Nach seiner erfolgreichen Laufbahn beim FC Bayern war Hansi Pflügler der erste hauptamtliche Merchandisebeauftragte in der Bundesliga. Heute wird er 60 Jahre alt. 2011 sprachen wir mit ihm über ausführlich über Shop-Topseller, Flops und Uli Hoeneß, der einst selbst Pakete schnürte.
Hansi Pflügler, Sie waren Teil des WM-Kaders 1990 und fingen zwei Jahre später als erster offizieller Merchandisebeauftragter beim FC Bayern an. Wie kam es dazu?
Ich habe parallel zu meiner Profikarriere ein Studium zum Stahlbauingenieur gemacht. Eigentlich hatte ich ein zweites Standbein, aber als mit dem Fußballspielen aufhörte, wollte ich doch gerne im Fußball und am liebsten beim FC Bayern bleiben. Als Uli Hoeneß mir das Angebot machte, habe ich sofort zugesagt.
Was hat sich grundlegend in Ihrem Job verändert?
Als ich 1992 anfing, gab es einen Merchandising-Katalog mit einer Laufzeit von zwei, drei Jahren. Heute erscheint ein Hauptkatalog pro Jahr, dazu kommen Frühjahrsprodukte, ständig Flyer mit Neuigkeiten, die adidas-Kollektion und spezielle Weihnachtsartikel. Es gibt sogar Schnäppchenjäger, die nur darauf warten, dass Sachen heruntergesetzt werden.
Wieviel Artikel haben Sie damals angeboten?
Vielleicht 200, jetzt gibt es weit über 750. Aber inzwischen haben wir deutschlandweit auch sechs Shops und für das Bayern-Merchandise arbeiten rund 130 Menschen. Als ich anfing, waren wir gerade mal zu viert.
Welchen Stellenwert hatte die Produktpalette damals?
Einfach gesagt, war man froh, wenn wir keinen Ärger machten. (lacht) Wir sollten unsere Kunden zufriedenstellen und den Shop am Laufen halten. Inzwischen sind wir beim Finanzvorstand in der Etatplanung ein durchaus annehmbarer Posten.
Beschreiben Sie doch mal, wie am Anfang der Austausch zwischen Ihnen als Quereinsteiger im Merchandising und dem Kaufmann Uli Hoeneß war.
Learning by doing. Wenn damals zu Weihnachten die Bestellungen zunahmen, mussten wir alles selbst verpacken. Dann hat auch Uli Hoeneß sich Zeit genommen, mit an zupacken. Und wenn es dann Treppe rauf, Treppe runter zum Postausgang ging, musste er schon mal das Hemd wechseln. Heute haben wir für sowas einen Dienstleister, der an Weihnachten tausende Pakete am Tag für uns verschickt.
Wie haben sich die Käufer seither verändert?
Generell sind Fans heute eher bereit zu zeigen, welchem Verein sie sich zugehörig fühlen. Ein Trikot ist sicher nicht billig, aber es gibt Leute, die tragen das Hemd fünf Tage die Woche. Im Vergleich zu einem Shirt, das die Hälfte kostet, lässt sich das dann doch rechnen.
Merken Sie, wenn beim FC Bayern der Erfolg ausbleibt?
Ein Titel bringt natürlich immer etwas, weil ja auch Sonderprodukte wie Meistershirts oder Caps verkauft werden. Aber generell können wir uns ein, zwei Jahre ohne Titel beim Merchandising erlauben.
Welche Ereignisse in der Bayern-Historie haben Ihren Bereich nachhaltig vorangebacht?
Nach dem Champions-League-Sieg 2001 sind sehr viele Fans dazu gekommen, der Hype hat sich fast ein Jahr lang fortgesetzt. Meisterschaft, Champions League und Weltpokal – das war schon eine sensationelle Runde.
Erhöht sich die Zahl der Bestellungen, wenn der Klub eine Reihe von Top-Transfers vollzieht?
Natürlich, aber interessant sind bei den Trikots generell nur die Stürmer. Jedes Kind träumt davon, Tore zu machen. Von Defensivspielern verkaufen wir nur etwa 20 Prozent der Jerseys. Philipp Lahm ist da vielleicht noch eine Ausnahme, aber dass Jérome Boateng so viele Trikots verkauft wie Mario Gomez würde mich wundern.
Welcher Spieler war bis zum Jahr 2011 der Top-Seller?
Das gestreifte Trikot 1996 nach der Verpflichtung von Jürgen Klinsmann war sehr erfolgreich. Aber seit damals haben sich die Verkäufe insgesamt noch deutlich gesteigert.