Viele (Ex-)Barca-Stars befürworten die gegenwärtigen Separatisten-Demos in Barcelona. Der radikalste von ihnen marschiert sogar selbst voran.
Es schien nur eine Frage der Zeit – und tatsächlich: Als die spanische Justiz Anfang der vergangenen Woche lange Haftstrafen gegen führende politische Köpfe der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung aussprach, flammten die Unruhen in der Region buchstäblich wieder auf. In Barcelona, aber auch in kleineren Städten wie Badalona oder Girona, gingen Autos, Matratzen und Mülltonnen in Flammen auf und hüllten die Straßen in schwarzen, beißenden Rauch. Einmal mehr droht das 2017 per (unerlaubtem) Referendum manifestierte Streben Kataloniens nach Eigenständigkeit einen Flächenbrand zu verursachen. Weil das Feuer in den Herzen der Separatisten einfach nicht erlöschen will.
Einer, der ebenfalls für ein „freies Katalonien“ brennt, ist Oleguer Presas i Renom (39), besser bekannt unter seinem schlichten Fußballernamen: Oleguer. Der ehemalige Verteidiger des FC Barcelona (2002 bis 2008), in der Region geboren und aufgewachsen, entstammt der linksautonomen Szene Kataloniens, engagierte sich schon als Profi für die Unabhängigkeitsbewegung und trat regelmäßig für die inoffizielle katalanische Nationalmannschaft an. Nach einem dreijährigen Gastspiel bei Ajax Amsterdam (2008 bis 2011) beendete Oleguer seine Spielerkarriere, ging in die Politik und kandidierte 2012 in seiner Heimatstadt Sabadell für die Separatisten-Partei CUP (steht für: Kandidatur der Einheit des Volkes). Als vornehmliches Ziel nannte er: „Die Politik vom Parlament auf die Straße zu bringen.“
„Lasst uns reden und argumentieren“
Oleguer sieht sich weniger als Parteiangehöriger, viel mehr als Aktivist. Nicht als prominenter Kopf einer Bewegung, sondern als einer von Millionen im Fußvolk der Separatisten – auch wenn der Ex-Kicker natürlich heraussticht. Interviews zu seinen politischen Aktivitäten gibt Oleguer kaum, schon gar nicht in den klassischen Sportmedien. Eine Ausnahme machte er 2017 für das belgische „Sport/Voetbalmagazine“: „Ich bin auf eure Interviewanfrage eingegangen, weil ich es wichtig finde, dass jeder versteht, was momentan in Katalonien passiert“, sagte Oleguer. Und erklärte die Zusammenhänge. Aus seiner Sicht.
Die Bewegung, die seit einigen Tagen wieder verstärkt auf die Straßen zieht, ziele gar nicht in erster Linie auf Kataloniens Loslösung von Spanien ab: „Ich sage nicht, dass die Unabhängigkeit am Ende die Lösung sein muss“, so Oleguer, „aber lasst uns doch ein offizielles Referendum darüber abhalten, ohne Einschüchterung durch die spanische Regierung. Das ist es, was Demokratie ausmacht. Und bis dahin: Lasst uns reden und argumentieren.“