Wir bauen unsere Seite für dich um. Klicke hier für mehr Informationen.

Seite 2: „Kronsbein war auf alles und jeden neidisch“

Als gebür­tiger Ber­liner wurden Sie an der Isar schnell hei­misch.
Obwohl ich mich anfangs mit dem Bai­ri­schen schwer tat. Ich konnte die Leute ein­fach nicht ver­stehen. Aber wir hatten einen groß­ar­tigen Mann­schafts­geist. 

Was machte 1860 in der Mitte der Sech­ziger zum Spit­zen­team?
Max Merkel. Er hatte die Mann­schaft total im Griff und einen Sturm rein aus Natio­nal­spie­lern zusam­men­ge­stellt: Peter Grosser, Hans Rebele, Hansi Küp­pers, Rudi Brun­nen­meier, Fredi Heiß, Timo Konietzka. Alles hörte auf sein Kom­mando.

Merkel galt jedoch auch als Zucht­meister.
Keine Frage, der Umgang war rus­tikal, sein Trai­ning war sehr hart. Wer nicht mitzog, wurde nicht auf­ge­stellt. Otto Lut­trop fragte mal, ob er früher vom Trai­ning weg­dürfe, weil seine Frau ein Kind bekam. Merkel ant­wor­tete: Der kannste sowieso nicht helfen, also lauf weiter.“ 

Merkel stellte den Spie­lern auch nach Fei­er­abend nach.
Nicht per­sön­lich, aber er hatte seine Spione in den Kneipen. Als wir einmal ver­loren hatten, teilte er uns vorm Trai­nings­spiel in zwei Gruppen auf: Die­je­nigen, von denen er wusste, dass sie sich gern in der Kneipe trafen, spielten gegen die Nicht-Trinker. Die Alko­ho­liker gewannen mit 5:1 und Merkel meinte nur: Dann sauft’s halt weiter!“

Gemeinsam mit Team­kol­legen trafen Sie sich damals oft in der Zwick­mühle.
Damals gab es in Mün­chen noch die Poli­zei­stunde. Dann schloss der Wirt die Tür ab, bis es in der Nacht irgend­wann klopfte. Dann kamen die Poli­zisten rein, tranken hinten in der Ecke einen Cognac und fragten: Wer muss nach Hause?“ Und dann fuhren die uns nach Hause. 

Nach dem Gewinn der Meis­ter­schaft gab es im Herbst 1966 eine interne Abstim­mung im Mann­schafts­kreis, die zu Mer­kels Ent­las­sung führte.
Ich war einer von drei, vier Spie­lern, die für ihn stimmten. Ich hatte ein gutes Ver­hältnis zu ihm, schließ­lich hat er uns erst zu dem gemacht, was wir waren. 

Wer die harte Schule von Max Merkel klaglos erträgt, hat danach wohl mit keinem Trainer mehr Pro­bleme.
Doch. Als ich 1969 zu Hertha BSC wech­selte, kam ich mit Fiffi Kronsbein über­haupt nicht aus. 

Was war das Pro­blem?
Wenn nach dem Wochen­ende mein Bild in der Zei­tung größer war als seins, sprach er die ganze Woche nicht mit mir. Kronsbein war auf alles und jeden nei­disch. Wir Spieler haben ihn oft hoch­ge­nommen.

Auch Kronsbein galt als Schleifer.
Aber er ließ auch unsin­nige Dinge machen. Als ich ihn einmal fragte, warum wir zwei Mal am Tag trai­nieren, obwohl wir topfit waren, ant­wor­tete er: Wenn ihr trai­niert, weiß ich wenigs­tens, was ihr macht.“ Fand ich bescheuert, diese Ansicht.

Mit 18 Län­der­spielen sind Sie bis heute Rekord­na­tio­nal­spieler der Löwen. Ab 1965 waren Sie unter Helmut Schön eine feste Größe bei der DFB-Aus­wahl. Aber schon in Ihrem zweiten Län­der­spiel beim 5:0 gegen Zypern in Karls­ruhe erlitten Sie eine echte Hor­ror­ver­let­zung.
Ja, Man­fred Man­g­litz warf sich bei einer Abwehr­ak­tion vor mich und brach mir das Waden­bein. Ich fiel um und knallte mit dem Kopf auf den Ball, gerade als der Gegen­spieler drauf­hielt und mir bei der Gele­gen­heit auch noch das Joch­bein brach. Danach war ich fünf Monate außer Gefecht gesetzt, so einen Ballon hatte ich. 

Des­halb ver­passten Sie das Euro­pa­cup­fi­nale mit 1860 gegen West Ham United.
In dem aus­ge­rechnet deren Rechts­außen Alan Sealey zwei Tore machte. Hätte ich gespielt, wäre er mein direkter Gegen­spieler gewesen.