Er war einer der mächtigsten Männer im FIFA-Reich und mietete ein Apartment für 5000 Euro monatlich – für seine Katzen. Chuck Blazer packte vor Gericht aus und bedroht nun die FIFA.
Da sind zum Beispiel seine Apartments in einem der teuersten Häuser dieses Planeten, dem „Trump Tower“ in New York. Dort oben, 150 Meter über der Metropole, belegte Blazer gleich zwei Wohnungen. Eine nur für sich, die 16.000 Euro Miete pro Monat kostete. Und eine nur für seine Katzen. Die monatliche Miete: 5300 Euro. Alles bezahlt vom Fußballverband.
Eine andere Anekdote beschreibt Thomas Kistner in seinem Buch „FIFA-Mafia“: Blazer verkehrte in Stripclubs und beglich die Rechnungen dort mit einer seltenen schwarzen Kreditkarte, die nur an äußerst privilegierte Kunden herausgegeben wurde. Natürlich liefen auch diese Zahlungen über das Konto des nordamerikanischen Verbandes. Mit den Geldern des Fußballs luftig bekleidete Frauen genießen: Das war Blazers Style. Er nahm sich, was er wollte, weil er nie kontrolliert wurde: Er war Schatzmeister und Generalsekretär der CONCACAF in einer Person.
Wieviel wusste Sepp Blatter?
Blazer steckte auch tief im US-Wettgeschäft, schob seine Gewinne über Konten auf den Bahamas und anderen Steuerparadiesen, wo er auch riesige Villen besaß. Und wie so oft bei der FIFA schloss man vor dem Offensichtlichen die Augen: Zwar wurde Blazer 2011 vom FIFA-Ethikausschuss vernommen, weil das FBI begann, gegen ihn zu ermitteln. Er musste sein Amt bei der CONCACAF niederlegen, durfte aber noch zwei weitere Jahre im Exekutivkomitee, der FIFA-Regierung, sitzenbleiben. Es scheint schwer vorstellbar, dass Sepp Blatter als Präsident von den Aktionen solcher „Einzeltäter“, wie er sie vor Kurzem nannte, nichts wusste.
Seine Zeit im FIFA-Exekutivkomitee könnte jetzt noch spannend werden, denn Blazer belauschte für das FBI ab 2011 seine Kollegen aus der FIFA. Mit einem Mikrofon in einem Schlüsselanhänger versteckt schnitt er Gespräche zur WM-Vergabe nach Russland mit. Und in seinem New Yorker Geständnis sind Passagen geschwärzt, zum Beispiel die Antwort auf die Frage: „Wollen Sie noch etwas sagen?“.
Wie geht es jetzt weiter?
Blazer selbst hat gesundheitliche Probleme, die es ihm kaum ermöglichen, anständig zu sprechen, wie die „New York Times“ schreibt. Er liegt im Krankenhaus und kämpft gegen den Krebs. Deshalb wird es schwierig, dass er noch einmal vor Gericht aussagt.
Der Vorwurf der Geldwäsche, der nun im Raum steht, könnte aber zum Auslöser einer Lawine werden. Denn für Geldwäsche setzt es in den USA hohe Gefängnisstrafen. Einige der beschuldigten Funktionäre könnte die Androhung langer Haftstrafen dazu bewegen, Aussagen gegen frühere FIFA-Kollegen zu tätigen und so die Lawine ins Züricher FIFA-Tal loszutreten. Mit Jack Warner hat schon ein weiterer Beschuldigter Veröffentlichungen angedeutet: „Sepp Blatter weiß, warum er gestürzt ist. Und wenn es sonst noch jemand weiß, dann ich.“
Warner und Blazer regierten über Jahre als Doppelspitze die Fußballverbände von Nord – und Mittelamerika und beschuldigten sich seit 2011 wechselseitig der Bestechung und Steuerhinterziehung. Warner sitzt seit zwei Wochen in Haft, seine Söhne, die in viele Geschäfte involviert waren, kooperieren ebenfalls aus Angst vor langen Strafen mit den Behörden.
Und vielleicht bildet Blazers munterer Reiseblog die Anklagebank der Zukunft ab: Auf den Fotos sieht man neben Blazer dort auch Sepp Blatter und Michel Platini.