Der braune Mob marodiert durch sächische Kleinstädte und hetzt im Internet gegen Flüchtlinge. Gut, dass zahlreiche Fußballfans diesmal den Mund aufmachen.
Diese Statements sind nicht nur wichtig, weil Fanexperten in den vergangenen Monaten und Jahren in einigen Kurven (z.B. Dortmund, Aachen, Duisburg) ein Wiedererstarken der rechten Szene ausmachten. Sie sind wichtig, weil man es in einigen Szenen (z.B. in Dortmund oder eben auch Hamburg) früher nicht erwartet hätte. Und so sie sind vor allem wichtig, weil in diesen Tagen schon viel zu viel an die frühen Neunziger erinnert.
Es sind Tage, in denen Politiker wie Sachsens Innenminister Markus Ulbig den Grund der Randale in Heidenau darin sehen, dass zu viel Alkohol getrunken wurde. In denen junge Neonazis ungehindert das Horst-Wessels-Lied singen und mit schwarz-weiß-roten Flaggen durch die Straßen marodieren können. In denen es nach Tagen, die an einen Bürgerkrieg erinnern, eine einzige vorläufige Festnahme gegeben hat. In denen man sich fragt, warum bei Fußballspielen die Polizei mit Wasserwerfern und Kesseltaktik aufmarschiert, als würde sie in den Krieg ziehen, während sie in Heidenau nicht mal zwei Hundertschaften stellen kann. In denen jene Nazi-Idioten in einem Polizeibericht als „Asylkritiker“ verharmlost werden.
Fußball ist Fußball?
Es sind Tage, in denen die Bilder aus dem Film „Wir sind jung, wir sind stark“, der die rechtsextremen Ausschreitungen im August 1992 in Rostock-Lichtenhagen thematisiert, beinahe deckungsgleich mit denen aus der Tagesschau vom 23. August 2015 sind. In denen ein wenige Monate später von den Goldenen Zitronen verfasstes Lied klingt, als habe es jemand am vergangenen Wochenende aufgenommen: „Sie schrien ›Deutsche Frauen, deutsches Bier, schwarz-rot-gold, wir steh’n zu dir‹. Ich sah zwar keine Frauen, die Fahne schwarz-weiß-rot. Doch sie nannten sich das Volk ihren Willen oberstes Gebot“.
In jenen Zeiten ist es gut, dass all die den Mund aufmachen, die ein großes Forum dafür haben. Gerade Fußballfans. Denn Fußball ist und war niemals nur Fußball, sondern immer auch Politik. Auch wenn die rechte Fußball-Hooligan-Band „Kategorie C“ gerne ein anderes Märchen erzählt. Selbst als sie vor einem Jahr auf einer Demonstration von „Hogesa“ auftrat.