Die üblichen Verdächtigen sind längst im Urlaub oder bei der Nationalmannschaft, der europäische Fußball bereitet sich auf die EM vor. Also müssen wir für unsere Legionärsschau dieses Mal über den Tellerrand blicken. Weit über den Tellerrand!
Fangen wir aber zunächst mal in Tellernähe an. Also geographisch gesehen. In Polens zweiter Liga ging es am 32. Spieltag nach wie vor um den Aufstieg. Große Chancen auf den direkten Weg nach oben hat Radomiak Radom, wo auch Meik Karwot spielt. In der Vorwoche hatte er noch getroffen, beim 3:1‑Sieg am Samstag überließ er den Job anderen.
In Tschechien ist dagegen die Saison nun auch beendet. Am letzten Spieltag gab Till Schumacher für die Bohemians Prag sein Comeback: Nach vierwöchiger Pause wegen einer Oberschenkelverletzung wurde er in der 59. Minute eingewechselt. Weil es am Ende 1:3 hieß und Sigma Olmüz gegen Slovan Liberec gewann, rutschten die Bohemians einen Platz nach unten. Ein Platz im grauen Tabellenmittelfeld bleibt trotzdem.
Schauen wir etwas weiter hinaus: Auch in Australien neigt sich die Saison dem Ende zu. Am Wochenende spielten die zwölf Erstligisten den vorletzten Spieltag aus. Aufseiten der siebtplatzierten Wanderers nur auf der Bank: Nicolai Müller, einst Frankfurter, Fürther, Mainzer, Hamburger und Hannoveraner. Gegen den Dritten der Tabelle gelang seinem Team nach drei Niederlagen in Folge wieder ein Sieg.
Das sogenannte „Distance Derby“: Vom südwestlichen Zipfel Australiens ging es für Glory weit in den Osten, bis nach Neuseeland. Sieben Stunden Flug, vier Stunden Zeitunterschied – mit dabei: Ex-Bremer Sebastian Langkamp. Beziehungsweise nicht dabei, Langkamp kam bisher nur in zwei Spielen zum Einsatz. Das „Distance Derby“ war keins der beiden.
Zwar keine sieben, aber immerhin noch zwei Stunden Flug brauchte der Sydney FC am Samstag bis nach Adelaide. Der 4:1‑Sieg festigte den zweiten Platz hinter Melbourne FC, Alexander Baumjohann musste allerdings erstmals in der Saison verletzungsbedingt pausieren.
Einmal über den Pazifik gesprungen finden wir den nächsten Legionär: Fabian Herbers bei Chicago Fire. Dort ist die Saison noch jung, sieben Spieltage sind gespielt. Auch Herbers’ Team belegt den zweiten Platz – allerdings von unten in der Eastern Conference. Ganz bitter: Das Gegentor fiel in der 87. Minute…
Bevor es kompliziert wird: Nein, Nashville und Chicago teilen sich keinen Trikotsatz. Das tat die ganze MLS am Samstag, sodass es in jeder Partie hellblau gemustert gegen dunkelblau gemustert hieß. Hier im dunkelblauen Dress für Nashville SC: Das einstige Hertha-Talent Hany Mukhtar. Mit zwei Toren zehn Minuten vor Schluss rettete er seinem Team einen Punkt und steht weiter auf dem letzten Play-Off-Platz. Atlanta bleibt einen Punkt hinterher.
Grandiose Clubnamen gibt es in den USA zuhauf, diese beiden sind vielleicht die besten. Gute Namen gibt es auch innerhalb der Teams: Galaxy kann mit J. Bond im Tor aufwarten, der auf den gleichen Vornamen hört wie sein Vertreter Jonathan Klinsmann, im Sturm grüßt Chicharito. Auf wen wir aber eigentlich den Scheinwerfer legen wollten: Florian Jungwirth (in hellblau mit erhobenen Händen) von den Quakes verpasste in dieser Saison noch keine Minute. Das Eigentor seines Kollegen Tanner Beason verhinderte er trotzdem nicht.
Hat auch das hellblaue Dress abbekommen: Julian Gressel und D.C. United. David Beckhams Inter Miami konnte zwar Gonzalo und Federico Higuaín sowie Blaise Matuidi auf dem Platz vorzeigen – Gressels D.C. gewann trotzdem 3:0 und überholte Miami in der Tabelle.
Freut sich wie wir, dass es einheitliche Trikots für alle Partien in Europa noch nicht gibt: Vitaly Janelt (ganz rechts). Bitte? Da geht’s um den Aufstieg? Stimmt natürlich, mit dem Sieg gegen Swansea spielt Brentford nach 74 Jahren wieder erstklassig.
Ein kleines bisschen großen Glamour gibt es dann zum Schluss aber doch noch. Dazu trug aber weniger Ilkay Gündogan für die Citizens bei, sondern natürlich die Champions-League-Sieger aus Chelsea. Antonio Rüdiger machte ein starkes Spiel, Timo Werner hatte mit seinem wunderbaren Laufweg einen großen Anteil am Siegtreffer, den Kai Havertz erzielte. Besonders auffällig jedoch: Feierbiest Thomas Tuchel.