Facebook ist bei der EM zum Online-Schwarzmarkt geworden. Hamsterkäufer versuchen echte Fußballfans abzuzocken. Dabei bleiben viele Tickets auf der Strecke.
Auch beim deutschen Halbfinale gegen Frankreich blieben einige eifrige Verkäufer lange auf ihren gebunkerten Tickets sitzen. Mit Genugtuung sah ich in Marseille zahlreiche Verkäufer, die schon am Morgen keine Abnehmer für ihre verlangten Mondpreise fanden.
Denn auch das ist ein Problem der anonymen Verkaufsangebote im Internet: absolute Wucher-Preise! Die Lieblingsabkürzung eifriger Facebook-Verkäufer: „Vhb“, Verhandlungsbasis.
„Momentan liegt das Angebot bei 950 Euro“
User D.P. beantwortete meine lose Ticket-Anfrage für seine beiden Halbfinal-Karten der günstigsten Kategorie 4 (Originalpreis 65 Euro) mit folgender Nachricht: „Also momentan liegt das Angebot bei 950 Euro. Das würde per Expressversand geschehen.“ Kurze Zeit später der Zusatz: „Den Versand müsstest du wohl noch zahlen. Das sind aber nur noch 73 Euro.“ Kein Einzelfall. Selbst Tickets der Kategorie 1 (495 Euro) kosteten plötzlich über 1000 Euro.
Ähnliche Fantasiesummen wurden auch fürs Finale aufgerufen. Und leider kann die Uefa gegen die Wucherpreise im Internet wenig ausrichten. Während die Polizei vor den Stadien aufmerksam gegen Schwarzhändler vorgeht, gibt es schlicht noch keine wirksame Handhabe gegen Kartenverkäufe im Internet – erst recht nicht in dubiosen Facebook-Gruppen.
Gerade erst erhob die Uefa Anklage gegen die Internet-Ticketbörse Viagogo, nachdem diese jahrelang Tickets teuer weiterverkauft hatte.
Karten-Verkauf mit minimalem Aufpreis
Immerhin: In den Facebook-Gruppen konnte man nach dem deutschen EM-Aus am Freitagmorgen schon erste Panikverkäufe beobachten. Einige Deutsche, die womöglich gehofft hatten, mit einem Finaleinzug ihr Sparbuch zu sanieren, verkaufen ihre Karten nun nur noch mit minimalem Aufpreis.
Und das ruft die echten Fans auf den Plan. Die Fußballliebhaber, für die ein EM-Finale im Stadion etwas besonderes bleibt. Für sie hat sich das EM-Aus der DFB-Elf gelohnt.