfurt und die TSG Hoffenheim da am Freitag ablieferten. Bereits nach wenigen Minuten bestand die Partie zum größten Teil aus Grätschen, Tritten und vor allem Schubsereien. Immer mittendrin: Hoffenheims Sandro Wagner, der die 90 Minuten ausschließlich damit verbrachte, entweder zu reklamieren, am Boden zu liegen oder selber Foul zu spielen, was in einem dauerhaften Pfeifkonzert von den Rängen resultierte. Insgesamt hätte Wagner an diesem Abend nur noch unsympathischer auf das Frankfurter Publikum wirken können, wenn er getroffen und anschließend ein Shirt Mit der Aufschrift „I love Jupp Heynckes“ unter dem Trikot zum Vorschein gebracht hätte. Woraufhin das Spiel wohl endgültig in ein MMA-Event umgeschlagen wäre.
Sandro Wagner
Was, nochmal Sandro Wagner? In der Tat, denn es gibt wohl keinen Spieler in der Bundesliga, dessen Auftreten neben dem Platz sich so sehr von jenem auf dem Platz unterscheidet. Nach Abpfiff nämlich mutierte Wagner vom dauerreklamierenden Unsympath zu einem besonnenen, fairen Sportsmann, der seine Gegenspieler und auch den Schiri in Schutz nahm und mit diplomatenhafter Gelassenheit über das Wesen des Fairplay parlierte. Falls Literaturwissenschaftler diesen Text lesen: Schaut doch bitte mal, ob Robert Louis Stevensons „Dr. Jeckyll und Mr. Hyde“ nicht doch eventuell auf Sandro Wagners Karriere basiert.
David Abraham
Negativer Höhepunkt des Spiels war David Abrahams fieser Ellbogenschlag gegen Wagner. In der 32. Minute langte Abraham in einem Laufduell derart in Wagners Gesicht, dass irgendwo in Rom Daniele de Rossi eine minutenlange Gänsehaut bekam. Bizarrerweise bekam Abraham dafür nicht Rot, sondern einen Freistoß zugesprochen, was nach der Entscheidung, den Fernseher anzuschalten, die zweitfalscheste Entscheidungen an diesem Abend war. Ohne Abraham jetzt in Schutz nehmen zu wollen, aber möglicherweise hat er einfach falsch verstanden, dass Hoffenheim endlich mal geschlagen werden muss.
Alex Meier
Eine ganz eigene Sicht auf Abrahams Ellbogenschlag hatte Alex Meier: „ Wenn Wagner so spielt, muss er auch damit rechnen, dass er mal einen abkriegt. Dann, glaube ich, hat jeder Verteidiger dazu auch das Recht“, sagte Frankfurts Kapitän nach dem Spiel. Eine Einstellung, wie man sie aus der Kreisliga kennt, wo ja oft schon bunte Schuhe oder ein angesetzter Übersteiger ausreichen, um vom schlechtgelaunten Fleischermeister auf der Liberoposition in die sechsmonatige Zwangspause getreten zu werden. Dass das Spiel insgesamt eher an den Royal Rumble erinnerte, lag übrigens in erster Linie an Schiedsrichter…
Christian Dingert
der erst in der 52. Minute die erste Gelbe Karte zeigte. Und damit ungefähr 53 Minuten zu spät. Zwischenzeitlich hatte man das Gefühl, dass die Trainer in der Halbzeitpause Baseballknüppel hätten ausgeben können, Dingert wäre trotzdem irgendwie mit Ermahnungen durchs Spiel gekommen. Immerhin gab Dingert nach dem Spiel zu, dass es nicht sein bestes war. Kleiner Tipp von uns: Die Karten das nächste mal nicht in der Kabine liegen lassen.
Roger
In dieser besinnlichen Zeit ist es wichtig, auch einfach mal danke zu sagen. Für die netten Menschen um einen herum. Für das Dach über dem Kopf. Für all die Dinge, mit denen man gesegnet ist. Und für Rogers 1:0 gegen Fuschl am See, das diesen brauseprickelnden Vollalbtraum eines Werbeprodukt-Aufschwungs an die Spitze der Bundesliga abschwächte, zumindest vorerst. In diesem Sinne: Danke.
Max Kruse
Erst Gerüchte um ein angebliches Übergewicht, anschließend eine Klasseleistung samt verdientem Sieg: Max Kruses Sonntag erinnerte stark an unseren letzten Auftritt beim Hotdog-Wettessen. Nur ohne das anschließende Erbrechen, das Weinen und die Wochen der Scham und des Selbsthasses. Ein weiterer Unterschied: Kruse und Bremen scheinen in die Erfolgsspur gefunden zu haben. Glückwunsch dazu.
Thomas Müller
Man wollte schon unken, dass Thomas Müller in seiner derzeitigen Form nicht mal seine Verwandten an Weihnachten treffen würde. Dann aber, nach einer langen, langen Zeit, erzielte Müller mal wieder ein Bundesligator, wobei Treffer gegen den VfL Wolfsburg in dessen derzeitiger Verfassung vielleicht nur 0,5 Tore zählen sollten. Trotzdem: nach seinem ersten Bundesligator 2016/17 dürfte die EM endlich auch für Thomas Müller zu Ende sein.
Robert Lewandowski
Ganz anders übrigens Müllers Sturmpartner Robert Lewandowski. Lewandowski steuerte zum 5:0 gegen Wolfsburg gleich zwei Treffer bei, in beiden Situationen wurde er irgendwie eher angeschossen, als dass er aktiv etwas für die Tore gemacht hätte. Aber so ist das eben manchmal bei Klassestürmern. Wahrscheinlich hätte man Lewandowski noch nach Spielende auf dem Spielerparkplatz einen Ball an die Beine werfen können, die Kugel wäre irgendwie im Wolfsburger Tor gelandet.
Heribert Bruchhagen
Herzlich willkommen zurück im operativen Geschäft, Heribert Bruchhagen. Gerade erst nach 13 Jahren bei Eintracht Frankfurt in den Ruhestand entlassen, soll Bruchhagen nun den HSV zu Glanz und Gloria führen. Die Idee der HSV-Bosse dabei: Nach 13 Jahren, zwei Abstiegen und viel, viel Mittelmaß soll der langersehnte Aufschwung des HSV dann 2029 erfolgen, wenn Bruchhagen bei den Hamburger aus dem Amt scheidet.
Didi Beiersdorfer
Des einen Leid ist des anderen Leid, heißt es beim HSV ja so schön. Dementsprechend bedeutet Bruchhagens Einstieg gleichzeitig das Ende von Didi Beiersdorfer beim HSV. Das Echo seines Stoßseufzers der Erleichterung nach Jahren des HSV-Martyriums wird man wahrscheinlich in ein paar Jahren noch hören können, wenn der Wind gut steht.