Am 13. März 2006 starb der beste Spieler in Celtics Geschichte. Jimmy Johnstone versetzte mit seinen Dribblings Europas Stadien in Ekstase. Doch sein größter Gegenspieler war er selbst.
Nach zwei Minuten in der zweiten Halbzeit schießt Johnstone Celtic in Führung. Zwei weitere Tore bereitet er mustergültig vor, bevor er selbst in der 82. Minute mit dem 5:1 den Schlusspunkt setzt. Er ist überall, in der letzten Minute verteidigt er einen Eckball am eigenen Fünfer.
Celtic-Fan Jim O’Neill stürmt nach dem Abpfiff auf den Rasen, nur um Jimmy Johnstone die Hand zu schütteln. Ein unerbittliches Gericht verurteilt ihn später wegen des Platzsturms zu einer Strafe von 120 Pfund. O’Neill sagt dem Richter: „Dieser Handschlag ist jeden Penny wert. Ich musste ihm einfach zu diesem Spiel gratulieren.“ Stein hält Wort. Zum Rückspiel muss Johnstone nicht mitfliegen.
Bertie Auld spielte zwölf Jahre für Celtic, gewann mit Johnstone zusammen den Europapokal 1967. In den Katakomben vor dem Finale stimmte er zur Einschüchterung der Inter-Spieler den Celtic-Song an. Sein Freund Jimmy Johnstone fragte die Italiener danach: „Wissen eure Mütter, dass ihr heute später nach Hause kommt?“ Die beiden verband ihr Humor, sie blieben auch nach der Karriere in Kontakt. 2001 diagnostizierten die Ärzte bei Johnstone Amyotrophe Lateralsklerose, eine Erkrankung des Nervensystems. Nach und nach konnte er seine Beine nicht mehr bewegen, seine Arme und Hände, dann konnte er nicht mehr sprechen. Seine Frau und seine Kinder kümmerten sich um ihn, auch Auld besuchte ihn oft. Er erzählt: „Jinky hat nicht ein einziges Mal mit seinem Schicksal gehadert, sich nie selbst bedauert, nie gesagt: ‚Warum ich?‘ Ich habe ihn angeschaut und er hat mit seinen Augen gesprochen. Sie hätten diese Augen sehen müssen, er hat mit den Augen gelächelt.“
Das Lausbubenhafte, das Schelmische hat er sich nicht austreiben lassen. 1992 fragte ihn der damalige Celtic-Kapitän, wie wohl ein Spiel des aktuellen Teams gegen die Lisbon Lions ausgehen würde. „Unentschieden“, sagte Johnstone. „Du darfst nicht vergessen, wir sind alle momentan über 50.“ Er konnte sich berauschen, an den Dribblings auf dem Rasen, an den Geschichten und Lachern in den Kneipen. Da konnte ihn keiner stoppen.
Jimmy Johnstone starb am 13. März 2006. Sein Freund Bertie Auld sagt: „In den Jahren seiner Krankheit war er abhängig von seiner Familie und seinen Freunden, aber sonst waren wir abhängig von ihm.“ Auld schluckt kurz, dann fügt er an: „Jimmy war ein einzigartiger Mensch. Er hat etwas von uns bekommen, aber er hat uns allen viel mehr gegeben.“