Pokalfinale und Europa League, der SC Freiburg ist gerade auf dem nächsten Level angekommen. Jochen Saier, Manager der Saison, erklärt warum.
Jochen Saier, werden Sie inzwischen eigentlich erkannt, wenn Sie am Flughafen sind?
Inzwischen passiert das ab und zu schon. Aber wenn man es für sein Lebensglück nicht braucht, wie das bei mir der Fall ist, stimmt die Mischung.
Vor ein paar Jahren gab es nicht mal einen Wikipedia-Eintrag über sie.
Das stimmt. Ein Journalist hat mich damals darauf angesprochen, und am Tag nachdem das Interview erschien, hat jemand ihn geschrieben. Aber ehrlich gesagt: Da ist etliches falsch.
Stört Sie das?
Nee.
Finden Sie es erstaunlich, im zehnten Jahr als Verantwortlicher für den Sport beim SC Freiburg nicht bekannter zu sein?
Ich dränge mich nicht in den Vordergrund. Aber niemand muss sich Sorgen machen, dass ich nicht genug Anerkennung bekommen würde.
Etwa von der 11-FREUNDE-Jury, die Sie zum „Manager der Saison“ gewählt hat.
Genau, das hat mich natürlich gefreut. Wobei eine solche Auszeichnung immer die Folge von Teamarbeit ist und hier in Freiburg vielleicht sogar noch mehr als anderswo.
Der SC Freiburg als tapferer Außenseiter? Das war einmal. Der Pokalfinalist erfindet sich dank des neuen Stadions gerade neu und will sich trotzdem treu bleiben. Das aber ist gar nicht so leicht.
„Wir reden uns immer noch die Köpfe heiß“
Weil Sie schon ewig lange etwa mit Cheftrainer Christian Streich oder Sportdirektor Klemens Hartenbach zusammenarbeiten?
Natürlich spielt die Zeit auch eine Rolle. Ich habe im März mein 20-jähriges Jubiläum im Verein gefeiert und bin nicht mal am längsten hier, das ist schon Wahnsinn! Christian und Klemens waren bereits da, als ich kam.
Sie kennen sich vermutlich in- und auswendig.
Ja, wenn Klemens Luft holt, dann kann ich den Satz zu Ende sprechen.
Sie lachen, aber wie sorgen Sie nach zwei Jahrzehnten dafür, sich noch die Wahrheit zu sagen? Ist das nicht anstrengend?
Es ist anstrengend, weil wir uns die Wahrheit sagen. Wir sind als Menschen schon unterschiedlich, und damit muss man umgehen. Der bequeme Sessel für alle ist das beileibe nicht. Andererseits ist es toll, dass das Fundament so stabil ist. Wir diskutieren uns nach wie vor die Köpfe heiß, wie wir einen Platz im Kader besetzen. Wir müssen das bewahren, was uns all die Jahre begleitet und einigermaßen erfolgreich gemacht hat.
Was ist denn?
Eine Vereinskultur, die nicht vom Himmel gefallen ist, sondern die über viele Jahre erarbeitet wurde. Sie ist aber auch nicht am Reißbrett geplant, sondern von den Menschen geprägt worden, die hier waren, etwa Achim Stocker oder Volker Finke.
Was macht diese Vereinskultur aus?
Dass man seine Arbeit möglichst gut macht, demütig ist und vernünftig miteinander umgeht. Dazu kommt die südbadische Weltsicht, nach der das Glas eher halbleer als halbvoll ist.