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Dieser Text erschient erst­mals in der Aus­gabe 11FREUNDE Legenden – Die andere Geschichte der Bayern“. Das Heft ist kom­plett aus­ver­kauft. Die Legenden-Aus­gaben zu Borussia Dort­mund und Borussia Mön­chen­glad­bach findet ihr hier.

Roland Gra­hammer: Ich war bereits seit 1988 bei den Bayern, damals war ich gemeinsam mit Stefan Reuter von Nürn­berg nach Mün­chen gewech­selt und direkt im ersten Jahr Meister geworden. Das war auch vor der Saison 1991/92 unser Anspruch, wie es beim FCB ja eigent­lich jedes Jahr der Fall ist. Und zunächst deu­tete auch nichts darauf hin, dass diese Saison anders ver­laufen würde als sonst. Viel­leicht war nicht mehr genug Druck auf dem Kessel, unser Trainer Jupp Heyn­ckes war bereits vier Jahre da und hatte zwei Meis­ter­schaften geholt. Aber mit Egon Coordes hatte er einen Co-Trainer, der uns in der Vor­be­rei­tung ordent­lich gequält hat. Diens­tags hat er uns immer zum Wald­lauf antanzen lassen und uns für ein paar Stunden durch die Natur gescheucht. 

Thomas Bert­hold: Ich hatte zuvor vier Jahre in Ita­lien bei Hellas Verona und AS Rom gespielt und kam nach einer langen Saison zu den Bayern. Ich war erst einmal erstaunt, wie da im Trai­ning gear­beitet wurde. Egon Coordes steu­erte das Kon­di­ti­ons­trai­ning. Ich war noch nie so oft ver­letzt und in einer so schlechten kör­per­li­chen Ver­fas­sung damals. In der Vor­saison hatte ich mit dem AS Rom viele Spiele gehabt, inklu­sive Uefa-Cup-Finale. Dadurch war mein Urlaub etwas kürzer. Trotzdem wurden alle Spieler, egal wie sie belastet waren, gleich trai­niert. Das war schon damals nicht mehr zeit­gemäß.

In der gesamten Saison hatten wir fünf Keeper“

Chris­tian Ziege: Schwierig war vor allem die per­so­nelle Situa­tion. Mit Stefan Reuter und Jürgen Kohler ver­ließen uns kurz vor der Saison zwei Welt­klasse-Spieler und gingen zu Juventus Turin. Klaus Augen­thaler hatte seine Kar­riere beendet. Alle­samt gestan­dene Spieler, die ein Vakuum hin­ter­ließen, in das andere rein­stoßen wollten. Stefan Effen­berg war damals ein auf­brau­sender Cha­rakter, der Füh­rungs­an­sprüche anmel­dete. Vom AS Rom kam Thomas Bert­hold, der auch seine Ansprüche hatte. Das hat zu Gra­ben­kämpfen geführt.

Bert­hold: Wenn bei einem so großen Klub gleich meh­rere Stützen gehen, dauert es eine Weile, um wieder eine homo­gene Mann­schaft zu bilden. Als großer Klub hast du aber eigent­lich keine Zeit für einen so großen Umbruch. Hinzu kamen die vielen Ver­letzten. Rai­mond Aumann fiel mit einem Kreuz­band­riss aus, was dazu führte, dass wir auf der Tor­hü­ter­po­si­tion keine Kon­ti­nuität hatten. In der gesamten Saison hatten wir fünf Keeper: Aumann, Sven Scheuer, Gerald Hill­ring­haus, Uwe Gos­po­darek und irgend­wann auch Toni Schu­ma­cher, der von den Ver­ant­wort­li­chen noch ver­pflichtet wurde. Es wird nicht ein­fa­cher, wenn man auf der Tor­hü­ter­po­si­tion ständig rotieren muss.

Bereits nach zwei Spielen steppte der Bär

Ziege: Für mich per­sön­lich war diese Situa­tion zunächst positiv. Ich war erst 19 Jahre alt und spielte meine zweite Saison bei den Bayern. In der Vor­saison hatte ich nur 13 Spiele gemacht, nun war ich plötz­lich Stamm­spieler. Nur dass wir von Anfang an Pro­bleme hatten. Wir wollten die Meis­ter­schaft holen, aber dann spielten wir zum Auf­takt gegen Bremen nur Remis, anschlie­ßend kam Ros­tock ins Olym­pia­sta­dion – und schlug uns 1:2. Bereits nach zwei Spielen steppte der Bär. Nur eine Woche später schieden wir gegen Hom­burg aus dem DFB-Pokal aus. Die waren damals Zweit­li­gist, Willi Land­graf und Rodolfo Car­doso spielten dort, und schlugen uns in Mün­chen mit 2:4 nach Ver­län­ge­rung. Wenn du so in eine Saison star­test, mit einer Mann­schaft, die sich im Umbruch befindet, wird es mit jedem Tag schwie­riger.

Gra­hammer: In der Saison 1991/92 wurde die Liga mit den Teams aus der ehe­ma­ligen DDR auf­ge­stockt. Mag sein, dass wir die Klubs aus dem Osten anfangs ein wenig unter­schätzt haben. Aber man kann sich ja vor­stellen, was in Mün­chen los ist, wenn man das erste Heim­spiel gegen Ros­tock mit 1:2 ver­geigt. Das gab ordent­lich Dre­sche von den Medien und läu­tete eine Zeit ein, die vor allem für Jupp Heyn­ckes sehr schwierig wurde. Plötz­lich riefen die Fans Heyn­ckes raus“ im Olym­pia­sta­dion. Unsere Heim­schwäche hat das nicht unbe­dingt besser gemacht. Wir ver­loren in dieser Saison sage und schreibe sieben Heim­spiele.

