Er ist einer der besten Torschützen in der Geschichte von Borussia Mönchengladbach. War Club-Besitzer und hatte ein eigenes Modelabel. Seine wichtigste Beraterin? Seine Mutter. Martin Dahlin im großen Karriere-Interview.
Fußballer heute wie damals laufen auch immer Gefahr, dass ihnen Ruhm und Prominenz zu Kopf steigen. Wie war das bei Ihnen?
Auch diesbezüglich bin ich dank meiner Erziehung gut geschützt. Ich bin mit lauter sehr gebildeten Menschen um mich herum groß geworden. Bildung ist bis heute für mich etwas sehr Bewundernswertes. Ich hätte gerne einen akademischen Abschluss geschafft, aber mein Talent lag nun mal im Fußball. Ich verdiente zwar viel Geld und ließ mich von vielen tausend Menschen bewundern – aber warum sollte ich deswegen ein besserer Mensch sein? Meine Herkunft hat dafür gesorgt, dass ich nicht abhebe.
1991 wechselten Sie von Malmö FF zu Borussia Mönchengladbach. Sie sollen wegen der regelmäßigen rassistischen Vorfälle im deutschen Fußball zunächst gezögert haben, ob Sie in die Bundesliga gehen sollten. Wie akut war dieses Problem damals?
Während meiner Zeit in Schweden wurde ich zwei- oder dreimal von gegnerischen Fans mit Affenlauten verunglimpft. Das war ekelhaft, hat mich aber nicht weiter belastet. Angst vor der Bundesliga hatte ich ganz sicher nicht, musste ich auch nicht haben. Bis auf Auswärtsspiele bei Dynamo Dresden, wo ich häufiger als „Neger“ beschimpft wurde, hatte ich keine Probleme mit rassistischen Fans.
Hat Sie das nicht unglaublich wütend oder traurig gemacht, von irgendwelchen Idioten so verunglimpft zu werden?
Das erste Mal passierte mir das bei einem Auswärtsspiel gegen AIK Solna. Die Beleidigungen begannen schon vor dem Anpfiff. Wir gewannen mit 3:1, ich schoss drei Tore. Nach dem Spiel hätte ich mich gerne bei den verantwortlichen Fans für die Motivation bedankt, aber ich glaube nicht, dass sie klug genug gewesen wären, das zu verstehen.
Hat sich Kevin-Prince Boateng richtig verhalten, als er 2013, noch im Trikot des AC Mailand, den Platz verließ, weil ihn gegnerische Fans rassistisch beleidigten?
Ich möchte mir nicht anmaßen, das Verhalten von anderen zu bewerten. Aber in diesem Fall hatte er meine volle Unterstützung für sein Vorgehen. Niemand muss es sich gefallen lassen, so beleidigt zu werden.
Sie waren der Borussia 1,4 Millionen Mark wert, damals noch eine Menge Geld. Unter Trainer Jürgen Gelsdorf wurden Sie bald als Fehleinkauf abgestempelt, erst unter seinem Nachfolger Bernd Krauss kamen Sie in Schwung. Was machte Krauss anders als Gelsdorf?
Er ließ mich spielen (lacht). Er vertraute mir und meinen Stärken, außerdem ließ er offensiven Fußball spielen, was Stürmern immer zu Gute kommt.
Zwei prägende Mitspieler in den Jahren bei Borussia Mönchengladbach waren Heiko Herrlich und Stefan Effenberg. Wie kamen Sie mit den beiden zurecht?
Heiko und ich waren abseits des Rasens durchaus unterschiedliche Charaktere, aber auf dem Platz haben wir großartig miteinander harmoniert und viele Tore geschossen. Dafür haben wir beide auf dem Platz von unserer Physis gelebt, was uns zu einem gefährlichen Sturmduo machte. Stefan und ich ähnelten uns da schon eher: Wir waren beide Gewinner-Typen, wollten vorangehen und haben immer ehrlich unsere Meinung gesagt. Abgesehen davon war Stefan ein fantastischer Fußballer, er hatte eine unglaubliche Qualität.