Beitar Jerusalem hat die „rassistischsten Fans des Landes“. Der Verein engagiert sich dagegen, will aber keine Strafen für ihr Verhalten hinnehmen. Jetzt geht der Hauptstadtklub einen neuen Weg – und hohes Risiko.
Das Viertelfinal-Rückspiel am 1. März im israelischen Pokal zwischen Beitar Jerusalem und Ironi Kiryat Shmona war eine spannende Begegnung. Beitar hatte das Hinspiel zu Hause 2:0 gewonnen, Kiryat Shmona aber durchaus noch Chancen auf ein Weiterkommen im eigenen Stadion.
Nach 90 Minuten stand ein 1:0 für Ironi, das nicht für das Halbfinale reichte. Alles ganz normal: Das auch in der Liga besser platzierte Beitar setzte sich durch, das Spiel war ein echter Pokalfight und die Beitar Fans propagierten ganz offen ihren Rassismus.
Offen rassistisch – ganz normal? Leider ja. Denn bei Beitar-Spielen sind rassistische Gesänge und Beleidigungen an der Tagesordnung. Die selbsternannten „rassistischsten Fans des Landes“ der Gruppe „La Familia“ zeigten 2013 ein Banner mit der Aufschrift „Beitar ewig rein“ und jagten kurz darauf zwei muslimische Neuverpflichtungen vom Hof. Ein anderer muslimischer Spieler verließ wegen der andauernden Beleidigungen der eigenen Fans den Verein. „Tod den Arabern“ gehört zum Standard-Repertoire der Beitar-Gesänge.
Genug ist genug
Das Verhalten seiner Fans hatte einmal mehr Konsequenzen für den Klub: Der Israelische Fußballverband (IFA) bestrafte Beitar mit dem Abzug von zwei Punkten. Damit hätte der Klub aus Jerusalem fast die Qualifikation zur Meisterschaftsrunde verloren, in der die besten sechs Teams der ersten Saisonhälfte aufeinandertreffen.
Doch auch so wollte der Verein die Strafe nicht annehmen. Jedoch nicht, weil er das Verhalten der Fans nicht verurteilen würde. Sondern, weil man sich aktiv gegen den Rassismus in der Fanszene engagiert. So wurden unlängst elf Beitar-Anhänger nach rassistischen Ausfällen festgenommen und mit Stadionverboten belegt. Und der Verein will nicht stellvertretend für die Rassisten in der Kurve bestraft werden.
Denn die Fans von Beitar befinden sich in einem langandauernden Konflikt mit der Klubführung, auch wegen deren Einsatz gegen den Rassismus. Eine Bestrafung des Vereins liegt so schon fast in ihrem Interesse. Dementsprechend legte der Klub Berufung gegen das IFA Urteil ein und präsentierte dem Gericht Beweise für das Engagement gegen die Rassisten, woraufhin die Strafe zurückgenommen wurde.