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Rück­blick

Auch das Double kann nicht dar­über hinweg täu­schen: Die Spiel­zeit 2018/19 war für den FC Bayern ein Jahr des Über­gangs. Mit einer Politik der ruhigen Hand trotzte Coach Niko Kovac jed­weder Kritik und blieb auch unter ärgstem Beschuss seiner Linie treu. Bereits im November 2018 war er zum Abschuss frei­ge­geben, als der FC Bayern eine 3:1‑Führung zuhause gegen For­tuna Düs­sel­dorf nicht über die Zeit brachte. Kovac beant­wor­tete Fragen nach seiner Demis­sion auf seine Art. Er dis­zi­pli­nierte das Team derart, dass es von den ver­blei­benden 22 Sai­son­spielen nur noch eins verlor.

Den­noch stand er im März 2019 nach dem Ach­tel­final-Aus in der Cham­pions League erneut vor der Ent­las­sung, behielt aber­mals die Nerven und loggte am Sai­son­ende ver­dien­ter­maßen zwei von drei mög­li­chen Tro­phäen ein. Kovac hat bewiesen, dass er den Anfor­de­rungen beim Rekord­meister gewachsen ist. Die Sperr­feuer in seinem ersten Bayern-Jahr haben ihn gestählt – und mani­fes­tieren sich nun in einem engen Ver­hältnis zu weiten Teilen des Kaders. Dafür spricht auch seine Ent­schei­dung, Thiago zum neuen Leit­wolf aus­zu­rufen. Viel­leicht hat Kovac nach den tiefen Ver­let­zungen, die er durch die Indis­kre­tionen seiner Vor­ge­setzten ertragen hat, das Zeug, eine neue Ära an der Säbener Straße aus­zu­rufen. Zumin­dest kann er etwas gelas­sener in sein zweites Jahr gehen. Und doch ist er erfahren genug zu wissen: Sicher kann sich ein Trainer beim FCB nie sein. Das Double ist allen­falls ein Mini­mal­ziel, ein eigenes Zeit­alter wird er erst prägen, wenn er den Cham­pions-League-Titel nach Hause bringt.

Trans­fers

Perisic? Euer Ernst? Uli Hoeneß hat schon viel Quatsch in seinem Leben geredet, aber am 24. Februar sprach er einen Satz, der ihm dieses Jahr über die Maßen ver­leidet haben dürfte – und womög­lich seine Ent­schei­dung, nicht mehr als Bayern-Prä­si­dent zu kan­di­dieren, beschleu­nigt hat: Wenn Sie wüssten, wen wir schon alles sicher haben.“ Einen Monat später ver­kün­dete der FC Bayern die Ver­pflich­tung des 23-jäh­rigen Lucas Her­nandéz für 80 Mil­lionen Euro.

Doch wer mut­maßte, dass dieser Transfer nur der Beginn einer limit­losen Ein­kaufs­of­fen­sive und damit der erste Stein in dem schloss­ar­tigen FCB-Bau der Zukunft sein würde, sah sich getäuscht. Okay, gemeinsam mit Lands­mann Ben­jamin Pavard bildet Her­nandez ein bom­ben­si­cheres Abwehr­boll­werk. Doch in der Krea­tiv­ab­tei­lung hat das Münchner Manage­ment bis­lang nicht mal ansatz­weise für adäquaten Ersatz für die nam­haften Abgänge gesorgt.

Fast scheint es, als wisse der viert­um­satz­stärkste Fuß­ball­verein der Welt nicht mehr, was er mit der ganzen Kohle auf seinem Fest­geld­konto anstellen soll. Als sich der Königs­transfer Leroy Sané das Kreuz­band riss, zer­brö­selte auf einen Schlag die kom­plette Trans­fer­stra­tegie der Münchner. Hastig wurde Ivan Perisic als Ver­treu­tung geholt. Mit Ver­laub, nach einem umfas­senden Plan klingt diese Vor­ge­hens­weise nicht. Es bleibt also abzu­warten, was von Hoeneß‘ groß­spu­riger Ankün­di­gung am Ende übrig bleibt. Klar aber ist: Wenn nicht noch Gra­vie­rendes pas­siert, wird sich der Rekord­meister mit dem Gedanken anfreunden müssen, dass auf inter­na­tio­nalem Par­kett zukünftig oft früh­zeitig Zap­fen­streich ist. Denn ob Jann-Fiete Arp, der zuletzt beim Zweit­li­gisten HSV meist von der Bank kam, am Ende Robert Lewan­dowski beerben kann, ist eher zwei­fel­haft.

Boss-Level

Die große Frage: Was wird Uli Hoeneß am 29. August bekannt­geben? Bild“ hat ver­meldet, er werde nicht mehr als Prä­si­dent kan­di­dieren und seinen Posten als Auf­sichts­rat­chef auf­geben. Sollte es wirk­lich so kommen, ist es eine Zei­ten­wende an der Säbener Straße. Sollte ihm Ex-Adidas-Chef Her­bert Hainer als Prä­si­dent nach­folgen, würde der FCB seinen Nimbus als Welt­klub mit Herz ver­lieren. Eines Ver­eins, der trotz großer Erfolge seine pro­vin­zi­ellen Wur­zeln nie ver­leugnet.

