Ronaldo Aparecido Rodrigues aka Naldo wird 40 Jahre alt. Wir wünschen alles Gute. Und erinnern an eine glanzvolle und vor allem gewaltschussreiche Bundesliga-Karriere.
Ha! Naldo wird 40 Jahre alt. Und weil wir allein beim Gedanken an den baumlangen Ex-Werder-Wolf-Schalker gute Laune bekommen, schenken wir uns jetzt einfach selbst eine baumlange Galerie zu seinem Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch!
Irgendwann im Leben eines jungen Mannes kommt der Moment, da man sich gegen den Vater auflehnen muss. Oder – wie im Fall von Naldo – gegen den Vata. 2005 wechselt der 1,98 Meter große Brasilianer von Juventude in Caxias do Sul nach Bremen.
Damals ist Naldo erst 22 Jahre alt und zumindest in Europa höchstens Fachleuten ein Begriff. Doch als cleverer Innenverteidiger macht er sich in der Liga schnell einen Namen.
Weil er technisch stark ist, in der Luft quasi alles abräumt und im direkten Duell durchaus weh tun kann. Beziehungsweise: Auer!
Zudem hat er einen knallharten Schuss. Apropos: Hat nach der abgebildeten Aktion irgendjemand jemals wieder was von Andreas Ottl gehört?
Seine vor allem bei direkten Freistößen berüchtigte Schusskraft bringt ihm schnell einen eigenen, äußerst einprägsamen Künstlernamen ein: Knalldo.
Der Moment, von dem Naldo-Gegner nachts alpträumen: Naldo legt sich einen Ball zum Freistoß zurecht.
Fun Fact 1: Bundesliga-Spieler, die sich bei einem Naldo-Freistoß freiwillig in die Mauer stellten, durften bei der DFL Gefahrenzulage beantragen.
Fun Fact 2: Energie Cottbus spielte einst nur mit elf ausländischen Spielern, weil die deutschen Profis sich nicht in die Mauer stellen wollten.
Auf der anderen Seite warf sich Naldo immer fest entschlossen in die gegnerischen Versuche. Im Gegensatz zu Kollege Tim Borowski. Kann der vielleicht auch mal hoch springen???
Also mal im Ernst???
Na bitte, geht doch.
Mit Werder mischt Naldo Ende der Nullerjahre regelmäßig die Bundesliga auf, für die Bremer kommt er zudem allein auf 24 Einsätze in der Champions League.
Insgesamt macht er für Werder 254 Spiele, in denen er 35 Tore erzielen kann. Das sind ca. 35 Tore mehr (grob geschätzt), als Jon Dahl Tomasson für den VfB Stuttgart erzielt hat.
Gemeinsam mit Per Mertesacker bildet er zu dieser Zeit das wahrscheinlich schlacksigste Abwehrzentrum der Welt.
Trug damals nicht nur entspannte Hosen, sondern auch noch echte Frisuren: Naldo.
In seinen sieben Jahren in Bremen wird Naldo zum absoluten Publikumsliebling, so dass die Ultras ihn manchmal sogar ans Megafon lassen. Eine klassische Win-Win-Win-Situation: Die Fans freuen sich, Naldo freut sich – und für einen Moment brüllt jemand im Weserstadion rum, der nicht Arnd Zeigler heißt!
Der Höhepunkt: 2009 gewinnt er mit Werder den DFB-Pokal. Wir nennen ihn an dieser Stelle nur nicht Lichtgestalt, da er für diesen Titel zu selten 6,7 Millionen Euro veruntreut hat.
Hach… Naldo mit Klassenclown-Kappe auf dem Kopp und Bierchen in der Hand neben einem angesoffenen Diego (vielleicht der Tag, an dem die Sache mit Sarah Connor in die Brüche ging?). In seinen Bremer Jahren spielt Naldo an der Seite von Über-Legenden wie Frings, Micoud, Klose, Klasnic, Özil, Reinke, Pizarro oder Jelle van Damme.
Doch alles hat ein Ende. Oder einen Rücken, der mit Luftdruckpistolen zum Flattern gebracht wird. Wie auch immer: 2012 wechselt Naldo zum VfL Wolfsburg.
Kommen wir zwischendurch kurz zur Kategorie „Naldo am Spielfeldrand mit lustigen Wollmützen“:
…
…
Hartes Pflaster: Naldo in Wolfsburg.
Anderer Verein, gleiches Bild: Naldo beim Versuch, einen Ball kaputtzutreten.
Verteidigen, bis der Arzt kommt: Für den sympathischen Autobauer-Club aus Niedersachen macht Naldo insgesamt 163 Spiele.
Der Höhepunkt ist mal wieder ein DFB-Pokalsieg. 2015 besiegt der VfL mit Naldo Borussia Dortmund, es ist zugleich das letzte BVB-Spiel der Ära Klopp. Generell spielt Naldo gerne gegen Dortmund. Dazu gleich mehr.
Der einzige Kanal, in dem die „Ever Given“ nicht stecken geblieben wäre: Superschlacks Naldo macht die Beine breit.
Noch gut gelaunt? Supi! 2016 zieht Naldo – mittlerweile deutscher Staatsbürger – weiter zum FC Schalke. Damals ist er bereits 33 Jahre alt und hat, denken zumindest viele, seine besten Zeiten längst hinter sich. Aber Pustekuchen!
Bei Schalke findet Naldo zu alter Stärke, wird zum Abwehrchef und zimmert darüber hinaus auch ab und zu einen Freistoß ins Gehäuse. Allein in der Saison 2017/2018 erzielt er in der Bundesliga sieben Tore. Persönlicher Rekord.
Sein vielleicht berühmtester Treffer überhaupt: das 4:4 bei Schalkes Jahrhundert-Aufholjagd in Dortmund. Insgesamt erzielt er gegen keinen anderen Verein mehr Tore als gegen den BVB. In 24 Spielen netzt er sechsmal.
Unter Domenico Tedesco wird Schalke am Ende Zweiter, es ist Naldos vierte Vize-Meisterschaft in Deutschland.
In der Saison gelingt Naldo fast alles. Bei der Wahl zum Fußballer des Jahres landet er auf Platz 3.
Folglich strotzt der Brasilianer auf dem Platz nur so vor Selbstvertrauen. Hier fordert er beispielsweise einen Fan (nicht im Bild) zum Armdrücken heraus.
Nur mit Fouls zu stoppen: Naldo.
Doch irgendwann landet auch der längste Innenverteidiger wieder auf dem Boden der Tatsachen. 2018/2019 passiert Naldo genau das – und er fällt äußerst unsanft.
Also wirklich wirklich unsanft. Schalke verliert plötzlich fast jedes Spiel, Domenico Tedesco wird entlassen …
… und Naldo flüchtet in der Winterpause nach Monaco. Im Fürstentum beendet der Brasilianer seine aktive Karriere nach 365 Spielen in Europa und vier Einsätzen für die Selecao (alle im Jahr 2007).
Schon ein paar Monate später kehrt Naldo nach Gelsenkirchen zurück – als Co-Trainer. Doch weder unter Manuel Baum noch unter Christian Gross kann Schalke den Abwärtstrend stoppen. Am Ende der Saison 2019/2020 steigt der Verein ab. Naldo ist da allerdings schon längst wieder weg. O‑Ton Gross: „Schade, dass es mit Nidal nicht geklappt hat!“
Geliebt wird er auf Schalke aber bis heute, mittlerweile arbeitet er beim Traditionsverein in der Jugendabteilung. Wir schicken eine symbolische Umarmung ins Ruhrgebiet und wünschen alles Gute!