In Bella Italia ist längst nicht mehr alles Gold, was glänzt. Trotzdem natürlich immer noch ein herrliches Ziel für ein Fußballwochenende und unser Länderpunkt für den Monat November.
Empoli | Fr | 15 uhr
Stadio Carlo Castellani
FC Empoli vs. AS Bari
Wenn es im italienischen Zweitligafußball ein Duell Gut gegen Böse gibt, dann Empoli gegen Bari. Die Toskaner haben den Ruf einer Talentschmiede, die Süditaliener ihren letzten Tropfen Würde im jüngsten Wettskandal verloren. Doch Vorsicht mit vorschnellen Urteilen: Empoli, dessen linke Tifosi eine Fanfreundschaft mit dem 1. FC Saarbrücken verbindet, stattet traditionell den größten Bösewicht Italiens mit Spielern aus. Zu Juventus wanderten Nationalspieler wie Amauri, Giovinco oder Marchisio ab.
Vinci | Sa | ab 9 uhr
Geburtshaus von Leonardo da Vinci
Località Anchiano
Der große Renaissancekünstler Leonardo stammt aus Vinci, daher sein Name. Sein Geburtshaus ist nach langer Renovierung wieder geöffnet. Der Einfluss des Universalgenies auf den Sport ist noch nicht näher erforscht. Die zeitliche Nähe zwischen Leonardos Leben und der Entstehung des calcio fiorentino, einer brutalen Frühform des Fußballs, lässt aber tief blicken. Mutmaßlich ließ auch der Bilderbuch-Humanist Leonardo beim Gewaltkick seinen Aggressionen freien Lauf.
Mailand | Sa | 20.45 uhr
Stadio Giuseppe Meazza
AC Mailand VS. AC Florenz
Wie sein Eigentümer Silvio Berlusconi, so befindet sich auch Milan auf dem absteigenden Ast. San Siro, die heruntergekommene Oper des Fußballs, ist das Symbol dieses Niedergangs. Ziel sind nicht mehr Titel, sondern höchstens noch die Qualifikation für die Champions League. Für Glamour sorgt allein Stürmer Mario Balotelli, seltener mit Toren, häufiger mit großen Autos oder spektakulären Platzverweisen. Hingegen befindet sich der AC Florenz in einer unerwarteten Blüte und bietet schönen Angriffsfußball. Auch der Florentiner Messias namens Mario Gomez könnte nach seiner Knieverletzung in diesem Spiel wieder einsatzbereit sein.
Livorno | So | 12.30 Uhr
Stadio Armando Picchi
AS Livorno vs. Atalanta Bergamo
Livorno ist die linke Hochburg des Calcio. In der
Hafenstadt wurde 1921 Italiens kommunistische Partei gegründet. Die Folge ist, dass auch heute noch rote Fahnen in der Curva Nord wehen und bei jedem Match Partisanenlieder angestimmt werden. Klein-Kuba auf Italienisch. Allerdings regieren im Armando Picchi nicht mehr die alten Kader. Den Ton geben jetzt die bimbi an, wie der minderjährige Fannachwuchs vor Ort genannt wird. Dass der Gegner aus Bergamo stammt, dem Revier der fremdenfeindlichen Lega Nord, muss aber nicht zwangsläufig zu Beschimpfungen führen – schließlich gelten auch die Atalanta-Fans als eher linksorientiert.
Livorno | So | Nachmittags
Centro Politico 1921
Via dei Mulini 29
Wem es in der Bar „Sirena“, dem traditionellen Treffpunkt der Livorno-Fans vor den Spielen, zu eng ist, der kann einen anderen geschichtsträchtigen Ort in der Stadt aufsuchen. Das Centro Politico 1921 ist der Sitz der Livorno-Ultras und gleichzeitig die Basis
aller strammlinken Umtriebe der Stadt. Hier besiegelten die Livorno-Ultras nicht nur ihre Fanfreundschaft mit AEK Athen, dessen Wappen sich viele Livorno-Fans tätowieren ließen. Nostalgiker und soziologisch Interessierte freuen sich über einen Hauch von Klassenkampf und billiges Bier.
Turin | So | 20.45 uhr
Stadio Olimpico
FC Turin vs. AS Rom
Das Fußballwochenende in Italien sollte nicht ohne eine ausführliche Denkmalbesichtigung enden. Damit ist nicht das bei den Fans unbeliebte, 1933 eingeweihte und für die Winterspiele 2006 renovierte Turiner Olympiastadion gemeint, in dem allein der Underdog Torino seine Heimspiele bestreitet, nachdem Lokalrivale Juventus in die eigene schicke neue Arena geflüchtet ist. Nein, das Denkmal kommt aus Rom: In den Reihen der AS spielt ein gerade 37 Jahre alt gewordener Senior namens Francesco Totti. Und das auch noch ziemlich gut: In den ersten Wochen der neuen Spielzeit stand die Roma regelmäßig an der Tabellenspitze.