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Seite 2: „Boateng hat sich richtig verhalten“

Fuß­baller heute wie damals laufen auch immer Gefahr, dass ihnen Ruhm und Pro­mi­nenz zu Kopf steigen. Wie war das bei Ihnen?
Auch dies­be­züg­lich bin ich dank meiner Erzie­hung gut geschützt. Ich bin mit lauter sehr gebil­deten Men­schen um mich herum groß geworden. Bil­dung ist bis heute für mich etwas sehr Bewun­derns­wertes. Ich hätte gerne einen aka­de­mi­schen Abschluss geschafft, aber mein Talent lag nun mal im Fuß­ball. Ich ver­diente zwar viel Geld und ließ mich von vielen tau­send Men­schen bewun­dern – aber warum sollte ich des­wegen ein bes­serer Mensch sein? Meine Her­kunft hat dafür gesorgt, dass ich nicht abhebe.

1991 wech­selten Sie von Malmö FF zu Borussia Mön­chen­glad­bach. Sie sollen wegen der regel­mä­ßigen ras­sis­ti­schen Vor­fälle im deut­schen Fuß­ball zunächst gezö­gert haben, ob Sie in die Bun­des­liga gehen sollten. Wie akut war dieses Pro­blem damals?
Wäh­rend meiner Zeit in Schweden wurde ich zwei- oder dreimal von geg­ne­ri­schen Fans mit Affen­lauten ver­un­glimpft. Das war ekel­haft, hat mich aber nicht weiter belastet. Angst vor der Bun­des­liga hatte ich ganz sicher nicht, musste ich auch nicht haben. Bis auf Aus­wärts­spiele bei Dynamo Dresden, wo ich häu­figer als Neger“ beschimpft wurde, hatte ich keine Pro­bleme mit ras­sis­ti­schen Fans.

Hat Sie das nicht unglaub­lich wütend oder traurig gemacht, von irgend­wel­chen Idioten so ver­un­glimpft zu werden?
Das erste Mal pas­sierte mir das bei einem Aus­wärts­spiel gegen AIK Solna. Die Belei­di­gungen begannen schon vor dem Anpfiff. Wir gewannen mit 3:1, ich schoss drei Tore. Nach dem Spiel hätte ich mich gerne bei den ver­ant­wort­li­chen Fans für die Moti­va­tion bedankt, aber ich glaube nicht, dass sie klug genug gewesen wären, das zu ver­stehen.

Hat sich Kevin-Prince Boateng richtig ver­halten, als er 2013, noch im Trikot des AC Mai­land, den Platz ver­ließ, weil ihn geg­ne­ri­sche Fans ras­sis­tisch belei­digten?
Ich möchte mir nicht anmaßen, das Ver­halten von anderen zu bewerten. Aber in diesem Fall hatte er meine volle Unter­stüt­zung für sein Vor­gehen. Nie­mand muss es sich gefallen lassen, so belei­digt zu werden.

Sie waren der Borussia 1,4 Mil­lionen Mark wert, damals noch eine Menge Geld. Unter Trainer Jürgen Gels­dorf wurden Sie bald als Fehl­ein­kauf abge­stem­pelt, erst unter seinem Nach­folger Bernd Krauss kamen Sie in Schwung. Was machte Krauss anders als Gels­dorf?
Er ließ mich spielen (lacht). Er ver­traute mir und meinen Stärken, außerdem ließ er offen­siven Fuß­ball spielen, was Stür­mern immer zu Gute kommt.

Zwei prä­gende Mit­spieler in den Jahren bei Borussia Mön­chen­glad­bach waren Heiko Herr­lich und Stefan Effen­berg. Wie kamen Sie mit den beiden zurecht?
Heiko und ich waren abseits des Rasens durchaus unter­schied­liche Cha­rak­tere, aber auf dem Platz haben wir groß­artig mit­ein­ander har­mo­niert und viele Tore geschossen. Dafür haben wir beide auf dem Platz von unserer Physis gelebt, was uns zu einem gefähr­li­chen Sturmduo machte. Stefan und ich ähnelten uns da schon eher: Wir waren beide Gewinner-Typen, wollten vor­an­gehen und haben immer ehr­lich unsere Mei­nung gesagt. Abge­sehen davon war Stefan ein fan­tas­ti­scher Fuß­baller, er hatte eine unglaub­liche Qua­lität.