Keine Bilder von berauschten Bayern-Stars, die sich zu fortgeschrittener Stunde mit Models vergnügten oder Bayern-Bossen mit Tüte in der Hand.
Und so muss sich der gemeine Bayern-Fan mit dem Bild-Material begnügen, das wenige Stunden zuvor vom Lauterer Betzenberg gesendet wurde. Und das war doch reichlich öde, wohl selten hat eine Mannschaft so stoisch den Gewinn einer Meisterschaft zur Kenntnis genommen.
Wenn aber stimmt, was derzeit so alles über Italien berichtet wird, besser gesagt über Juventus Turin, könnte die lahme Veranstaltung der Bayern noch getopt werden. Sähe man kommenden Sonntag womöglich Spieler, die den Scudetto (ein Punkt fehlt Juve noch zur Meisterschaft) mit hängenden Köpfen feiern. Es könnte nämlich für lange Zeit der letzte sein.
Denn, wie bereits in den vergangenen Tagen angedeutet, ist ganz Fußball-Italien von einem Skandal erfasst worden, der immer konkreter und schwerer zu werden droht. Und mitten drin anscheinend fast die komplette Führung der alten Dame. Drei Tage nach Liga-Präsident Franco Carrao trat gestern Abend der gesamte Aufsichtsrat zurück. Mit dabei Geschäftsführer Antonio Giraudo, Vizepräsident Roberto Bettega, Generaldirektor Luciano Moggi sowie acht weitere Mitglieder des Aufsichtsrats.
Vor allem Moggi war ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten, nachdem Gespräche zwischen ihm und dem damaligen FIFA-Referee Pierluigi Pairetto sowie dem früheren Schiedsrichter-Obmann Fabio Baldes abgehört und später in Protokollen in Zeitungen abgedruckt worden waren. Baldes ist seit einiger Zeit als Kommentator im Fernsehen tätig, weshalb Moggi Empfehlungen ausgesprochen haben soll, wer denn bitteschön zu kritisieren sei und wer eher nicht. Außerdem wurden Gespräche abgehört, in denen Moggi einen Maserati für Pairetto bestellt habe.
Alles nicht schön, und wenn sich der Verdacht bestätigen sollte, dass Spielmanipulationen von Juve ausgegangen sind, droht dem Aushängeschild der Serie A im schlimmsten Fall sogar der Zwangs-Abstieg.
Wenn es gut geht für Juventus Turin und der Verein am Absturz irgendwie vorbeischrammt, sieht der Jubel über die 31. Meisterschaft womöglich wieder ein wenig gehaltvoller aus. Die Freude sähe dann vermutlich aus, wie beim Gewinn des allersten Meister-Titels. Irgendwie wäre er das ja auch.