Max Meyer wirft seinem Klub Mobbing vor. Das Schalker Schmierentheater hat sich lange angekündigt – und steht für ein Machtspiel hinter den Kulissen.
Meyers Berater Roger Wittmann pflegt seit Jahren eine besondere Beziehung zum FC Schalke. Vor ungefähr zehn Jahren stellten Wittmanns Klienten fast die komplette Schalker Startaufstellung. Er hatte eine starke Stellung auf Schalke, ehemalige Vereinsmitarbeiter sprechen gar von Sondervereinbarungen zwischen dem Klub und Wittmann. Auch wenn die Masse an Wittmann-Spielern auf Schalke nach der Demission von Manager Andreas Müller abnahm, so konnte der Berater doch immer wieder aufstrebende Talente wie Julian Draxler unter Vertrag nehmen. Für sie alle galt relativ schnell, dass Schalke zu klein für sie sei. Der Berater soll Extra-Einheiten für die Spieler angesetzt haben, mit Übungen selbst beim Zähneputzen. Spieler berichten, wie Wittmann-Klienten nach ausuferndem Individualtraining angeschlagen zur Mannschaft stießen. Auf Schalke soll der Einfluss des Beraters abgeklungen sein, als Christian Heidel neuer Verantwortlicher wurde. Das Verhältnis der beiden gilt – milde ausgedrückt – als unterkühlt.
Es ist auch das Duell: Roger Wittmann vs. Christian Heidel
Im Vertragspoker um seinen Schützling Eric Maxim Choupo-Moting soll Wittmann 2017 von zahlreichen, hochkarätigen Angeboten erzählt haben. Heidel jedoch zeigte sich unbeeindruckt und verlängerte Choupo-Motings auslaufenden Vertrag nicht. Der Stürmer landete nach langer Suche beim englischen Abstiegskandidaten Stoke City. Das Tauziehen um Max Meyer wird nun zu einer öffentlich ausgetragenen Fehde zwischen Heidel und Wittmann. Letzterer warf Heidel vor: „Zwei E‑Mails reichen nicht, um einen Schalker Junge vom Verbleib zu überzeugen.“ Nun wird Meyer in der „Bild“ zitiert: „Ich wollte einfach nicht mehr bei Schalke bleiben und unter Herrn Heidel arbeiten.“ Das Interview liest sich wie diktiert.
Es ist das bekannte Vorgehen von Wittmann: Erst kommen die Bilder von angeblichen Geheimtreffen im Berliner Nobel-Restaurant „Borchardt“ (bei Meyer im März), dann Besuche bei anderen Vereinen (Meyer war am Freitag in Hoffenheim), schließlich Wortmeldungen von Wittmanns Schwager Mario Basler („5,5 Millionen Jahresgehalt sind heutzutage nichts mehr“ – im „Doppelpass“ zu Schalkes Angebot für Meyer) und Exklusivstorys in der „Bild“. Gleichzeitig aber spult auch der S04-Aufsichtsratvorsitzende Clemens Tönnies auf der Vereinsseite sein übliches Programm ab. Tenor: Unsere Schalker Jungs werden durch die Angebote von bösen anderen Vereinen verdorben! Tönnies sagte bei „Sky“ über Meyer und Goretzka: „Der Zug des Geldes hat die Emotionen überholt.“
Tönnies sollte von Moralpredigten absehen
Auch wenn sowohl Wittmann als auch Tönnies es suggerieren wollen: Meyer und Goretzka haben sich nie als „Schalker Jungs“ geriert. Der eine kam in der B‑Jugend aus Duisburg, der andere betonte stets seine Verbundenheit zum VfL Bochum. Es hat nichts Charakterloses und Unanständiges, wenn sie ihren auslaufenden Vertrag nicht verlängern und den Verein wechseln. Schalke tut gut daran, von Moralpredigten abzusehen. Und Meyer tut gut daran, sich nicht weiter für die Possenspiele einspannen zu lassen. In der vergangenen Woche soll er dem Trainer gesagt haben, sich nicht mehr für Schalke motivieren zu können. Am Montag warf er mit ziemlich vagen „Mobbing-Vorwürfen“ gegen den Klub um sich.
Der Riss dürfte nicht mehr zu kitten sein. Und das nächste Theater wird nicht lange auf sich warten lassen. Der Vertrag des Schalker Abwehrtalents Thilo Kehrer läuft im kommenden Sommer aus. Kehrers Berater heißt Roger Wittmann.