Aufstiegsdrama, Impfpass-Fälscher und Traditionsvereine, die sich nach besseren Zeiten sehnen. Klingt nach 2. Bundesliga, ist aber die Regionalliga Nordost. Wir blicken auf die heute startende Restrunde.
Länderspielpause. Als wäre die Unterbrechung der Topligen an diesem Wochenende nicht schon schlimm genug, kommt sie in Europa sogar gänzlich ohne Länderspiele daher. Klar, Nord- und Südamerika sowie Asien tragen WM-Qualifikationsspiele aus und der Afrika-Cup geht mit den Viertelfinalspielen in die heiße Phase. Doch wer auf der Suche nach bester Fußballunterhaltung ist, wird auch hierzulande fündig. Denn nach einer langen Winterpause geht es für die Kicker der Regionalliga Nordost an diesem Wochenende wieder zurück in den Ligaalltag. Nach zuletzt zwei abgebrochenen Spielzeiten besteht in diesem Jahr trotz hoher Infektionszahlen die Hoffnung, dass die Saison bis zum Ende ausgetragen werden kann. Das wäre wünschenswert, denn es bahnt sich ein packendes Finale um die Meisterschaft an.
Der diesjährige Meister der Regionalliga Nordost tritt gemäß der DFB-Aufstiegsregelung von 2019 gegen den Meister der Regionalliga Nord an, um im einzigen Aufstiegsspiel den vierten Aufsteiger in den Profibereich zu ermitteln. 2021 schnappte sich der mit Investorengeld aufgemotzte FC Viktoria Berlin den langersehnten direkten Aufstiegsplatz. Die Liga ist seit Jahren voll von Vereinen mit Drittliga-Ambitionen und der jetzige Aufstiegskampf verspricht Spannung, Spannung, Spannung! Wir werfen einen Blick auf die Kandidaten und wagen sogar eine Prognose.
In Jena gab es zu Beginn des Jahres Aufregung um Theodor Bergmann. Berichten zufolge soll sich der Spieler erst skeptisch gegenüber der Impfung gegen das Corona-Virus geäußert und das Impfangebot des Vereins ausgeschlagen haben, nur um dann einen „unregelmäßigen“ Impfpass vorzulegen. Zu dem Verein, der seit dem Sommer sogar auf dem Trikot für das Impfen wirbt, passt solch ein Verhalten wenig. Die Verantwortlichen lösten den Vertrag auf.
Sportlich läuft es dahingegen gar nicht mal so schlecht für den FCC. Die Thüringer legten im Herbst einen schwachen Start in die Saison hin, kämpften sich dann aber bis zur Winterpause auf Platz fünf. Das Nachholspiel gegen Lok Leipzig verloren die Jenaer jedoch am vergangen Samstag mit 2:3. Die kommenden Spiele werden richtungsweisend sein: Am Samstag gastiert der FCC in Cottbus und in einem weiteren Nachholspiel geht es gegen die spielstarke VSG Altglienicke. Sollte die Mannschaft dort jeweils punkten, könnte in Jena nochmal Euphorie entstehen.
Mit dem Sieg in Jena kletterte Lok auf Platz vier in der Tabelle. Sollten die Leipziger die zwei Nachholspiele gegen Luckenwalde und Rathenow gewinnen, stünden sie auf Platz zwei, nur einen Punkt hinter Tabellenführer BFC Dynamo. Almedin Civa, für den es erst die zweite Trainerstation ist, lässt einen ansprechenden Offensivfußball spielen – wahrlich keine Selbstverständlichkeit in der Regionalliga. Insbesondere Loks Stürmer Djamal Diane sorgte mit 14 Treffern in nur 16 Partien für viele Punkte.
Nach der bitteren Erfahrung in den Aufstiegsspielen 2020, als die Sachsen mit zwei Remis am SC Verl scheiterten, scheint Lok wieder hungrig zu sein. Wenn die Blau-Gelben weiterhin in Form bleiben, könnte es ein spannendes Finale um den Aufstieg geben. Womöglich sogar am vorletzten Spieltag: Da spielt Lok im Stadtderby bei Chemie.
Der Berliner Athletik Klub ist der einzige Verein im diesjährigen Aufstiegsrennen ohne Erstligaerfahrung. Fans zieht die Mannschaft aus Moabit trotzdem an. Das liegt vor allem an Kapitän und Influencer Nader El-Jindaoui (über dessen Geschichte wir bereits breichteten), der tausende jugendliche Follower zu seinen Spielen mobilisiert. Die bekommen im Poststadion eine merkwürdige Saison des BAK zu sehen. Im November waren die Berliner nach 17 Spielen noch Tabellenführer – dann brach in der Mannschaft Corona aus. Nach der Zwangspause standen vier Pflichtspiele in elf Tagen an, von denen alle drei Ligaspiele verloren gingen. In Jena brachen zudem zwei Spieler, die gerade eine Infektion durchgemacht hatten, nach der Partie zusammen.
Als die Regionalligisten dann in die Winterpause gingen, warb der Drittligist Hallescher FC auch noch den Erfolgstrainer André Meyer ab. Sein Nachfolger, Benjamin Duda, kommt wiederum vom Ligakonkurrenten VfB Germania Halberstadt. Der BAK ist aus diesen Gründen eine Wundertüte. Findet die Mannschaft mit dem neuen Trainer wieder ihre Spielweise aus der Hinrunde, kann sie durchaus weiter oben mitspielen. Ein Aufstieg in die 3. Liga wäre der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte.