Wenn Kroatien Vizeweltmeister geworden ist, was wäre dann erst, wenn es noch eine jugoslawische Nationalmannschaft gäbe? Hier kommt die Antwort. Und die hat es in sich.
Tor: Jan Oblak – Slowenien
Radelte früher täglich 50 Kilometer zum Trainingsgelände seines Klubs NK Olimpija Ljubljana, um erst spät nachts wieder heimzukommen. Heute gilt er für manch einen, dazu zählt auch Antoine Griezmann, als der beste Torhüter der Welt.
Innenverteidiger: Dejan Lovren – Kroatien
Liverpools und Kroatiens Abwehrchef und damit definitiv qualifiziert für unsere Jugo-Elf. Sagte vergangenes Jahr einmal, dass Luka Modric keine Chance bei der Weltfußballerwahl habe, weil er nicht Deutscher oder Spanier ist. Wie sich später zeigte, lag er mit dem Nationalitäts-Schubladendenken falsch.
Innenverteidiger: Stefan Savic – Montenegro
Gehört mit Diego Godin und Jose Maria Gemenez zur berüchtigten Defensive, die sich Diego Simeone bei Atletico Madrid zusammengebaut hat. Hätten Serbien und Montenegro nicht nach der WM 2006 ihre gemeinsame Nationalmannschaft aufgelöst, stände Savic wohl heute auch gegen Deutschland auf dem Platz.
Außenverteidiger: Sead Kolasinac – Bosnien-Herzegowina
Vielleicht der Linksverteidiger, den Deutschland so verzweifelt sucht. Problem: Ist zwar in Karlsruhe geborgen und spielte sogar bis zur U20 für den DFB, entschied sich dann aber für das Land, aus dem seine Eltern 1973 nach Deutschland gezogen waren.
Außenverteidiger: Aleksandar Kolarov – Serbien
Kapitän Serbiens, der allerdings am heutigen Abend verletzt fehlen wird. In seiner Kindheit musste Kolarov sich an das Sirenengeheul und die Bomben des Jugoslawienkriegs gewöhnen. Doch diese traurigen Umstände hatten auch schöne Momente in sich, erinnert sich Kolarov im Gespräch mit The Players Tribune: »Durch das andauernde schulfrei hatten meine Freunde und ich umso mehr Zeit zum Fußballspielen.«
Zentrales Mittelfeld: Luka Modric – Kroatien
Der amtierende Fußballer Europas und der Fifa, aber ebenfalls ein Kind des Krieges. Anders als Kolarov musste er aus seinem Heimatdorf fliehen. Aus dem kroatischen Zaton an die Küste des Landes nach Zadar. Die serbischen Milizen trieben ihn und seine Familie dorthin. Modric verlor dabei seinen Großvater.
Zentrales Mittelfeld: Miralem Pjanic – Bosnien-Herzegowina
Durch den Vater Fahrudin, selbst Fußballer, zog es die Familie Pjanic Anfang der 90er Jahre nach Luxemburg. Sohn Miralem übertraf die Erfolge seines Vaters schnell, mit 14 wechselte er nach Metz – heute ist er das Hirn im Mittelfeld von Juventus Turin.
Zentrales Mittelfeld: Sergej Milinkovic-Savic – Serbien
Milan? Juve? Oder doch Real? Im vergangenen Sommer hatten die Königlichen angeblich ein Paket von 154 Millionen Euro für die Verpflichtung Milinkovic-Savics zusammengestellt. Doch Lazio wollte ihn vorerst nicht verkaufen, also blieb er. Und das obwohl ihn die faschistische Lazio-Ultragruppe »Irriducibili« einst als »Zigeuner« beleidigte.
Mittelstürmer: Edin Dzeko – Bosnien-Herzegowina
Sprach bei seiner Ankunft in Manchester 2011 ganz offen über das Aufwachsen unter der Belagerung der bosnischen Serben in Sarajevo. »Meine gesamte Familie – an die 15 Personen – zwängte sich in eine 35-Quadratmeter-Wohnung. Ich war sehr jung und habe oft geweint.« Dzeko stieg auf zum zeitweise teuersten Spieler der Bundesliga. Dennoch ließen ihn die Kriegsjahre nie los.
Flügelspieler: Luka Jovic – Serbien
So unerwartet wie der Aufstieg Eintracht Frankfurts, war auch der von Luka Jovic. Als gescheitertes Talent kam er von Benfica Lissabon nach Hessen. Doch seitdem hat der 21-Jährige die Hintermannschaften der Bundesligateams derart oft erfolgreich durchtänzelt, dass sich Joachim Löw für heute Abend einen ordentlichen Defensiv-Plan überlegt haben sollte.
Flügelspieler: Andrej Kramaric – Kroatien
Sprengt in der jugoslawischen Fantasie-Elf das kongeniale Duo Jovic/Rebic. Weil er fünf Saisontreffer mehr hat als dieser und vielleicht sogar das feinere Füßchen.
Tor (Bank): Samir Handanovic – Slowenien
Der zweite Weltklasse Torhüter aus einem Land mit gerade einmal 2 Millionen Einwohnern – stark.
Abwehr (Bank): Nikola Milenkovic – Serbien
Ein eher unbekannter Name. Und dennoch: Manchester United und der FC Bayern waren angeblich schon an ihm dran. Fürs Erste läuft er noch für den AC Florenz auf.
Mittelfeld (Bank): Marcelo Brozovic – Kroatien
Eher unauffällig und dennoch als Ballverteiler bei Inter Mailand und beim Vizeweltmeister Kroatien unersetzbar.
Angriff (Bank): Mario Mandzukic und Ante Rebic – Kroatien
Die Kroaten dominieren dieses Team ein wenig. Was vor allem an deren geschlossenen Auftritt im WM-Sommer 2018 liegt.