Vor 25 Jahren blamierte sich der FC Bayern München bei einem vermeintlichen Niemand aus Mittelfranken. Ein 11FREUNDE-Mitarbeiter war im Stadion.
Das Spiel begann, und alle warteten auf das erste Tor der Bayern. Vestenbergsgreuth stand tief und wollte die Münchner nicht zur Entfaltung kommen lassen. Der Abwehrriegel hielt, und Trapattoni sprang bereits nach 20 Minuten auf, weil ihm das uninspirierte Gekicke seiner Profis sichtbar auf die Nerven ging. Bis zur 40. Minute tat sich wenig. Dann aus heiterem Himmel ein Angriff der Greuther über die rechte Seite. Eine scharfe Flanke nach innen, Roland Stein hielt sein Köpfchen hin und der Ball ging unhaltbar an Kahn vorbei ins lange Eck. Tor! 1:0 für Vestenbergsgreuth durch den Landwirt Roland Stein. Ich traute meinen Augen nicht.
Schupp für Hamann
Der Jubel im Stadion hielt sich in Grenzen. Sehr viele Bayernfans waren in Hoffnung auf ein Schützenfest gekommen. Die Greuther Fankurve bestand zum größten Teil aus Fans des 1. FC Nürnberg, die sich in der Nordkurve mit dem Underdog solidarisierten, nach dem Motto: Wir sind gegen die Bayern, also sind wir für Vestenbergsgreuth. Dann gingen die Mannschaften in die Halbzeit. Trapattoni brachte Schupp für Hamann, doch die zweite Hälfte zeigte das gleiche Bild: der Außenseiter mauerte, die Bayern rannten planlos an.
Besonders die Greuther Verteidiger Lunz und Koch spielten eine starke Partie gegen den Bayernsturm Papin/Witeczek, der Ex-Fürther Harald Ebner sorgte im Mittelfeld für Entlastung, und die schnellen Außen Hüttner und Weigl beschäftigten obendrein die Bayern-Viererkette. Und das alles mit fairen Mitteln. Schiedsrichter Markus Merk verteilte den gelben Karton einzig an zunehmend gefrustete Bayernspieler, denen die Zeit so langsam davonlief. Die Schadenfreude, die von den neutralen Zuschauern auf das Feld des Frankenstadions herunterwehte, war förmlich spürbar. Überall lachten die Leute, solange sie keine Bayernfans waren.
Dominik restlos bedient
Trapattoni brachte Mitte der zweiten Halbzeit Adolfo „El Tren“ Valencia für Marcel Witeczek, aber der Kolumbianer konnte auch nichts mehr bewirken. Die Sekunden tickten herunter – und dann war sie perfekt, die Riesensensation! Der FC Bayern ausgeschaltet von den Kickern aus der fränkischen Provinz. Ich konnte es kaum glauben. Ungläubig starrte ich meinen Vater an, der lachte nur. Mein Freund Dominik war restlos bedient. Wütend und ungläubig glotzte er minutenlang auf das Spielfeld. Seinen Bayernschal hatte er auf den Boden geworfen. Das Nürnberger Publikum feierte derweil frenetisch den Underdog, der sich auf die verdiente Stadionehrenrunde begab.