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Eines lässt sich bereits nach zwölf WM-Tagen kon­sta­tieren: Gianni Infan­tinos Wunsch­traum vom hei­teren Tur­nier, das die dunklen Wolken am welt­po­li­ti­schen Hori­zont spie­lend leicht über­strahlt, ist genau das: ein Wunsch­traum. Neben der deso­laten Men­schen­rechts­lage im Gast­ge­ber­land Katar, der scho­ckie­renden Bru­ta­lität des isla­mis­ti­schen Regimes im Iran, dem grau­samen rus­si­schen Krieg gegen die Ukraine und anderen tages­ak­tu­ellen Themen gibt es noch ein wei­teres, fast ver­gessen geglaubtes Kapitel der Welt­ge­schichte, das diese WM immer wieder ein­holt. Die Rede ist vom Jugo­sla­wien-Krieg – und von alten Rech­nungen, die bis heute offen sind.

Schon rund um das erste Grup­pen­spiel der Serben gegen Rekord-Welt­meister Bra­si­lien waren im Netz Fotos auf­ge­taucht, die ein natio­na­lis­ti­sches Banner in Ser­biens Kabine zeigten. Offenbar ein bewusst gele­aktes State­ment von­seiten der Balkan-Dele­ga­tion. Darauf abge­bildet waren die Umrisse Groß-Ser­biens“, die auch den seit 2008 eigen­stän­digen, mehr­heit­lich alba­nisch-bevöl­kerten Kosovo ein­schließen. Der noch junge Staat ist so eine Art euro­päi­sches Israel – oder Paläs­tina. Fakt ist: Gleich zwei Bevöl­ke­rungs­gruppen erheben Anspruch auf das Gebiet. Und ein dau­er­haftes fried­li­ches Mit­ein­ander ist mal min­des­tens schwierig.

Die laut­starken Pro­teste gegen das Banner, vor allem aus dem Kosovo, waren kaum ver­hallt, da schockte der nächste krasse Vor­fall mit Jugo­sla­wien-Bezug – diesmal von kroa­ti­scher Seite: Beim Spiel zwi­schen Kroa­tien und Kanada hatten Schlach­ten­bummler in rot-weißen Schach­brett-Tri­kots ein Trans­pa­rent in die Höhe gehalten, auf dem stand: Knin 95 – keiner rennt wie Borjan.“ Eine Anspie­lung auf die kroa­ti­sche Rück­erobe­rung der ser­bisch-besetzten Stadt Knin im August 1995. Anschlie­ßend wurden fast alle in Knin und Umge­bung lebenden Serben von dort ver­trieben. Unter denen, die nur mit dem Nötigsten flohen, war auch die Familie des heu­tigen Natio­nal­kee­pers von Kanada: Milan Borjan (35).

Diese Leute sollten sich um ihre Fami­lien küm­mern“

Wäh­rend der Ver­trei­bung aus dem dama­ligen Kriegs­ge­biet war der kleine Milan gerade mal acht Jahre alt. Erst viele Jahre später lernte Borjan zu ver­stehen, was ihm und seinen Liebsten damals wider­fahren war. Sie hatten ihre Heimat ver­loren. Und dann, 27 Jahre später im fernen Katar, muss er auf dieses Banner bli­cken: Knin 95 – keiner rennt wie Borjan.“ Was für ein grau­samer, men­schen­ver­ach­tender Hohn.

Das zeigt, wie pri­mitiv Men­schen sein können“, erklärte Milan Borjan nach dem Spiel. Ich möchte das ansonsten nicht weiter kom­men­tieren. Diese Leute sollten sich um ihre Fami­lien küm­mern. Offenbar sind sie so frus­triert, dass sie hierher gekommen sind, um ihrem Frust Luft zu machen.“

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