Fjodor Smolov steht in der Kritik, weil er sich nicht an die Quarantänebestimmungen hielt und nach Russland flog. Dabei hat der Trip einen guten Grund: seine Freundin wird volljährig.
Irgendwann hatte es Pione Sisto einfach nicht mehr ausgehalten. Seit Tagen hatte er in seiner Wohnung gesessen, jetzt reichte es dem Mittelfeldspieler von Celta Vigo. Er wollte nach Hause, nach Dänemark, und weil keine Flüge in Spanien abhoben, setzte sich Sisto einfach ins Auto. Nach 26 Stunden und 2.800 zurückgelegten Kilometern erreichte er die dänische Grenze. Erst auf der Autobahn hatte Sisto seinen Verein informiert.
Das hätte seinem Teamkollegen Fjodor Smolov eigentlich Warnung genug gewesen sein müssen. Schließlich reagierte der Klub so gar nicht nachsichtig mit dem Dänen. Weil er entgegen die Quarantänebestimmung der spanischen Regierung und der La Liga gehandelt habe, warte auf ihn nun eine saftige Strafe, sollte er nach Vigo zurückkehren. Weshalb Smolov, ganz Vorbild, fortan jeden zweiten Tag seinen Klubboss darum bat, ihn endlich freizustellen, damit er in die russische Heimat dürfe. Ohne Erfolg. Denn in Spanien, wo bisher 12.000 Menschen am Coronavirus starben, sind die Regeln aktuell für jeden gleich.
Und das fördert mitunter Geschichten, die selbst Michael Wendler aufhorchen ließen.
„Ich sprach mit dem Trainer und bat ihn, sich irgendwie für meine Abreise nach Moskau einzusetzen”, sagte Smolov, „aber er sagte, dass der Klub auch ihn nicht gehen lassen würde. Dabei hat er Kinder in Madrid und seine Tochter hatte eine Operation. Alle zwei bis drei Tage fragte ich den Verein, aber die warteten auf eine Stellungnahme der Liga.” Und während in Spanien die Ausgangssperre bis zum 26. April verlängert wurde, regte sich die Liga nicht.
Smolovs Reaktion? Eher Kategorie Kurzschluss: „In der aktuellen Situation musste ich nach Russland zurückkehren, um näher bei meiner Familie zu sein. Ich bin Celta für das Verständnis dankbar und möchte betonen, dass der Club über alle Schritte informiert war”, schrieb der Stürmer auf Instagram. Das Problem: Zwar wurde Celta Vigo, nach Angaben des Klubs, informiert, eine Freigabe zur Reise habe es jedoch und aus guten Gründen nie gegeben. Und mit „Familie“ meint Smolov wohl eher seine minderjährige Freundin.
Mit dem Auto, so wie sein Teamkollege, war Smolov übrigens nicht gereist. Zumindest nicht den ganzen Weg. Laut der Sun nahm sich Smolov einen Privatjet und reiste in der Bombardier Challenger 850 ins weißrussische Minsk. Von dort ging es mit dem Auto über die Grenze. Warum es der 30-jährige Nationalspieler so eilig hat, auch darüber spekulierten spanische und russische Medien. Eine zugegeben recht kuriose Vermutung: In der kommenden Woche wird seine Freundin volljährig.
Denn Smolov, der jahrelang mit der Miss Russia 2003 verheiratet war, lebt mittlerweile in einer Beziehung mit der siebzehnjährigen Maria Yumasheva, die – und an dieser Stelle wird es wirklich absurd – die Enkelin von Russlands ehemaligen Präsidenten Boris Jelzin ist. Bereits im Winter soll Smolov mit ihr und ihren Eltern auf die Karibikinsel St. Barth gereist sein. Beide Elternteile sind ehemalige Berater des Präsidenten, Eigentümer einer Baufirma von Luxusimmobilien und Freunde von Roman Abramowitsch. Mit dem Erreichen der Volljährigkeit ihrer Tochter, die am 14. April 18 Jahre alt wird, so sei es abgemacht, solle die Hochzeit wiederum in der Karibik gefeiert werden.
Immerhin: Durch die Verlängerung der Ausgangssperre wird auch Celta Vigo sein Teamtraining bis auf unbestimmte Zeit weiter aussetzen müssen. Zeit für eine Hochzeit bliebe also – und mit einem Privatjet lässt sich sicher auch die ein oder andere Reisesperre umgehen.