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Herr Jahn, warum ist der Hertha dieses Schiff so wichtig?
Weil es ohne das Schiff auch keinen Verein namens Hertha BSC gäbe. 1892 taten sich zwei Brü­der­paare zusammen, um einen Fuß­ball­verein zu gründen. Einer der Gründer, Fritz Lindner, war zuvor mit seinem Vater auf einer Damp­fer­fahrt auf der Havel gewesen. Diese Fahrt hat Lindner scheinbar so beein­druckt, dass er seine Freunde davon über­zeugte, den Namen des Damp­fers für den Verein zu über­nehmen. Also hieß der Klub dann BFC Hertha 92 und spielte fortan in Blau und Weiß.

Aber wieso kauft man das Schiff erst jetzt, knapp 125 Jahre nach der Ver­eins­grün­dung?
Das Kuriose ist ja, dass man lange gar nicht wusste, dass der Dampfer über­haupt noch exis­tiert. Erst 2002 hat der Verein her­aus­ge­funden, dass das Schiff in Wus­ter­hausen an der Dosse – etwa andert­halb Stunden nörd­lich von Berlin – liegt. Ein pfif­figer Unter­nehmer, Peter Dentler, hatte den Dampfer 1969 in einer Ost­ber­liner Werft ent­deckt. Aller­dings hieß das Schiff damals nach der Losung der jungen Pio­niere Seid Bereit„ und keiner wusste, dass es die alte Hertha ist. Also lag es brach und sollte ver­schrottet werden.

Doch Herr Dentler machte es wieder flott?
Genau. Mit ziem­lich großem Auf­wand und einem Spe­zi­al­kran trans­por­tierte er es nach Wus­ter­hausen an der Dosse, hielt es fortan in Stand und bot See­rund­fahrten an.

Aber dass er das namens­ge­bende Schiff der Hertha gekauft hatte, war ihm gar nicht klar?
Nein, bis 2002 trug der Dampfer dann den Namen Seebär„. Ein Schiffs­his­to­riker fand zwar schon in den Sieb­zi­gern anhand von Fotos heraus, dass es sich um die alte Hertha han­delte, aller­dings machten die Dent­lers das nicht publik. Erst zum 110 Geburtstag, im Jahr 2002, bekam Hertha BSC davon Wind und dann wurde erst­mals ver­han­delt. Aller­dings konnte sich der Verein das Schiff damals nicht leisten.

Damals ging es um etwa 200.000 Euro. Jetzt sollen es knapp 400.000 Euro sein, die Hertha an die Pri­g­nitzer Lea­sing-Gesell­schaft zahlt, die das Schiff den Dent­lers vor ein paar Jahren abge­kauft hat. Warum klappt es aus­ge­rechnet jetzt?
Zum einen wurde am Montag das Prä­si­diums des Ver­eins gewählt. Da war es sicher­lich nicht von Nach­teil, den Mit­glie­dern diesen über­ra­schenden Coup zu prä­sen­tieren. Außerdem haben die zwei Prä­si­di­ums­mit­glieder Ingmar Pering und Chris­tian Wolter, die das Schiff nun kaufen, ein Betei­li­gungs­mo­dell ent­wi­ckelt. Sie wollen 1892 Anteile des Schiffs an die Fans ver­kaufen, die sich so ein Stück His­torie sichern und gleich­zeitig zur Finan­zie­rung bei­tragen.

Immerhin wusste man ja spä­tes­tens seit 2002, wo das Schiff steht. Trotzdem wurden die Dent­lers nach eigener Aus­sage nicht unbe­dingt von Hertha-Fans über­rannt. Wie wichtig ist den Fans der Grün­dungs­dampfer denn über­haupt?
Den Fans ist das Schiff schon sehr wichtig, der Dampfer war ja auch immer wieder Thema. Das man schon seit langer Zeit damit fahren konnte, wurde von Ver­eins­seite aller­dings nicht beworben. So kamen zwar ver­ein­zelt Fan­clubs nach Wus­ter­hausen an der Dosse, aber eben nicht genug.

Oder aber die Fal­schen!
Richtig. Vor ein paar Jahren mie­tete eine Gruppe Union-Fans das Schiff und fuhr in Rot-Weiß über den See. Es kam also zu einer Art fried­li­cher Über­nahme. Das dürfte in Zukunft nicht mehr pas­sieren.

Was genau hat die Hertha denn in Zukunft mit der Hertha vor?
Das ist noch völlig offen. Man könnte es auf der Spree fahren lassen, aller­dings gibt es da sehr strenge Vor­gaben und Sicher­heits­be­stim­mungen. Eine andere Idee ist, aus dem Dampfer in der Nähe des Olym­pia­sta­dions ein Museum zu errichten. Die dritte Vari­ante, die mir per­sön­lich am besten gefällt, wäre aus dem Schiff einen Fan­treff zu machen. Es also auf der Spree zu ankern und eine Kneipe auf­zu­ma­chen.