Wer ist dieser Mann? Und warum hat ein dänischer Drittligist vor kurzem sein Stadion nach ihm benannt? Willkommen im „Zimmermannsmeister-Jim-Jensen-Park“.
Als Jim Jensens Schwester die Nachricht im Lokalblatt las, traute sie zunächst ihren Augen nicht. Um dann sogleich – halb belustigt, halb besorgt – ihren Bruder anzurufen: „Warum, zum Teufel, hast du den Stadionnamen gekauft?“ Jim Jensen selbst hatte an jenem Morgen noch gar nicht in die Zeitung geschaut und erfuhr somit erst von seiner Schwester, dass er tatsächlich den Zuschlag bekommen hatte. 180 000 Dänische Kronen, umgerechnet knapp 25 000 Euro, zahlt der selbständige Zimmerermeister für die erstmals zum Kauf angebotenen Namensrechte am Stadion des heimischen Drittligisten BK Avarta – für die nächsten drei Jahre. Mehr hatte offenbar kein anderes Unternehmen geboten. Später am Tag kam Jensens Mutter vorbei, gratulierte ihrem Sohn und brachte einen Blumenstrauß.
Jim Jensen jedoch zerbrach sich den Kopf. Zwar hatte er nun die Namensrechte in der Tasche, doch wie die 6000 Zuschauer fassende Spielstätte im Städtchen Rødovre südwestlich von Kopenhagen zukünftig heißen sollte, wusste er selbst noch nicht genau. Schließlich ist Jensens Firma keines dieser trendigen Start-ups mit einem hippen Titel. Der Zimmermann führt seit 1983 einen lokalen Bauhandwerksbetrieb mit dem schlichten Namen „Tømrermester Jim Jensen“, zu deutsch: Zimmerermeister Jim Jensen. Klingt das nicht im wahrsten Sinne des Wortes ein bisschen zu hölzern für das Stadion eines Fußballklubs? Nein, befand der Chef nach Rücksprache mit dem Familienrat und befestigte Mitte Februar über dem Eingang der in Ehren ergrauten, sechzig Jahre alten Sportanlage eine wetterbeständige Tafel mit der Aufschrift „Zimmermannsmeister-Jim-Jensen-Park“.
„Werbung brauche ich also gar nicht“
Aber um die eingangs von Jensens Schwester gestellte Frage noch einmal aufzugreifen: Warum, bitte schön, bezahlt jemand 25 000 Euro, damit er seinen Namenszug ans heimische Drittligastadion schrauben darf? Etwa aus Eitelkeit? Jensen, ein angenehm zurückhaltender Typ in verwaschenem Baumwollpulli, ausgebeulter Jeans und rustikalen braunen Halbschuhen, wirkt da ziemlich unverdächtig. Drängte ihn also jene Fußballbesessenheit, die schon den rheinischen Elektrikermeister Jean Löring zu Fortuna Köln und später in den Ruin getrieben hat? Jensen, der den BK Avarta seit Jahren mit kleineren Beträgen sponsert, streitet das ab: „Ich bin gar kein richtiger Fußballfan. Ich gehe vor allem deshalb zu den Spielen, weil man dort so viele Leute trifft und nett plaudern kann.“
Nur muss man dazu ja nicht gleich den Stadionnamen kaufen. Ist Jim Jensens Engagement als Sponsor also vor allem ein Marketinggag? „Nein, auch das nicht“, beteuert er gänzlich unaufgeregt. „Die allermeisten Menschen in unserem 40 000-Einwohner-Städtchen kennen meine Firma doch sowieso schon, außerdem sind wir auftragsmäßig mehr als ausgelastet. Werbung brauche ich also gar nicht.“ Und falls doch, fährt er seine Botschaft seit Jahren auf einem putzigen dreirädrigen Vespa-Transporter spazieren. Darauf steht, in weinroter Schrift auf schneeweißem Lack: „Följ Tendensen, brug Jim Jensen“. Was so viel bedeutet wie: Folge dem Trend, beauftrage Jim Jensen. Und das tun offenbar viele.