Das DFB-Team hat eine beeindruckende EM gespielt und kann sich nun mit dem Titel endgültig belohnen. Das könnte eine ganz neue Begeisterung entfachen.
Deutschland steht im Finale der Europameisterschaft. Wer hätte das vor etwa einem Monat noch gedacht? Die Wenigsten wahrscheinlich. Zumindest sieht das Überfliegerin Alexandra Popp so: „Kein Schwein hat mit uns gerechnet und wir stehen jetzt im Finale gegen England in Wembley vor 90.000, ganz ehrlich, was Schöneres gibt’s nicht.“
Das DFB-Team hat begeistert bei diesem Turnier und sich eindrucksvoll zurückgemeldet nach Jahren mit vielen kleineren Krisen. Nun können sie sich mit dem EM-Titel auch dafür belohnen. Tatsächlich gab es das Duell zwischen England und Deutschland in Wembley schon mal vor nicht allzu langer Zeit. Im Aufeinandertreffen am 9. November 2019 vor 77.768 Zuschauenden gewann Deutschland 2:1.
Wenn am Sonntagabend das Endspiel der Fußball-EM (18 Uhr, ARD und Dazn) angepfiffen wird, treffen die beiden besten Nationen des Turniers aufeinander, deren Weg dahin mit einem Blick auf die Statistik ähnlich mühelos erscheint. In fünf Spielen gelangen dem Gastgeber fünf Siege bei 20:1‑Toren. Deutschland steht bei ebenfalls fünf Siegen und 13:1‑Toren.
England dürfte dank des Heimvorteils und zuletzt 19 Spielen ohne Niederlage zumindest leicht in der Favoritenrolle sein. „Ich glaube, das ganze Stadion wird gegen uns sein. Wir spielen nicht nur gegen England, sondern gegen die ganze Nation gefühlt“, sagt Lena Oberdorf.
Dass man das gesamte Stadion gegen sich hat, kann aber auch die „Jetzt-erst-Recht“-Haltung bei den deutschen Spielerinnen wecken, die sie ohnehin schon seit Beginn des Turniers ausstrahlen. Im Halbfinale setzte sich das DFB-Team nach großem Kampf gegen Frankreich durch und zeigte erneut eine beeindruckende Leistung.
Von dem ersten Gegentreffer im Turnier hat sich Deutschland nicht aus dem Konzept bringen lassen und unbeirrt sein Spiel durchgezogen. Diese mentale Stärke könnte zu einer wichtigen Eigenschaft im Finale werden, vor allem falls die Deutschen in Rückstand geraten sollten.
Zusätzlich hat man beim DFB-Team – im Gegensatz zu den vergangenen Jahren – das Gefühl, dass es immer in der Lage ist, ein Tor zu machen. Das ist vor allem wegen Alexandra Popp der Fall, die sich im Finale ein ganz eigenes Duell mit der Engländerin Bethany Mead um die Torjägerinnenkrone liefern könnte. Beide haben bisher sechs Treffer im Turnier erzielt und damit einen neuen Rekord aufgestellt.
Es ist längst bekannt, dass England mit Mead, Ellen White und Lauren Hemp Spielerinnen mit Weltklasseniveau in der Offensive hat. Auf die deutsche Abwehrkette dürften deshalb einige Herausforderungen zukommen, vor allem auf Außenverteidigerin Felicitas Rauch mit Mead auf der linken Seite.