Als Jürgen Klinsmanns Aufzeichnungen in Fragmenten veröffentlicht wurden, fragte sich die Öffentlichkeit: Ist da etwa noch mehr? Und tatsächlich: In Keutersdorf nahe Berlin fanden sich weitere Tagebuchbände.
Mittwoch, 18.12.2019
Überall nur Probleme. Kaderstruktur, Logistik, ungenügende W‑Lan-Bandbreite für ruckelfreie Facebook-Live-Videos, fehlende Buddha-Statuen am Trainingsgelände, kein einziger Landon Donovan im Kader, kaum Closing Dinner. Auch erste zwischenmenschliche Risse: In der Kantine bekommen Preetz und Gegenbauer drei Klopse serviert, Jürgen Klinsmann nur zwei. Erste Zweifel über Strukturen, Compliance, Zusammenhänge usw. Aber so nicht! Verkauf von Ondrej Duda als Reaktion auf ausbleibenden Klops. Arbeitsalltag leidet unter den Machtkämpfen.
Freitag, 20.12.2019
Unhaltbare Zustände in der medizinischen Abteilung. Keine Dynamik, schwache Strukturen, arbeitsscheues und rotzfreches Personal. Wurde Syndesmose genannt, ungeheuerlich, muss man sich mal vorstellen muss man sich das. Der Arzt Dr. Uli Schleicher (Name Programm!) hat nicht mal eine Facebook-Page, dafür ein MRT. Für Klinsmann aber trotz Schmerzen (Nietnagel) nicht verfügbar. Schleicher ist seit 22 Jahren im Amt. Auf Klinsmanns Frage, ob Schleicher den Spielern Blutegel anlege oder nebenher Pferde beschlage, schweigt Preetz eisern. Ganz typisch. Auch hier: Keinerlei Wille zur Innovation, Verweigerungshaltung allerorten. Klinsmanns Orgonit wurde nicht einmal angesehen, eine Akasha-Säule abgelehnt, für eine Kryo-Kapsel sei kein Geld da. Läppisch.
Samstag, 28.12.2019
Verkrustete Strukturen, innovationsfeindliche Transferstrategie. Statt von Jürgen Klinsmann mehrfach vorgeschlagene, hoffnungsvolle Talente wie Mesut Özil, Julian Draxler oder Landon Donovan zu verpflichten, tritt Preetz auf die Bremse, strahlt keinerlei Freude aus. Erstmals ein schlimmer Gedanke bei Jürgen Klinsmann: 80 Millionen in windige Transfers stecken und anschließend die Biege machen. Nerobefehl! Spontan kurzer Business-Call mit Stuttgart. Ist erst 3 Uhr nachts, Lunchtime in Florida! Klinsmann klingelt Mislintat aus dem Bett, gibt ein Angebot für Ascica …, für Astici … , na, für den Dings ab. Mislintat weint vor Glück, will den Spieler persönlich heute Nacht noch nach Berlin bringen. Reicht auch morgen.
Donnerstag, 2.1.2020
Absurde Selbstüberschätzung, der Verein hält an seinem Trainingslager in den USA fest. Mitten in der Vorbereitung, wo keine Zeit zu verlieren ist, jede Sekunde zählt, alle Abläufe minutiös durchgeplant sein müssen. Jürgen Klinsmann entscheidet sich deshalb nach dem Trainingsauftakt desillusioniert zu einem kurzen Retreat in die kalifornische Heimat. Drei, vier, fünf, sechs Tage mal den Kopf freibekommen und diese amateurhafte Fehlplanung eines Michael Preetz sacken lassen.
Freitag, 3.1.2020
Das Trainingslager ist zudem eine Katastrophe. Die Mannschaft ist nicht fit. Klinsmann schickt einen der Älteren ans Kopfballpendel, der bricht nach wenigen Versuchen völlig erschöpft ab. Er notiert den Namen und schwört sich: Ingo Schiller macht unter ihm kein Spiel mehr.
Samstag, 4.1.2020
Zweiter Tag im Trainingslager. Stimmung im Keller. Also kurzfristiger Beschluss: Besuch auf Windhorsts Jacht. Die siebenstündige Busfahrt an die Küste vergeht wie im Flug. Windhorst umarmt Klinsmann. Es riecht nach Eierlikör. Besonders beeindruckend ist die hochwertige Musikaliensammlung des Investors, zwei Klarinetten, eine historische Oboe, diverse andere wertvolle Instrumente. Auf der Rückfahrt sind die Spieler angetan vom Reichtum des Investors. Einer spricht sogar von einer vergoldeten Toilette. Eine vergoldete Toilette? Später am Abend ein empörter Anruf von Windhorst. Ein Spieler hat sein großes Geschäft in Windhorsts Posaune verrichtet. Klinsmann entschuldigt sich für den Irrtum.