Aufstiegsdrama, Impfpass-Fälscher und Traditionsvereine, die sich nach besseren Zeiten sehnen. Klingt nach 2. Bundesliga, ist aber die Regionalliga Nordost. Wir blicken auf die heute startende Restrunde.
Auch in der Lausitz hegen die Fans wieder Aufstiegswünsche. „Pele“ Wollitz führt die Cottbusser in seiner dritten Amtszeit zurück ins Meisterrennen. Seit dem Abstieg aus der 2. Bundesliga in der Saison 2013/14 ist Energie Cottbus zur Fahrstuhlmannschaft zwischen dritter und vierter Spielklasse geworden. Auch wenn es niemand öffentlich sagt, gibt es dort den Anspruch die Regionalliga schnellstens wieder hinter sich zu lassen. In dieser Saison scheint das im Bereich des Möglichen zu sein, denn es ist ausnahmsweise mal ruhig rund um den Verein.
Auf dem Platz ist viel abhängig vom Duo Engelhardt/Pronichev, die mit jeweils (!) 20 Scorerpunkten in dieser Saison einen Großteil der Offensiv-Power ausmachen. Es sollten sich bei den Cottbussern jedoch nicht allzu viele Stammkräfte verletzen oder erkranken, denn der Kader ist nicht sonderlich breit besetzt. Wintertransfers gab es bisher auch keine. Wenn die Mannschaft fit bleibt, ist hingegen alles drin, auch der Aufstieg.
Mit dem BFC Dynamo steht der Rekordmeister der DDR an der Tabellenspitze der Regionalliga und darf darauf hoffen, zum ersten Mal in eine Liga mit Vereinen aus dem Westen aufzusteigen. Zum ersten Mal seit Jahren spielt der Verein aus dem Osten Berlins wieder oben mit, und dann gleich richtig. Auch die Rückkehr in das Sportforum Hohenschönhausen scheint dem Team und den Fans nach vielen Jahren im weitläufigen Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark gut zu tun.
Die Mannschaft von Trainer Christian Benbennek spielt bisher eine souveräne Saison, auch wenn sie sich gegen die Topmannschaften der Liga oft schwer tut. In der Winterpause verstärkten sich die Berliner mit dem Linksverteidiger Sebastian Hertner, der lange für Aue in der 2. Bundesliga spielte. Und mit dem Impfskeptiker Theodor Bergmann vom FC Carl Zeiss Jena, dessen Rauswurf für Dynamo kein Problem zu sein scheint. Damit ist der BFC gut gerüstet für die verbleibenden 16 Spiele und kann die Rolle des Gejagten annehmen.
Als wenn das Aufstiegsrennen nicht schon spannend genug wäre, lauern auf den Plätzen sechs bis acht auch noch der Chemnitzer FC, die VSG Altglienicke und Babelsberg 03, die allesamt eine solide Saison spielen und die Spitzentruppe durchaus aufmischen könnten. Hinzu kommt, dass die Zulassung von Zuschauern sich momentan in jedem Bundesland unterscheidet. Die Berliner Vereine können Stand jetzt ihre Heimspiele vor bis zu 3.000 Zuschauern austragen während in Sachsen und Brandenburg lediglich 1.000 ins Stadion kommen. In der vom Kampf geprägten Regionalliga kann das durchaus zum Faktor werden.
Dynamo, Lok Leipzig und Cottbus liefern sich ein heißes Rennen um Platz eins, das der BFC schließlich für sich entscheidet, da Energie vom Verletzungspech geplagt wird und Lok im Stadtderby nicht über einen Punkt hinaus kommt. Beim BAK braucht die Mannschaft zu lange um wieder auf die Siegerstraße zu kommen und Jena rutscht ins Tabellen-Mittelfeld ab.
So, oder auch völlig anders wird es kommen. Sicher ist: Die Regionalliga Nordost wird sich lohnen. Gerade an diesem Wochenende, wenn in vielen anderen Top-Ligen der Ball ruht, zahlt sich ein Blick auf die vierte Liga aus.