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Seite 4: „Ich habe ein 0815-Leben geführt“

Die Sie auch abge­lehnt haben?
Ich fühlte mich damals noch nicht bereit. Ich hatte zwar ein gutes Regio­nal­liga-Jahr hinter mir, aber ich war davon über­zeugt, den nächsten fuß­bal­le­ri­schen Schritt auch noch in Egestorf machen zu können. Außerdem war mir das Stu­dium zu wichtig. Ich wollte die letzten drei Semester nicht zwi­schen Tür und Angel stu­dieren, son­dern mit der nötigen Ernst­haf­tig­keit angehen.

Das hat gut funk­tio­niert. Im Dezember haben Sie Ihren Bachelor-Abschluss gemacht.
Genau. Ich habe BWL mit der Ver­tie­fung Steuer- und Revi­si­ons­wesen stu­diert. Im ver­gan­genen Monat habe ich meine Bache­lor­ar­beit wie­der­be­kommen und auch die münd­liche Prü­fung abge­legt. Jetzt ist ein Haken hinter dem Stu­dium.

Worum ging es in Ihrer Abschluss­ar­beit?
Um ver­deckte Gewinn­aus­schüt­tung in Kon­zern­struk­turen. Ein steu­er­li­ches Thema, etwas spe­zi­fi­scher. Ein Thema, mit dem ich mich schon seit langer Zeit beschäf­tigt habe.

Ihr Vater ist Steu­er­be­rater mit einer eigenen Kanzlei. Bis zum Sommer 2018 war der Plan, dass Sie ihn dort bald unter­stützen.
Der Plan wird auch wei­terhin ver­folgt. Es hat sich nur zeit­lich etwas nach hinten ver­schoben. Aber es ist ja nicht so, dass ich Fuß­ball­profi sein werde, bis ich 80 Jahre alt bin. Bei mir ging es so schnell nach oben – genauso schnell kann es auch wieder her­unter gehen. Durch welche Umstände auch immer. Im End­ef­fekt reicht ja eine Ver­let­zung. Da bin ich Rea­list genug.

Ihr Pro­fi­ver­trag läuft bis zum Sommer 2020. Sind Sie froh, dass Sie zumin­dest die nächsten ein­ein­halb Jahre noch nicht jeden Tag acht Stunden im Büro sitzen müssen?
So darf man es nicht aus­drü­cken. Aber klar ist: Bis ich 23 Jahre alt war, habe ich ein 0815-Leben geführt. Ein Leben, das wun­der­schön war und das mir ermög­licht hat, Dinge zu sehen, die meine heu­tigen Mann­schafts­kol­legen nicht sehen konnten. Das ist für die Zukunft – wenn man das Fuß­bal­le­ri­sche aus­klam­mert – sicher nicht von Nach­teil. Jetzt bin ich wahn­sinnig froh, dass ich meinen Traum ver­wirk­li­chen und aus meiner Lei­den­schaft Fuß­ball einen Beruf machen konnte.

Wie ist das Gefühl, wenn man nach dem ersten Pro­fi­monat aufs eigene Konto schaut?
Ich mache mir nicht viel aus Geld. Hört sich doof an, aber ich bin kein mate­ria­lis­ti­scher Typ. Ich defi­niere mich nicht über ein abnormal teures Paar Schuhe oder ein tolles Auto. Ich habe also auch nicht akri­bisch auf das Geld gewartet und dau­ernd den Kon­to­stand aktua­li­siert, um mich dann besser zu fühlen, wenn die Kohle da ist. Das hat bei mir wenig Emo­tionen frei­ge­setzt.

Aber man guckt schon ab und zu mal nach, oder?
Natür­lich guckt man nach. Ich will das auch nicht her­un­ter­spielen. Es ist eine Sache, die total beson­ders ist. Aber ich spiele nicht vor­rangig wegen des Geldes.

Zum Schluss noch ein paar Super­la­tive: Das beste Spiel Ihrer Kar­riere?
Darf ich jede Liga sagen?

Klar.
Super. Das beste Spiel meiner Kar­riere habe ich näm­lich in der Kreis­liga gemacht. Gegen Basche United. Da habe ich fünf Tore geschossen.

Was macht ein Kreis­liga-Stürmer am Abend nach so einem Spiel?
Das können Sie sich vor­stellen, oder? (Lacht.) 

Der beste Stürmer aller Zeiten?
Der alte Ronaldo. Der dicke. Ich finde, man ver­gisst ihn bei all dem Trubel um Lionel Messi und Cris­tiano Ronaldo manchmal. Aber dieser Ronaldo, der hat unglaub­liche Dinge auf dem Platz ver­an­staltet…

Ihr aktu­eller Lieb­lings­spieler?
Harry Kane. Seit geraumer Zeit. In gewisser Weise auch ein Vor­bild für mich, was die Spiel­weise angeht und die Art, wie er seine Stärken umsetzt.

Was macht ihn so beson­ders?
Er weiß genau, was er kann und was nicht. Sein Tor­ab­schluss: gran­dios. Seine End­ge­schwin­dig­keit: eher nicht so. Was er ins­ge­samt daraus macht: heftig. Er macht von jeder Posi­tion aus sein Tor, er trifft in wich­tigen Spielen, er geht mit Druck super um. Ein Füh­rungs­spieler.

Letzte Frage: Machen Sie qua­li­ta­tive Unter­schiede zwi­schen Toren? Macht der 30-Meter-Hammer in den Winkel mehr Spaß als das ergrätschte Abstauber-Tor?
Nein. Aber mir macht das Tor zum 2:1 mehr Spaß als das zum 5:0. Egal, wie es aus­sieht.