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Seite 2: „Der nationale Wettbewerb bringt Erinnerungen, Traditionen und Rivalitäten mit"

Ein voller Ter­min­ka­lender würde Bayern und Dort­mund weiter belasten. Wäre dies nicht auch eine Chance für klei­nere Ver­eine im natio­nalen Wett­be­werb?
Das glaube ich nicht. Sobald sich so ein System eta­bliert, können sich die Bayern oder auch Dort­mund zwei oder drei gleich­wer­tige Kader leisten. Dann wird mit der A‑Plus-Mann­schaft in der Euro­pean Super League, mit der A‑Mannschaft in der Bun­des­liga und mit der B‑Mannschaft im DFB-Pokal gespielt.

Oder die anderen Ver­eine schließen Dort­mund und Bayern, wenn diese denn gerne in der Super League spielen wollen, von der Bun­des­liga aus.
Genau. Das ist mitt­ler­weile auch der Gedanke von einigen Fans. Diese Reak­tion ist, finde ich, sogar nach­voll­ziehbar. Doch auf der anderen Seite wollen viele Fans Spiele gegen Bayern und Dort­mund auch nicht missen. Hinzu kommt, dass die Fans der großen Ver­eine diese Pläne nicht gut­heißen. Der natio­nale Wett­be­werb bringt Erin­ne­rungen, Tra­di­tionen und Riva­li­täten mit. Für viele Bayern-Fans ist Bayern gegen Nürn­berg immer noch ein grö­ßeres Spiel als Bayern gegen Real Madrid.

FSE sieht die natio­nalen Wett­be­werbe in Gefahr. Pep Guar­diola hat sich für weniger Ver­eine in der Pre­mier League aus­ge­spro­chen. Wie sehen Sie solche Vor­stöße?
Davon halte ich gar nichts. Die Stär­kung der natio­nalen Ligen muss bedeuten, dass für die Ver­eine, die nicht an den euro­päi­schen Wett­be­werben teil­nehmen, mehr Geld abfällt. Diese Ver­eine sollten in den eigenen natio­nalen Ligen wei­terhin wett­be­werbs­fähig sein. Kein eng­li­scher Fan möchte einen vollen euro­päi­schen Ter­min­ka­lender auf Kosten der natio­nalen Liga. Wenn die Pre­mier League mit 18 statt 20 Ver­einen spielt, dann ist die Durch­läs­sig­keit zwi­schen den Ligen noch geringer, als sie ohnehin schon ist. Je auf­ge­blähter der euro­päi­sche Wett­be­werb, desto schwie­riger wird es auch für die natio­nalen Pokal­wett­be­werbe. Der League Cup wäre ein klas­si­sches Bau­ern­opfer. Wobei der Wett­be­werb vor allem für klei­nere Ver­eine wichtig ist. Der spä­tere Ein­stieg der Top­mann­schaften in den Pokalen ist ja bereits jetzt Rea­lität, in Eng­land etwa und in Ita­lien. Eine Dis­kus­sion dar­über könnte auch in Deutsch­land auf­kommen, wenn bei­spiels­weise die Bayern oder Dort­mund irgend­wann ihre Belas­tungen bean­standen würden.

Javier Tebas, Chef der spa­ni­schen LaLiga, behauptet, FIFA-Prä­si­dent Gianni Infan­tino habe bei meh­reren Treffen an Gesprä­chen über die Super League teil­ge­nommen. Infan­tino selbst hat sich dazu nicht geäu­ßert. Nun hat die FIFA eine Mel­dung ver­öf­fent­licht, die einer Euro­pean Super League eine Absage erteilt – mit Infan­tino-Unter­schrift. Was halten Sie davon?
Es gibt kaum einen Fan, der Infan­tino traut. Ich denke, die FIFA wurde von der UEFA unter Druck gesetzt. Das wurde getan, um den öffent­li­chen Frieden zu wahren. Mehr als ein Burg­frieden ist das nicht.

Manche sehen in der Super League ledig­lich ein Druck­mittel, um eine Cham­pions League-Reform nach der Vor­stel­lung der großen Klubs über die Hin­tertür ein­zu­führen. Liegt darin nicht die Gefahr?
Das bedeutet jedoch nicht, dass die Euro­pean Super League keine reale Gefahr dar­stellt. In unserer Erklä­rung haben wir bekräf­tigt, dass wir jeg­liche Reformen der euro­päi­schen Wett­be­werbe unter dem UEFA-Dach an den auf­ge­führten Kri­te­rien messen werden, sprich: gerech­tere Ver­tei­lung der Gelder, Wah­rung und Ein­bezug der Fan­inter­essen, Stär­kung der natio­nalen Wett­be­werbe. Das müssen die Kri­te­rien bleiben, wenn der euro­päi­sche Fuß­ball keinen Allein­gang ohne die Fans machen will. Die UEFA strebt der­zeit allen Anschein nach eine Reform nach dem Schweizer Modell an. Das würde wohl bedeuten, dass mehr Spiele statt­finden und die Schere zwi­schen armen und rei­chen Ver­einen noch größer werden würde. Daher werden wir das ganz genau beob­achten und ent­spre­chend bewerten.