Die Mannschaft der Stunde: FC Chelsea
Ende September verlor Chelsea mit 0:3 beim Stadtrivalen Arsenal und rutschte auf den achten Rang ab. Diese Klatsche war das Beste, was dem Ex-Meister passieren konnte. Denn gerade als die Presse das Wort Krise aus den Ärmeln schütteln wollte, legte Trainer Antonio Conte sein Veto ein. Seitdem hat Chelsea neun Spiele in Folge gewonnen und die Tabellenführung übernommen.
Schon als Nationaltrainer Italiens schaffte es Conte, aus einem mittelklassigen Kader einen brandgefährlichen Gegner für jedes Team zu formen. Bei den Blues liegt der Unterschied nun darin, dass er eine mit Weltklassespielern bespickte Mannschaft zur Verfügung hat. Sie musste nur daran erinnert werden.
Kanté schlägt voll ein
Conte stellte von der Viererkette auf eine Dreierkette um. Das spülte Nemanja Matic und Victor Moses ins Team. Zwei Spieler, die in ihrer Zeit in London oftmals im Schatten der großen Stars standen. Und sich jetzt als wertvoller denn je entpuppen. Oder Neuzugang Marcos Alonso, der für anfangs belächelte 23 Millionen Euro aus Florenz kam und jetzt auf der linken Seite nicht mehr wegzudenken ist. Dazu kommt N´Golo Kanté, dieser kleine französische Kraftbolzen. Der tut genau das, wofür man ihn geholt hat: Waden beißen, Bälle erobern.
Sie alle sorgen dafür, dass sich die Offensive frei entfalten kann. Denn Eden Hazard hat keine Lust auf Defensivarbeit, was er unter Jose Mourinho im letzten Jahr eindrucksvoll bewiesen hat. Befreit von jeglichen taktischen Zwängen zeigt er nun im Ansatz wieder, warum er in der Meistersaison 2014/2015 zum besten Spieler der Premier League gewählt wurde. Mit ihm stürmen Pedro und Diego Costa. Für Willian, Oscar, Fabregas oder auch Kapitän Terry ist kein Platz mehr. Das sagt viel über Chelseas Kaderstärke aus.
Die neun Siege in Serie fuhr Conte mit derselben Startaufstellung ein. Für Rotation gibt es ohne Doppelbelastung keinen Grund. Außer die umkämpften Top-Spiele gegen Tottenham und Manchester City wurden alle Spiele souverän heruntergespielt. Seit vier Spieltagen hat sich Chelsea an der Tabellenspitze eingenistet.
Der Spieler im Fokus
Neben Hazard steht vor allem Diego Costa sinnbildlich für die erfolgreiche Trendwende an der Stamford Bridge. Schon jetzt hat er mit zwölf Buden so viele Tore geschossen wie in der gesamten letzten Saison. Zum Zunge schnalzen sein Siegtreffer am vergangenen Wochenende gegen West Brom, als er Gegenspieler Gareth McAuley auf der rechten Außenbahn so abschüttelte, dass der sich nur Costas Rockzipfel sicherte. Aus spitzem Winkel schweißte der Vollblutstürmer den Ball dann in den langen Knick.
Tore wie diese erinnern daran, was Costa in der richtigen Form zu einem der gefährlichsten Stürmer Europas macht: seine Heißblütigkeit und sein unbändiger Wille. Manchmal stehen ihm genau diese Wesenszüge zwar im Weg, was sich in regelmäßigen Hahnenkämpfen mit dem Gegner äußert und in unnötigen Sperren resultiert. Erinnert er sich aber daran, wie er diese Eigenschaften in Energie und Dynamik transferiert, macht ihn das zu einem Angriffsbullen, der allein mit seinen wütend-rot leuchtenden Augen jede Hintermannschaft in Angst und Schrecken versetzt.