Bis­lang prä­sen­tierten sich die Bosse gern als breit­bei­nige Pfunds­kerle, die schon zum Früh­stück das Tes­to­steron eimer­weise schau­feln, um den deut­schen Markt­führer durch die stür­mi­sche See des glo­balen Fuß­balls zu navi­gieren, getrieben aber von der steten Angst, auf dem Par­kett der Welt­ver­eine doch nur am Kin­der­tisch Platz­nehmen zu dürfen. Ins­ge­heim sind sich Rum­me­nigge und Hoeneß trotz bers­tenden Fest­geld­kontos und kon­stanten Erfolgs in der Bun­des­liga noch immer unsi­cher, ob die inter­na­tio­nalen Fuß­ball­fürsten den FCB zur abso­luten Spit­zen­klasse zählen. Und dieser Gedanke wirkt wie der Magnet vor dem Per­pe­tuum Mobile, der den FC Bayern in stän­diger Bewe­gung hält.

Wie genau Sport­di­rektor Hasan Sali­ha­midzic in dieses fluide System passt, ist auch zwei Jahre nach dessen Beru­fung nur schwer zu ermessen. Experten sind sich einig, dass nach wie vor die Alt­vor­deren die Geschicke des FCB bestimmen – und der ehr­gei­zige Bos­nier allen­falls als Inspi­ra­ti­ons­quell und Über­gangs­ma­nager dient, ehe mit Oliver Kahn dem­nächst ein echtes Schwer­ge­wicht den zen­tralen Ent­schei­der­posten in sport­li­chen Fragen über­nimmt. Und wie bei allen anderen der­zeit offenen Fragen steht auch bei dieser Rochade in den Sternen, ob Rum­me­nigge und Hoeneß in der Lage sind, nach all den Jahren Ver­ant­wor­tung abzu­geben. Denn klar ist: Ob mit oder ohne offi­zi­elles Amt, Uli Hoeneß wird seinen FCB nie wirk­lich los­lassen können!

Umfeld

Die Distanz zwi­schen Anhang und Klub wächst. Wie soll es anders sein, bei einem Verein, der seine Mit­glie­der­zahl in den ver­gan­genen zehn Jahren von 150 000 auf 291 000 fast ver­dop­pelt hat. Der FC Bayern ist nicht ver­gleichbar mit anderen Bun­des­li­gisten, deren Selbst­ver­ständnis und damit auch ein Teil der sport­li­chen Erfolgs­ge­schichte auf der Nähe zu den Fans fußt. Die Bayern sind gesamt­deut­sches Kul­turgut, ihr Erfolgs­hunger speist sich aus dem Bewusst­sein, von einem Teil der Bevöl­ke­rung gehasst, vom anderen geliebt zu werden.

Den­noch scheinen die Bosse erkannt zu haben, dass es ohne den Sup­port der umtrie­bigen Ultras auch im glit­zernden Ope­retten-Haus Allianz Arena still werden könnte. Vor der neuen Saison wurde der Dialog mit Ver­tre­tern der Schi­ckeria“ vor­an­ge­trieben und Wün­schen statt­ge­geben, die die Ultras zur Ver­bes­se­rung der Atmo­sphäre beim Klub bean­tragt hatten. Dar­über hinaus hat sich die Ultra­szene und der Club Nr. 12“ ver­stän­digt, in der Süd­kurve enger zu koope­rieren, um die Einig­keit unter den aktiven Fans zu stärken und die Stim­mung im Sta­dion zu ver­bes­sern. Zitat: Auf beiden Seiten ist die Erkenntnis gewachsen, dass man nur gemeinsam etwas errei­chen kann.“

Trikot

Wie sicher sich die Münchner ihres Stel­len­wert im deut­schen Fuß­balls sind, beweist das kon­stant zeit­lose Design. Die satten Farben und die klas­si­sche Form eignen sich auch für peri­pher Fuß­ball­in­ter­es­sierte ideal als Frei­zeit­be­klei­dung. Ob der Ver­si­che­rungs­kon­zern, der dem Sta­dion seinen Namen gibt, darauf gedrungen hat, dass sowohl beim roten Heim- als auch beim weißen Aus­wärts­jersey die Waben der Arena appli­ziert werden, lässt sich nicht recher­chieren. Zumin­dest in diesem Punkt wäre noch weniger mehr gewesen.

11FREUNDE-Pro­gnose

Selbst ohne wei­tere Top­trans­fers ist der FC Bayern gut genug, das Double zu wie­der­holen. Ent­schei­dend wird sein, ob die Füh­rungs­etage bei Rück­schlägen die Nerven behält und dem Trainer ver­traut. Denn sicher ist: Der BVB kann bei opti­maler Aus­nut­zung seiner Poten­ziale – anders als in der letzten Spiel­zeit – bis zum Sai­son­ende ein Gegner auf Augen­höhe bleiben. Die aktu­elle Trans­fer­po­litik der West­falen ist ein­fach über­zeu­gender als die der Münchner. Im Foto­fi­nish ent­scheidet dann meist die Erfah­rung – und da haben die Bayern bekannt­lich meist die Nase vorn. In der Cham­pions League jedoch, das ist sicher, wird der gegen­wär­tige Kader nur mit sehr viel Los­glück übers Vier­tel­fi­nale hin­aus­kommen.