Viele Bundesligamannschaften verhalten sich grundsätzlich falsch, wenn sie erst einmal in Führung liegen. Doch das ist nicht weiter schlimm, denn es liegt in der Natur des Menschen.
Die vielleicht dämlichste aller so genannter Fußballweisheit, die man aber trotzdem manchmal hören kann, behauptet: „Wer Einsnull führt, der stets verliert.“ Das reimt sich zwar einigermaßen, ist aber völliger Blödsinn wie jedes Wochenende auf Tausenden Fußballplätzen bewiesen wird.
In neun Bundesligaspielen am vergangenen Wochenende etwa ging nur Nürnberg trotz einer 1:0‑Führung als Verlierer vom Platz. Dennoch hat es mit dem Führungstreffer im Fußball eine besondere Bewandtnis: Er setzt nämlich einen interessanten Mechanismus in Gang, der Verlust-Aversion heißt.
Damit bezeichnen Psychologen das Phänomen, dass wir Verluste generell stärker gewichten als Gewinne. Wer auf der Straße 100 Euro verliert, ärgert sich mehr, als er sich freuen würde, wenn er 100 Euro findet. Im Fußballstadion erleben wir das etwa, wenn ein 2:2‑Unentschieden von den Fans gefeiert wird, weil ihr Team ein 0:2 aufgeholt hat.
Falsche Verhaltensweisen
Die Anhänger des anderen Klubs hingegen gehen grummelnd nach Hause, weil ihre Mannschaft eine 2:0‑Führung verspielt hat. Zwar haben eigentlich beide einen Punkt, aber die einen jubeln, dass sie nicht verloren haben, während die anderen den Verlust der Führung betrauern.
Diese starke Aversion dagegen, etwas zu verlieren, ist aber nicht nur eine Sache der Fans, sondern auch bei Spielern und Trainern zu beobachten, und sie führt ganz oft zu falschen Verhaltensweisen. „Nach dem 1:0 stellte die Mannschaft das Spielen ein“, ist ein klassischer Satz, den wir schon hunderte Male im Fernsehen gehört haben und die zugehörigen Spiele kennen wir auch bestens.