Auf dem Platz ohne Betäubung genäht worden – ein normaler Arbeitstag für Ermin Bicakcic? Vielleicht. Trotzdem hat er sich einen Platz in unserer 11 des Spieltags verdient.
André Hahn
Wäre die Offensive von Borussia Mönchengladbach ein Besteckkasten, er wäre voller hübschem Zierrat. Filetiermesser Stindl. Handquirl Traoré. Raffael, goldener Löffel. Und dann gibt es da noch André Hahn. Typ Fleischklopfer. Ziemlich geradeaus. Einer, bei dem es auch samstags um 15.30 Uhr einfach nur High Noon schlägt. Gelernter Lackierer. Frisur und Tattoos Marke „Fun Parc Trittau“. Einer, der immer so aussieht, als würde er nicht den Ballast der Unentschiedenheit mit sich herumschleppen. Allein, weil man ihm keine zwei Gedanken zugleich zutraut. Ein großes Glück, wie das Spiel in München bewies. Ballannahme, Schuss, Tor. Kein Zaudern, Zögern oder Grübeln. Einfach nur Hahnsinn.
Henrikh Mkhitaryan
Es läuft bei Henrikh Mkhitaryan. Woche für Woche spielt der Armenier derzeit eine Gala-Vorstellung nach der nächsten in den Kalender. Inzwischen gelingen ihm sogar die Dinger, die eigentlich komplett in die Hose gehen sollten. So wie die Vorlage zum ersten Dortmunder Tor gegen Wolfsburg. Als Schussversuch ins Leben gestellt, landete der verunglückte Ball punktgenau vor dem Füßchen von Shinji Kagawa, der sich gegen den Torerfolg nur noch unter größter Anstrengung hätte wehren können. Voriges Jahr hätte Mkhitaryan diesen Ball vermutlich direkt in des Japaners Gesicht geschweißt. Wobei er dann so unglücklich gefallen wäre, dass sie ihm eine Ganzkörperschiene hätte anlegen müssen. Aber wie sagt man in Armenien: Haste Dusel am Fuß, haste Dusel am Fuß.
Shinji Kagawa
Tänzelte durch den Signal-Iduna-Park, als wäre der vergangene Samstag sein ganz persönliches Kirschblütenfest gewesen. Doch im Gegensatz zum tragischen Schicksal der japanischen Kirsche trug Kagawas Tagewerk reichlich Früchte: Tor, Torvorlage und auch die B‑Note ein Feuerwerk. No-Look-Pässe, Dribblings, für deren Bewegungseleganz Waldorfschüler der Anthroposophie die Sporen geben würden und überhaupt eine ganzheitliche Spielfreude, dass man einen Himmelskörper nach ihm benennen wollte. Ist nur leider schon geschehen: (6665) Kagawa, Hauptgürtelasteroid aus der EOS-Familie. Absolute Helligkeit: 11,9 mag. Woran man schon erkennt, dass der Asteroid nicht nach Kagawa Shinji sondern nach dem Astronomen Kagawa Tetsuo benannt wurde. Dortmunds Mittelfeldjuwel strahlt entschieden heller.
Nicklas Bendtner
Hat seinen Vertrag aufgelöst. Und damit in dieser Woche als so ziemlich einziger Wolfsburger alles richtig gemacht. Glückwunsch, Lord. Wir werden Dich vermissen.
Benjamin Henrichs
Er ist zarte 19 Jahre alt. Trägt eine Frisur, als würde er Morgen für Morgen in einen einseitig über ihn kommenden Wirbelsturm aus Haargel geraten. Und ist scheinbar die Antwort auf alle offenen Fragen, denen sich Roger Schmidt in letzter Zeit ausgesetzt sah. In den vergangenen Wochen noch als Aushilfs-Rechtsverteidiger aufgeboten, musste Henrichs nach dem Ausfall von Stammhalter Wendell gegen Hertha als Linksverteidiger ran. Und spielte auch dort, als hätte er nicht nur Abitur, sondern auch noch das Jodel-Diplom der Andreas Brehme-Hochschule für Vielseitigkeit. Dabei sein eigentliches Hauptfach: Das offensive Mittelfeld. Wenn er dort auch nur annähernd so überzeugend aufspielt wie als Verteidiger, gründen wir einen Fanklub. So aber auch. Allein schon wegen der Frisur.
Rune Jarstein
Drei Mal war er als Teenager im Probetraining bei Manchester United. Die ihn auch gerne verpflichtet hätten. Nur wollte der junge Rune Jarstein sein geliebtes Norwegen nicht verlassen. Weil er ahnte, dass er keine Leistung abliefern könne, wenn er sich nicht heimisch fühle. Womit immerhin anzunehmen ist, dass er sich in Berlin inzwischen so sehr zu Hause fühlt, wie Frank Zander in einem Pool aus Schultheiss. Denn beim Spiel in Leverkusen zeigte er so viele schöne Paraden, dass Kim Jong-un bereits angewiesen haben soll, ihm ein Angebot zu unterbreiten.