Nach dem späten Derbysieg scheint ein Kölner Nichtabstiegs-Wunder plötzlich wieder machbar. Aber was spricht für den Effzeh, was gegen ihn? Wir haben uns das mal angeschaut.
Pro Köln: Simon Terodde
Am Ende war es eine alte Kölner Stärke, die zum Sieg führte: hohe Flanken in den Strafraum. Standards und Flanken aus dem Halbfeld waren in der vergangenen Saison Kölns bevorzugte Varianten, um Tore zu erzielen. Damals war es Anthony Modeste, der lange Bälle festmachte oder im Strafraum Hereingaben verwertete.
Der Transfer von Terodde könnte sich hier als Glücksgriff erweisen. Er ist zwar spielerisch wesentlich limitierter als Modeste. Seine Präsenz im Strafraum wirkte sich allerdings bereits im ersten Einsatz positiv aus. Köln wird hoffen, dass er noch wesentlich mehr Tore erzielt.
Contra Effzeh: Offensive Durchschlagskraft
Trotz Terodde bleibt die Offensive Kölns größte Baustelle. Keine Mannschaft gibt weniger Torschüsse ab. Auch gegen Gladbach flogen nur drei Schüsse auf Yann Sommers Kasten. Ihr Offensivspiel ist wenig kreativ. Der Zehnerraum bleibt oft unbesetzt, das Flügelspiel wiederum ist häufig eindimensional und zu stark auf Flanken ausgerichtet. Die gesamte Taktik ist eher auf Stabilität und schnelle Konter ausgelegt.
Die Phase nach dem Ausgleich zeigt das Problem dieser Spielidee: Köln braucht Siege. Unentschieden genügen ihnen nicht. Doch als sie nach dem Ausgleich mehr Spieler vor den Ball brachten, fand Gladbach plötzlich Räume zum Kontern vor. Einige der besten Gladbacher Chancen fielen in diese Phase, ohne dass Köln selbst übermäßig viel Torgefahr kreieren konnte. Solche Spielverläufe können angesichts der Kölner Ausgangslage in der Tabelle n den kommenden Wochen häufiger auftreten.
Contra Effzeh: Die Ausgangslage
Trotz zwei Siegen aus den letzten beiden Partien: Neun Punkte aus achtzehn Spielen ist eine magere Ausbeute. Köln braucht wohl sieben, besser acht Siege in der Rückrunde, um noch zwei Teams abzufangen. Es könnte der Zeitpunkt kommen, an dem Köln Siege erzwingen muss – und das ist wie beschrieben nicht ihre Stärke.
Daher ist die Partie gegen Hamburg in der kommenden Woche ein Schlüsselspiel. Die Formulierung des „gefühlten Finales“ wird im modernen Fußball häufig überstrapaziert. Für Kölns Gastspiel in Hamburg dürfte diese Formulierung zutreffen. Gewinnt Köln, verkürzen sie den Abstand auf den Hamburger SV auf drei Punkte. Verlieren sie, beträgt der Abstand neun Zähler – ganz zu schweigen von der Tatsache, dass man einen am Boden liegenden Abstiegskonkurrenten wieder aufbauen würde. Eine Niederlage würde den Abstand auf einen Nichtabstiegsplatz auf mindestens acht Punkte erhöhen. Acht Punkte, die schwer aufzuholen sein dürften, zumal sich mit Wolfsburg und Bremen zwei mögliche Kölner Konkurrenten nach der Winterpause stark verbessert präsentierten.
Ob wir also im Jahr 2045 auf die legendäre Kölner Aufholjagd zurückblicken werden? Wer weiß. Die Bundesliga hat schon verrücktere Geschichten geschrieben.