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Seite 3: „Er ist mir nachts in meinen Träumen begegnet“

Am 15. April 1970 trifft Celtic im Halb­fi­nal­rück­spiel des Euro­pa­po­kals der Lan­des­meister auf Leeds United. Das Spiel wird zur Battle of Bri­tain“ sti­li­siert, die ganze Insel will dabei sein. Schließ­lich sind es offi­ziell 133 505 Zuschauer im Hampden Park. Zeit­zeugen spre­chen von einer deut­lich höheren Zahl. Eine unglaub­liche Kulisse. Eine für Jimmy John­stone.

Leeds’ bein­harter Ver­tei­diger Terry Cooper wird auf John­stone ange­setzt, doch der spielt ihm einen Knoten in die Beine. Cel­tics Angreifer ist ein­fach zu flink und wendig für den Eng­länder. Da schreitet Leeds’ Rau­bein Norman Hunter – Spitz­name bites yer legs“ (beißt deine Beine) – ein und gibt seinem Mit­spieler die unmiss­ver­ständ­liche Anwei­sung: Hau ihn doch ein­fach um.“ Doch der hechelnde Cooper ent­gegnet nur: Ver­such du es doch.“ Hunter über­nimmt also, spurtet zäh­ne­flet­schend heran. John­stone tun­nelt ihn. Es ist wie Asterix gegen die Römer. John­stone treibt auch Hunter zur Ver­zweif­lung, er legt den Sieg­treffer zum 2:1 auf, Celtic zieht ins Finale ein. Terry Cooper, der erste Gegen­spieler an diesem Abend, wird später sagen: Ich hätte ihn umge­treten, wenn ich es nur einmal in seine Nähe geschafft hätte. Das war ein schlimmes Spiel. Er ist mir nachts in meinen Träumen begegnet.“

Jinky John­stone wurde am 30. Sep­tember 1944 in View­park nahe Glasgow geboren. Er schoss 129 Tore in 515 Spielen für Celtic.

James John­stone ist ein kräf­tiger Mann mit ker­niger Stimme. Er lacht laut. Er drischt einem Sätze wie Ten­nis­auf­schläge ent­gegen. Loved his fitba“, sagt er über seinen Vater, er liebte seinen Fuß­ball. Er fährt mit dem Auto durch Udding­ston, an einem Kreis­ver­kehr zeigt er auf die andere Stra­ßen­seite. Dort drüben habe sein Vater eine Kneipe geführt. Sie soll sich nicht lange gehalten haben, weil er die Gäste etwas zu lange mit dem Bier­de­ckel bezahlen ließ. Ein guter Abend hat für ihn noch immer ein gutes Geschäft ersetzt. Wenn man James John­stone fragt, ob er als Kind seinen Vater ver­misst habe, ant­wortet er mit nur einem Wort, dafür lang­ge­zogen: Aaaaayeee.“ Das schot­ti­sche Ja.

Trotzdem läuft er stolz um die Statue in View­park. Sie zeigt Jimmy John­stone mit zum Jubel empor­ge­recktem Arm, drum herum sieben Lichter für seine Rücken­nummer. Zehn Auto­mi­nuten weiter pflegt der Sohn das Grab seines Vaters, wischt die Blu­men­erde vom Sockel, das Regen­wasser von der Klar­sicht­folie, darin ein Brief eines Fans, nicht ganz einen Monat alt. Einige Meter ent­fernt steht ein rie­siges, teures Grab. Das gehörte einem Mafioso“, sagt James John­stone und lacht sich kaputt. Den Unge­rech­tig­keiten dieser Welt begegnen sie hier noch immer mit Humor.

Was war das beste Spiel Ihres Vaters? Schwer zu sagen. Das Spiel für Di Ste­fano, klar, oder aber gegen Roter Stern Bel­grad.“

Am 13. November 1968 spielt Celtic im Ach­tel­fi­nal­hin­spiel gegen Roter Stern Bel­grad. Zur Halb­zeit steht es 1:1. Celtic-Trainer Jock Stein ist ein sach­li­cher Trainer, er trinkt keinen Alkohol, John­stones Tur­bu­lenzen erzürnen ihn. Selbst Steins Frau maß­re­gelt ihn, den Rechts­außen nicht so hart anzu­pa­cken. In dieser Halb­zeit­pause redet Stein auf seinen hass­ge­liebten Schütz­ling ein. Er weiß, dass John­stone unter pani­scher Flug­angst leidet. Also schlägt er vor, dass er nicht zum Rück­spiel nach Bel­grad mit­reisen müsse, wenn Celtic einen Drei-Tore-Vor­sprung im Hin­spiel erzielt. Dae ye really mean it, Boss?“, fragt John­stone mit einem Lächeln. Meinen Sie das ernst, Boss?