Mit dem Champions-League-Titel hat sich Jürgen Klopp in die Ahnengalerie der ganz großen Trainer von Weltformat gehievt. Doch es ist etwas Anderes, was von ihm vor allem bleiben wird.
Eine gute Geschichte ist der Triumph aber auch, weil diese Liverpooler Mannschaft die Final-Niederlage aus dem Vorjahr auf eindrucksvolle Weise ausgemerzt hat. Weil sie im Halbfinal-Rückspiel gegen FC Barcelona ein historisches Comeback in die Anfield Road stampften. Weil es verdammt nochmal irre Spaß macht, dieser Elf beim Fußball zuzusehen. (Außer es ist Finale und Krampf ihr König.)
Am besten wird die Geschichte aber dann, wenn man das Sportliche nachrangig betrachtet. Dann bleibt da einer zurück, dessen Synapsen heute vor Glück vermutlich gewittern, aber auch einer, der noch unlängst sagte: „Leider habe auch ich keine Ahnung, wann wir etwas gewinnen werden, aber ich bin sicher, dass wir irgendwann etwas gewinnen. Bis dahin sollten wir es einfach genießen und die beste Zeit unseres Lebens haben. Lasst uns die Welt und vor allem den Fußball genießen.“
Das größte Geschenk
Einer, der sagt, dass „das Leben ein Geschenk“ und die Reise wichtiger als das Ziel ist. Und einer, der diese Sätze auch noch meint und lebt. Der sie sagt, nicht nur, weil sie gut klingen, sondern weil er davon überzeugt ist, dass sie stimmen. Weil er eine Haltung zu den Dingen entwickelt hat. Weil er dazu steht.
Am Ende ist das vielleicht das größte Geschenk, welches Jürgen Klopp den Menschen gemacht haben wird. Ein Geschenk, das länger wirkt und dem man sich noch eher erinnern wird, als seiner Titel: dass da jemand war, der die Menschen überzeugt hat, weil er seiner Überzeugung gefolgt ist. Nicht, weil er ihnen nach dem Mund redete oder Mode-Erscheinungen gefolgt ist, nur um ihnen zu folgen. Damit ist er beileibe nicht allein; aber die Strahlkraft des Unterhaltungsmonolithen Fußball erhöht ganz von selbst auch die Einzelner.
Man muss kein Intellektueller, Historiker oder besonders begabter Beobachter sein, um festzuhalten, dass er damit leider die Ausnahme ist. Und eben nicht „The normal one“. Weil das, was normal sein sollte, nicht normal ist. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Bei Jürgen Klopp hat das mit der Champions League schließlich auch eine ganze Weile gedauert.