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Seite 2: Die Belgier gegen die Stars

Wil­fried van Moer ist skep­tisch. Hat er über­haupt noch die Kraft für ein EM-Spiel? Bei wei­teren schlechten Spielen hätten die Leute gesagt, es liege an mir, weil ich alt bin“, sagt er heute. Ich war wirk­lich nicht sicher, ob es clever war, zurück­zu­kehren.“ Aber schon im ersten Spiel zahlen sich der Ein­satz des Spie­lers und der Mut des Trai­ners aus. Bel­gien gewinnt 2:0 gegen Por­tugal, Van Moer schießt ein Tor. Auch die nächsten Spiele gewinnt Bel­gien, und weil Öster­reich nur Unent­schieden gegen Por­tugal spielt, fahren die Bel­gier zur EM. Es ist bis heute das ein­zige Tur­nier, bei dem Bel­gien das Finale erreicht.

Hier ist was drin“

Die anderen Mann­schaften hatten die Stars, Schuster, Keegan, Alt­obelli, aber wir hatten ein Team“, sagt Tor­hüter Jean-Marie Pfaff, der damals noch halb­tags in einer Bank jobbt. Das 1:1 im Auf­takt­spiel gegen Eng­land sei beson­ders wichtig gewesen. Alle dachten, wir ver­lieren 0:5 oder 0:6. Aber dann schossen wir ein Tor, wir merkten: Hier ist was drin.“ Im ent­schei­denden Grup­pen­spiel ist Ita­lien, Welt­meister in spe, trotzdem haus­hoher Favorit. Auch des­halb zeigt sich Trainer Enzo Bearzot nach dem 0:0 als schlechter Ver­lierer: Diese Bel­gier haben keinen Fuß­ball gespielt, sie haben es nicht ver­dient, um den EM-Titel mit­zu­spielen.“ Wil­fried van Moer muss sich auf die Zunge beißen, Trainer Guy Thys kon­tert mühelos: Wir haben die Ita­liener mit ita­lie­ni­schen Mit­teln besiegt: Zeit schinden, Spiel­rhythmus zer­stören, mit Händen und Füßen kloppen und auch das Spu­cken nicht ver­gessen.“

Wir haben die Ita­liener mit ihren Mit­teln besiegt: Zeit schinden, kloppen und spu­cken!“

Guy Thys

Das Finale gewinnen die Deut­schen 2:1, weil Hort Hru­besch – Bull­dozer“ nennt ihn die bel­gi­sche Presse – zweimal trifft. Bel­gien aber, so die ein­hel­lige Mei­nung, ist der Euro­pa­meister der Herzen. Van Moer wird in die Mann­schaft des Tur­niers gewählt, später holt er sogar den vierten Platz bei der Wahl zum Ballon d’Or. Wir haben gezeigt, dass wir tollen Fuß­ball spielen können“, sagt Trainer Thys. Und so geht es weiter. Bei der WM 1982 schlägt Bel­gien den amtie­renden Welt­meister Argen­ti­nien, 1986 erreicht eine junge Mann­schaft um Ceu­lemans, Scifo und Pfaff das Halb­fi­nale. Van Moer ist da nicht mehr dabei. Trotzdem fällt sein Name auch in Mexiko oft, wenn es darum geht, Bel­giens guten Fuß­ball zu erklären. Denn Van Moers Rück­kehr 1979 gilt als Geburt einer neuen Gol­denen Gene­ra­tion.

Die letzten Minuten

Wäre im Sommer 1980 sogar mehr drin gewesen? Hru­besch machte das zweite Tor ja erst zwei Minuten vor Schluss. Wir hatten gehofft, dass die Deut­schen müde werden“, sagt Van Moer, aber sie machten ein­fach weiter wie ein D‑Zug.“ Dafür seien sie selbst irgend­wann müde geworden. Aber ver­mut­lich lag es daran, dass er und seine Mit­spieler nach dem Sieg gegen Ita­lien bis 4.30 Uhr in der Nacht gefeiert hatten. Mit einer großen Fla­sche ame­ri­ka­ni­schem Whisky.“