Markus Rosenberg wird 40 Jahre alt. Über einen Stürmer, der immer viel zu kurz kam – und dennoch ein Karriereende erlebte, das man schöner nicht malen könnte.
Dies ist eine aktualisierte Version unseres Textes zum Karriereende von Markus Rosenberg, der erstmals im November 2019 erschien.
Bald beginnt sie schon wieder, die Weihnachtszeit. Und mit ihr beginnt der alljährliche schier endlose Marathon aus peinlichen Supermarktwerbungen, überfüllten Innenstädten und kitschigen Happy-End-Filmen. Vor drei Jahren war es Markus Rosenberg, der diese Zeit offiziell einläutete – so kitschig wie sich der Schwede von der Fußballbühne verabschiedete.
Denn während andere Stürmer nach der Blütezeit ihrer Karriere nochmal für ein paar Jahre in die USA oder nach China wechseln, verbrachte Rosenberg die letzten Jahre seiner Laufbahn bei seinem Jugendverein Malmö FF. Und das sogar höchst erfolgreich: 153 Spiele, 107 Torbeteiligungen und drei Meistertitel sammelte der Ex-Bremer im Spätherbst seiner Karriere bei den Schweden. Und in Malmö liebten sie ihn dafür: Nach einem Doppelpack im Oktober 2019 verabschiedete ihn das Publikum mit Standing-Ovations.
In Bremen unsterblich
Dabei war der Stürmer zeit seiner Karriere nicht gerade der klassische Typ Spieler, der sich permanent in den Vordergrund drängte. In all den Erzählungen über die guten alten Werdertage, die 5:4‑Schützenfeste und spektakulären Flutlichtspiele, fällt sein Name viel zu selten. Markus Rosenberg, guter Stürmer damals, klar. Aber weißt du noch, was für einen Huf der Almeida hatte?
Doch damit tut man ihm Unrecht. Denn zwischen all den Auf-und-Abs, zwischen den Diegos und Petri Pasanens, war der Schwede immer irgendwie da. Er war keiner, mit dessen Trikots man die Kids auf jedem Bremer Bolzplatz sah, aber auch niemand, über den sich die ersten Mittfünfziger nach jeder vergebenen Torchance lustig machten. Er war einfach da – und das oft zum genau richtigen Zeitpunkt:
Zum Beispiel am 28. November 2007, als Werder in der Champions League (!) gegen Real Madrid (!!) mit 3:2 gewann (!!!). Dieser Start in die Partie, dieses Führungstor in der vierten Minuten durch ihn, Markus Rosenberg, sorgte in der Werder-Familie bis heute nachhaltig für den Glauben, dass wir es wirklich mit jedem aufnehmen können, wenn wir nur stark genug daran glauben. 15 Jahre, ein verkaufter Stadionname, ein Abstieg und unzählige 0:1‑Niederlagen in Augsburg später ist dieser Glaube zwar dahin, der damalige Eintrag im Kicker-Liveticker hat sich trotzdem wie ein Relikt vergangener Zeiten in unser Gehirn gebrannt:
4. Minute:
„Fritz schnappt sich den Ball vor Robinho, setzt zum Spurt über die Außenbahn an und flankt. Sanogo ist in der Mitte dran, dadurch Rosenberg frei vor Casillas – mit links netzt der Stürmer aus sechs Metern ein.“
Und dann ist da noch die Erinnerung an die Champions-League-Qualifikation im Sommer 2010. Werder gegen Sampdoria Genua. Das Hinspiel Zuhause locker mit 3:1 gewonnen – da müsste das Rückspiel ja ein Selbstläufer sein. Dachten zumindest viele Fans von der Weser und ehe man sich versah, lag Genua mit 3:0 in Front. Durch den Treffer zum 3:1 ging es in die Verlängerung, in der der spätere Held Claudio Pizarro dann das erlösende zweite Tor erzielte und Werder so in die bis dato letzte Champions-League-Saison der Vereinsgeschichte katapultiere.
Das erste Schwänzen
Dabei war es Rosenberg, der Werder mit seinem Treffer in der letzten Minute der regulären Spielzeit in die Verlängerung rettete. Der den damals noch so jungen Autor dieses Textes dazu brachte, Jubelgesten zu vollziehen, von deren Bedeutung er damals noch gar keine Ahnung hatte. Und der durch ihn (und minutenlanges Betteln) für die Verlängerung wach bleiben und am nächsten Tag die ersten zwei Schulstunden schwänzen durfte.
Im November 2019 hat Markus Rosenberg sein letztes Heimspiel für den FF Malmö bestritten. Und in bester Typ-rennt-doch-noch-zum-Flughafen-und-fängt-in-letzter-Sekunde-die-Freundin-ab-Manier erzielte der Schwede dabei nicht nur höchst kitschig den 2:2 Ausgleich, sondern – natürlich – auch das Tor zum 4:3. Als Siegtor. In der Nachspielzeit. Im letzten Heimspiel seiner Karriere, bei dem ihm die Fans eine irre Choreo gewidmet hatten. Der Typ weiß einfach, wie man sich verabschiedet.