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Jörn Birster, erst kürz­lich sagte Jonas Hector in einem Inter­view: Wenn mir vor fünf Jahren einer gesagt hätte, dass ich in fünf Jahren als Stamm­spieler im Pro­fi­fuß­ball landen würde, hätte ich ihn für bekloppt erklärt.“ Sehen Sie das ähn­lich?
Auf­grund seiner fuß­bal­le­ri­schen Fähig­keiten habe ich nie daran gezwei­felt, dass er sich durch­setzen wird – trotzdem hat er zunächst zwei Jahre für die Kölner Ama­teure gespielt. Ich hatte zwar keinen über­re­gio­nalen Ver­gleich, bin aber trotzdem fest von einer kür­zeren Anlauf­zeit aus­ge­gangen.

Woran lag es in Ihren Augen, dass so viel Zeit bis zu seinem ersten Ein­satz in der Pro­fi­mann­schaft ver­ging?
Sein Vater sagte damals nach dem Pro­be­trai­ning in Köln: Im Trai­ning waren gerade 15 Hec­tors.“ Dass Jonas nur eines von vielen Talenten war – dessen war ich mir vorher nicht bewusst. Man muss aber auch klar sagen, dass er zum Zeit­punkt des Wech­sels zum FC einen kör­per­li­chen Defizit hatte. Jonas ist groß­ge­wachsen, war zunächst aber äußerst schmächtig. Je höher das Niveau, desto mehr wird dies zum Pro­blem.

Von seinem Durch­bruch waren Sie stets über­zeugt?
Mir war früh klar, dass er seinen Weg gehen würde. Bereits als 17-Jäh­riger spielte Jonas die Rück­runde für die erste Mann­schaft, danach wurde er kom­plett hoch­ge­holt. Nur zum Sai­son­ende half er in der A‑Jugend aus, um ihnen die Meis­ter­schaft zu sichern.

Die Rück­stu­fung hat ihn nicht gestört?
Nein, über­haupt nicht. Diese Eigen­schaft zeichnet ihn aber auch aus. Viele Ama­teur­spieler drohen schon mit einem Ver­eins­wechsel, wenn sie drei Spiele in Folge auf der Bank sitzen. Jonas blieb immer dran.

Jonas Hec­tors Kar­riere ist von mehr­fa­chen Posi­ti­ons­wech­seln geprägt. Bei den Kölner Ama­teuren spielte er im defen­siven Mit­tel­feld, Holger Sta­nis­lawski setzte ihn als linken Außen­ver­tei­diger ein.
Bei mir spielte Jonas auf der Zehn. Wenn ich aber zum Bei­spiel bei Hal­len­tur­nieren beschloss, ihn als flie­genden Tor­wart auf­zu­stellen, setzte er die Anwei­sungen wortlos um. Jonas wusste schon immer: Wichtig ist, dass man in der Startelf steht.“ Das soll nicht heißen, dass er nicht gewisse Posi­tionen anderen vor­zieht. Den­noch fand er sich immer schnell und gerne ein.

Könnte sein Ein­satz auf der Posi­tion des linken Außen­ver­tei­di­gers von ent­schei­dendem Vor­teil für seinen wei­teren Weg sein?
Ich denke, es gibt nicht viele Spieler in Deutsch­land, die diese Posi­tion so stark bekleiden können wie er.

Holger Sta­nis­law­skis Urteil, dass Hector ein Mus­ter­schüler“ sei, können Sie also bestä­tigen?
Absolut. Jonas ist ein Spieler, der keine inten­sive Kom­mu­ni­ka­tion ver­langt. Er setzt alles schnell um, hat immer Lust zu spielen. Ich denke, Jogi Löw wird sofort zufrieden sein. Mich würde es nicht wun­dern, wenn Jonas am Freitag bereits spielt. Ich bin über­zeugt, dass er sich bald in der Natio­nal­mann­schaft durch­setzen wird.

Ist er auch privat ein vor­bild­li­cher Profi?
Anders als bei anderen Talenten, die früh alles darauf aus­richten, Pro­fi­fuß­baller zu werden, ergab sich seine Kar­riere eher aus seinem unwahr­schein­li­chen Talent. Auf unseren Ver­eins­feiern war Jonas sicher­lich nicht der Spieler, der mit einem Glas Wasser in der Ecke saß. Er wech­selte erst mit 20 Jahren nach Köln und hatte bis dahin eine sehr nor­male Jugend.

War es eine bewusste Ent­schei­dung sei­ner­seits, so lange für den SV Auers­ma­cher zu spielen? Es müssen doch schon früher große Ver­eine um ihn geworben haben.
Jonas ist ein sehr hei­mat­ver­bun­dener Mensch. Er fühlt sich sport­lich auch nur wohl, wenn das Umfeld stimmt. Diese Garantie hatte er zu Hause im Saar­land. Doch auch in Köln stimmte es für ihn von Beginn an, des­halb ent­schloss er sich damals auch zu diesem Wechsel. Ich bin mir sicher: Ohne einen sol­chen Rück­halt würde es bei ihm nicht laufen.

Wel­chen Rat würden Sie Hector mit auf seinen Weg geben?
Mit der Beru­fung in die Natio­nal­mann­schaft kommen sicher­lich auch bald Anfragen der großen Ver­eine. Es gibt einige Stimmen, die behaupten, man müsse Ver­eine wie den 1. FC Köln ver­lassen, um eine große Kar­riere in der Natio­nal­mann­schaft zu machen. Ich bin da jedoch anderer Mei­nung. Auch wenn ein Wechsel sport­lich sicher reiz­voll wäre, muss auch der Rest passen. Daher rate ich ihm: Ver­traue deinem Gefühl! Dann wirst du für deine Zukunft die rich­tigen Ent­schei­dungen treffen.