Auf den eigenen Nachwuchs setzen, das wollen eigentlich alle. Doch auf wie viele Einsätze kommen die Eigengewächse der Klubs in der Bundesliga? Ein Blick auf die Statistik zeigt: Es gibt große Unterschiede.
Die Jugendarbeit von Union Berlin brachte einst solch Juwele wie Martin Pickenhagen oder Marco Rehmer hervor. Im aktuellen Kader befindet sich jedoch keine Spieler, die bei den Eisernen ausgebildet wurden und bereits Bundesliga-Erfahrung gesammelt haben. Der Schalker Steven Skrzybski ist momentan der einzige Spieler der Liga, der als Teenager für die Köpenicker auflief.
Was haben Dayot Upamecano, Lukas Klostermann, Marcel Sabitzer und Yussuf Poulsen gemeinsam? Richtig, sie alle wurden nicht von der ach so großartigen Jugendakadmie von Leipzig ausgebildet. Im aktuellen Kader der Dosen-Markting-Abteilung tummeln sich ganze zwei Spieler aus der eigenen Jugend mit Bundesliga-Erfahrung. Joscha Wosz und Dennis Borkowski kommen beide auf jeweils einen Einsatz.
Der Bundesliga-Aufsteiger kehrte diesen Sommer nach elf Jahren Bundesliga-Abstinenz ins Oberhaus zurück. Um die Klasse zu halten, vertrauen die Bielefelder vor allem auf auswärtiges Fußballkönnen. Einziger Armine aus der eigenen Jugend ist Torwart Stefan Ortega Moreno, der bislang jedes Bundesliga-Spiel in dieser Saison bestritt.
Wer nichts wird, wird Wirtz. Florian wechselte erst im Januar vom FC Köln nach Leverkusen und war für die U19 vorgesehen. In vier A‑Jugend-Spielen überzeugte der 17-Jährige aber dermaßen (drei Tore, zwei Vorlagen), dass Peter Bosz ihn zu den Profis holte. Damit ist Wirtz der einzige derzeitige Levekusen-Profi, der auch für ein Nachwuchsteam der Werkself zum Einsatz kam.
Der erste Verein, der die Hunderter-Marke durchbricht, ist der FC Augsburg. Dies liegt vor allem an Marco Richter, der auf 70 Bundesliga-Einsätze für die bayrischen Schwaben kommt. Raphael Framberger ist der einzige weitere Spieler aus der Augsburg-Jugend mit Oberhaus-Erfahrung. Er steuert 43 Einsätze bei.
2007 wurde der VfB Stuttgart mit zahlreichen Spielern aus der eigenen Jugend Deutscher Meister. Seitdem ging es für den Verein stetig bergab, was vielleicht auch an der mangelnden Jugendarbeit lag. Derzeit hält Daniel Didavi als einer der wenigen im Kader die Fahne der Nachwuchsspieler nach oben. Er kommt auf 85 Bundesliga-Spiele für den VfB. Holger Badstuber durchlief ebenfalls die Jugendabteilung der Schwaben, ehe er 2002 nach München wechselte. Zu seinen 35 Einsätzen für Stuttgart kommen in naher Zukunft jedoch wohl keine mehr hinzu.
Maximilian Mittelstädt und Jordan Torunarigha sind beide Jahrgang 1997 und neben Jessic Ngankam die einzigen beiden Spieler mit Bundesliga-Einsätzen im Kader der Hertha, die dort auch schon in der Jugend spielten. Mittelstädt debütierte bereits 2016 und kommt auf 83 Bundesliga-Spiele für die Berliner. Torunarigha stieß ein Jahr später in die Bundesliga und hat folglich erst 54 Einsätze auf dem Konto.
Die TSG Hoffenheim verfügt über eine sehr gute Jugendarbeit. Setzen sich die Spieler allerdings in der Bundesliga durch, wird es ihnen schnell zu klein im beschaulichen Kraichgau, siehe Niklas Süle oder Nadiem Amiri. Deshalb sind es aktuell Stefan Posch (59 Einsätze) und Dennis Geiger (52 Einsätze), die die Liste der in Hoffenheim ausgebildeten Spieler anführen. Christoph Baumgartner,
Maximilian Beier und Melayro Bogarde sind die anderen drei, die bereits Bundesliga-Luft schnuppern durften.
