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Seite 2: Warum Jürgen Klinsmann doch nicht kam

Der Spalter-Vor­wurf hat aber noch eine tie­fere Ebene: Diet­rich war von 2010 bis 2015 Spre­cher des umstrit­tenen Bahn-Pro­jektes Stutt­gart 21“. Wegen der Tie­fer­le­gung des Bahn­hofs war die Stadt in zwei Lager gespalten, in Pro­jekt-Gegner und ‑Befür­worter. Für Letzt­ge­nannte gab Diet­rich dabei den über­zeugten Prell­bock, er teilte die Medien in Freund und Feind und ver­mu­tete in kri­ti­schen Fragen oft per­sön­liche Angriffe“, schrieb die Stutt­garter Zei­tung über seine Rolle als S21-Spre­cher.

Als Diet­rich dann das Prä­si­den­tenamt beim VfB über­nahm, wurden viele Witze gemacht über mög­liche Par­al­lelen zwi­schen der Tie­fer­le­gung eines Bahn­hofs und eines Bun­des­li­gisten. Wie sehr das Thema bis heute nach­wirkt, zeigt ein Tweet des Grünen-Poli­ti­kers Cem Özd­emir. Als Thomas Hitzl­sperger als Reschke-Nach­folger vor­ge­stellt wurde, gra­tu­lierte Özd­emir bei Twitter wie folgt: Wün­sche gutes Händ­chen und bin über­zeugt, dass das #Oben­Bleiben gemeinsam gelingt.“ Oben Bleiben“ war und ist der Schlachtruf der S21-Gegner.

Wie wichtig war Schin­del­meiser?

Wei­tere Vor­würfe in Diet­richs Rich­tung in nicht alpha­be­ti­scher Rei­hen­folge: unprä­si­diale Dünn­häu­tig­keit gepaart mit Nach­treten. Als Diet­rich bei einem Fan­club-Treffen kürz­lich mal wieder nach den Gründen für Schin­del­mei­sers Demis­sion gefragt wurde, sagte er: Er war vor seinem Enga­ge­ment bei uns fünf Jahre ohne Job im Fuß­ball und ist es jetzt seit zwei Jahren wieder. Die Nach­frage nach ihm ist offenbar nicht son­der­lich groß.“

In Reschkes Spät­phase im ver­gan­genen Herbst signa­li­sierte Jürgen Klins­mann, schwä­bi­scher Natio­nal­hei­liger, seine Bereit­schaft, beim VfB ein­zu­steigen. Ob als Sport­di­rektor oder Team­ma­nager, dem Ver­nehmen nach wäre Klins­mann für eine tra­gende Rolle bei seinem Her­zens­verein zu Fuß aus Kali­for­nien nach Würt­tem­berg gepil­gert. Auch der Atlantik wäre für diesen Fuß­marsch kein Hin­dernis gewesen – nicht wenige in Stutt­gart trauen dem ehe­ma­ligen Natio­nal­trainer, übers Wasser gehen zu können. Diet­rich lobte danach den Aus­tausch mit Klins­mann, kon­kreter wurde die Liaison aber nicht.

Ver­mut­lich hatte der Prä­si­dent vor dem Reform­eifer Klins­manns Angst – und das völlig zurecht. Wie sehr der Name Klins­mann in seiner alten Heimat die Gemüter bewegt, zeigte sich zuletzt, als der Wahl-Kali­for­nier bei einem Hei­mat­be­such vor zehn Tagen die elter­liche Bäckerei bei Insta­gram in der Früh­lings­sonne foto­gra­fierte. Die Quint­essenz der 128 Kom­men­tare unter dem Foto: Zwei Bre­zeln, bitte, und einmal den VfB retten.“ 

Hitzl­sperger als ein­zige rich­tige Lösung

Diese Auf­gabe soll nun Thomas Hitzl­sperger über­nehmen. Als der 52-fache deut­sche Natio­nal­spieler zum Nach­folger von Reschke ernannt wurde, lagen sich wieder wild­fremde Men­schen bei der Kehr­woche und bei Twitter wei­nend in den Armen. Wieder waren es Tränen der Freude, wird dem bis­he­rigen Direktor des Nach­wuchs­leis­tungs­zen­trums doch zuge­traut, den Fuß­ball-Bun­des­li­gisten vor dem Abstieg zu retten.

Der stets lesens­werte VfB-Blog ver​ti​kal​pass​.de“ sprach von einem Boss-Move von Prä­si­dent Wolf­gang Diet­rich“, schließ­lich nimmt sich der Prä­si­dent mit der Inthro­ni­sie­rung des beliebten Hitzl­sper­gers zumin­dest vor­über­ge­hend selbst aus der Schuss­linie. Bleibt abzu­warten, ob sich der Effekt, die Leis­tungs­stei­ge­rung des VfB in den Par­tien gegen Leipzig und Bremen, im Spiel gegen Han­nover am Sonntag bestä­tigen wird.

Übri­gens: Die Rhein­ge­schmeckten“ haben eine neue Heimat gefunden. Und beim Kar­neval war nach Aus­wer­tung aller Bilder das belieb­teste Kostüm: die Ver­klei­dung als Sport­di­rektor. Stil­echt mit Reschke-Spie­gel­son­nen­brille und Kapi­täns­mütze.

Ingmar Volk­mann ist Titel-Autor der Stutt­garter Zei­tung.