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Seite 4: „Wissen eure Mütter, dass ihr hier seid?“

Nach zwei Minuten in der zweiten Halb­zeit schießt John­stone Celtic in Füh­rung. Zwei wei­tere Tore bereitet er mus­ter­gültig vor, bevor er selbst in der 82. Minute mit dem 5:1 den Schluss­punkt setzt. Er ist überall, in der letzten Minute ver­tei­digt er einen Eck­ball am eigenen Fünfer.

Celtic-Fan Jim O’Neill stürmt nach dem Abpfiff auf den Rasen, nur um Jimmy John­stone die Hand zu schüt­teln. Ein uner­bitt­li­ches Gericht ver­ur­teilt ihn später wegen des Platz­sturms zu einer Strafe von 120 Pfund. O’Neill sagt dem Richter: Dieser Hand­schlag ist jeden Penny wert. Ich musste ihm ein­fach zu diesem Spiel gra­tu­lieren.“ Stein hält Wort. Zum Rück­spiel muss John­stone nicht mit­fliegen.

Bertie Auld spielte zwölf Jahre für Celtic, gewann mit John­stone zusammen den Euro­pa­pokal 1967. In den Kata­komben vor dem Finale stimmte er zur Ein­schüch­te­rung der Inter-Spieler den Celtic-Song an. Sein Freund Jimmy John­stone fragte die Ita­liener danach: Wissen eure Mütter, dass ihr heute später nach Hause kommt?“ Die beiden ver­band ihr Humor, sie blieben auch nach der Kar­riere in Kon­takt. 2001 dia­gnos­ti­zierten die Ärzte bei John­stone Amyo­trophe Late­ral­skle­rose, eine Erkran­kung des Ner­ven­sys­tems. Nach und nach konnte er seine Beine nicht mehr bewegen, seine Arme und Hände, dann konnte er nicht mehr spre­chen. Seine Frau und seine Kinder küm­merten sich um ihn, auch Auld besuchte ihn oft. Er erzählt: Jinky hat nicht ein ein­ziges Mal mit seinem Schicksal geha­dert, sich nie selbst bedauert, nie gesagt: Warum ich?‘ Ich habe ihn ange­schaut und er hat mit seinen Augen gespro­chen. Sie hätten diese Augen sehen müssen, er hat mit den Augen gelä­chelt.“

Das Laus­bu­ben­hafte, das Schel­mi­sche hat er sich nicht aus­treiben lassen. 1992 fragte ihn der dama­lige Celtic-Kapitän, wie wohl ein Spiel des aktu­ellen Teams gegen die Lisbon Lions aus­gehen würde. Unent­schieden“, sagte John­stone. Du darfst nicht ver­gessen, wir sind alle momentan über 50.“ Er konnte sich berau­schen, an den Dribb­lings auf dem Rasen, an den Geschichten und Lachern in den Kneipen. Da konnte ihn keiner stoppen.

Jimmy John­stone starb am 13. März 2006. Sein Freund Bertie Auld sagt: In den Jahren seiner Krank­heit war er abhängig von seiner Familie und seinen Freunden, aber sonst waren wir abhängig von ihm.“ Auld schluckt kurz, dann fügt er an: Jimmy war ein ein­zig­ar­tiger Mensch. Er hat etwas von uns bekommen, aber er hat uns allen viel mehr gegeben.“