Dass die Eintracht in dieser Liste überhaupt vorkommt, liegt größtenteils an Timothy Chandler. Der US-Amerikaner steuert von den 156 Spielen ganze 123 bei. Aymen Barkok ist für die restlichen 33 Einsätze verantwortlich.
Mit erst 23 Jahren trägt Maximilian Eggestein bereits die ganze Last des Werder-Mittelfeld auf seinen Schultern und ist der verlängerte Arm seines Trainers Florian Kohfeldt. Er hat auch die meisten Bundesliga-Einsätze für seinen Jugendklub auf dem Konto (129). Davie Selke stand für Bremen bislang 48 Mal auf dem Feld. Auch Niclas Füllkrug lief erst 42 Mal für die Grün-Weißen auf.
Alle 226 Spiele gehen auf das Konto von Maximilian Arnold. Nach dem Abgang von Robin Knoche zu Union Berlin befindet sich neben Arnold aktuell kein weiterer Spieler mit Bundesliga-Erfahrung im Kader des VfL, der schon in der Jugend dort kickte.
Julian Draxler, Max Meyer, Thilo Kehrer, Manuel Neuer, Benedikt Höwedes, Leroy Sane, Sead Kolasinac. All diese Spieler werden in dieser Liste nicht gezählt, sonst würde Schalke wohl einsam an der Spitze liegen. Stattdessen befindet sich der Verein aktuell im Abstiegskampf, denn einzig Ralf Fährmann (181 Einsätze) kommt aus der berühmten Knappenschmiede und hat über 100 Spiele für die Schalker absolviert. Ahmed Kutucu liegt in der internen Vereinsliste abgeschlagen auf Platz zwei mit 39 Bundesliga-Auftritten.
Nicht ganz für die Top 5 hat es für Mainz gereicht, doch unter anderem Stefan Bell (177 Einsätze) und Robin Zentner (53 Einsätze) katapultieren die 05er auf einen beachtlichen sechsten Platz.
Derzeit hat der Effzeh sieben Spieler im Kader, die für Köln bereits in der Bundesliga gespielt haben. Ron-Robert Zieler ist dennoch der erfahrenste, hat aber noch keinen Einsatz im Oberhaus für den FC. Vor allem Timo Horn (160 Einsätze) und Christian Clemens (85 Einsätze) haben ihm das voraus.
Marco Reus (188 Einsätze) und Marcel Schmelzer (258 Einsätze) haben mit dem BVB schon viel erlebt, eine gemeinsame Meisterschaft fehlt den beiden jedoch noch immer. Vielleicht helfen ihnen die neuen Nachwuchskräfte Giovanni Reyna (21 Einsätze) und Felix Passlack (19 Einsätze) dieses Ziel zu erreichen.
Der SC Freiburg baut seit Jahren auf die eigene Jugendarbeit, deshalb ist es wenig überraschend, dass die Breisgauer in dieser Liste so weit oben erscheinen. Jonathan Schmid, Christian Günter und Nicolas Höfler haben für den SC jeweils weit mehr als 100 Spiele in der Bundesliga absolviert. Schmid fügte seiner Laufbahn in Augsburg und Hoffenheim nochmals über 100 Einsätze hinzu.
Borussia Mönchengladbach hätte in dieser Liste durchaus noch weiter oben stehen können, wären Tony Jantschke (226 Einsätze) und Patrick Herrmann (278 Einsätze) nicht so häufig verletzte gewesen in ihrer Karriere. Was nicht ist, kann noch werden. Denn mit Jordan Beyer und Rocco Reitz sammeln bereits die nächsten beiden Nachwuchs-Borussen Bundesliga-Erfahrung.
„Die Bayern kaufen die Liga kaputt!“, heißt es häufig, wenn sich der Rekordmeister bei der Konkurrenz bedient. Doch der Liga-Primus bedient sich zusätzlich auch in der eigenen Jugendabteilung. Seit Thomas Müller (357 Einsätze) und David Alaba (254 Einsätze) kam jedoch nicht all zu viel nach. Dass sich daran in naher Zukunft etwas ändert, liegt an Joshua Zirkzee, Jamal Musiala und Chris Richards, die schon erste Einsätze sammeln durften.