Gegen Cork City nur 1:1“

Manni Bender: Wir hatten einige schlimme Spiele in dieser Saison. In der ersten Runde des UEFA-Cups spielten wir in Irland gegen Cork City nur 1:1, ein undank­bares Spiel auf kleinem Platz und vor fre­ne­ti­schem Publikum. So ein Aus­rut­scher kann immer mal pas­sieren, ist aber natür­lich für einen Klub wie den FC Bayern eine abso­lute Bla­mage. Ich habe damals in der Zei­tung gelesen, dass die Iren zum Rück­spiel eher wegen des Okto­ber­festes nach Mün­chen kamen. Wir waren haus­hoher Favorit, und für die Iren war das eine ein­ma­lige Sache, im Olym­pia­sta­dion gegen den FC Bayern spielen zu dürfen. Die waren ja keine Voll­profis, der Tor­schütze aus dem Hin­spiel war Klempner. Das Rück­spiel haben die mit einem schönen Okto­ber­fest­be­such ver­bunden. Auch wenn man ihnen das auf dem Platz nicht ange­merkt hat. 

Ziege: Das Spiel in Cork war der Wahn­sinn. Das war ein­fach ein Rasen­platz mit Banden drum herum, an denen die Leute standen. Eine Bezirks­port­an­lage. Das Fee­ling hatte nicht so viel mit Euro­pa­pokal zu tun.

Manni Schwabl: Im Herbst geriet Jupp Heyn­ckes immer stärker unter Druck. Dann ver­loren wir im Oktober 1:4 zu Hause gegen die Stutt­garter Kickers und er wurde ent­lassen. So sind nun mal die Mecha­nismen dieses Sports. Dass das ein Fehler war, war sehr schnell klar. Im Gegen­satz zu seinen Nach­fol­gern Sören Lerby und Erich Rib­beck war Heyn­ckes ein Welt­trainer. Alles was nach ihm kam, war ein Rück­fall in die Stein­zeit. Lerby war Trai­ner­no­vize und konnte die Sprache nicht richtig. Dann direkt bei einem Welt­verein ein­zu­steigen, ist quasi beruf­li­cher Selbst­mord. Und Rib­beck war sowieso vom ganz alten Schlag. Den Schritt, Heyn­ckes wegen des öffent­li­chen Drucks zu ent­lassen, hat Hoeneß später als den größten Fehler seiner gesamten Mana­ger­lauf­bahn bezeichnet. 

Bender: Eine Saison mit drei ver­schie­denen Trai­nern gibt es bei den Bayern nor­ma­ler­weise nicht, das ist ja eher was für den HSV. Vor allem der Abschied von Jupp Heyn­ckes tat mir weh. Er war ja schon länger im Verein, mich hat er als jungen Spieler in Unter­ha­ching ent­deckt, er hat mich zu den Bayern geholt und geför­dert, gemeinsam sind wir Meister geworden. Ohne ihn wäre ich wahr­schein­lich nicht Profi geworden, ich ver­danke ihm alles.

Ziege: Plötz­lich mussten wir in der Tabelle nach unten gucken. Für jeden im Verein war diese Situa­tion kom­plett neu. Dem­entspre­chend unruhig wurde reagiert. Als Heyn­ckes Nach­folger wurde im Oktober Sören Lerby instal­liert, der als Spieler beim FC Bayern in den Acht­zi­gern ein abso­luter Leader gewesen war, als Trainer aber noch kei­nerlei Erfah­rung hatte. Lerby hat direkt das Spiel­system auf Vie­rer­kette umge­stellt, das hatte von uns aber noch nie jemand gespielt. Dem­entspre­chend ver­loren wir direkt mit 0:3 zu Hause gegen Dort­mund. 

Wenn ihr ihn nicht ver­steht, dann müsst ihr halt nach­fragen“ 

Bender: Es war von vorn­herein klar, dass die Lösung mit Lerby sub­op­timal war. Ihm hat ein­fach die Erfah­rung gefehlt, außerdem konnte er auf dem Trai­nings­platz und in den Sit­zungen nicht so richtig ver­mit­teln, was er von uns wollte. In den Bespre­chungen hat man ihn kaum ver­standen, weil er so schnell geredet hat und die Sprache nicht gut konnte. Uli Hoeneß ist ständig zu uns Spie­lern gekommen und sagte: Wenn ihr ihn nicht ver­steht, dann müsst ihr halt nach­fragen.“ 

Gra­hammer: Thomas Bert­hold sagte damals in einem Inter­view, Sören Lerby sei kein Trainer in dem Sinne. Da hatte er nicht Unrecht. Im Trai­ning spielte Lerby bei vielen Trai­nings­formen noch mit, ich glaube, er wäre eigent­lich lieber noch Spieler gewesen. Er hatte auch keine Lizenz, wes­wegen ihm Her­mann Ger­land zur Seite gestellt wurde. Lerby war ein läs­siger Typ, aber in unserer Situa­tion damals ein­fach zu lässig. Eine ordent­liche Por­tion Dis­zi­plin hätte uns gut getan, denn gerade bei Fuß­bal­lern und Trai­ning gilt: Reicht man ihnen den kleinen Finger, nehmen sie die ganze Hand. 

Uli Hoeneß legte eine Aus­gangs­sperre fest“

Bert­hold: Ich war schon sehr über­rascht, dass mit Sören Lerby jemand den Trai­ner­posten über­nimmt, der über­haupt keine Erfah­rung hatte. Und als Spieler merkt man im Tages­ge­schäft, ob ein Trainer Ahnung und eine klare Vor­stel­lung vom Spiel hat.

Ziege: Je länger die Misere ging, desto hek­ti­scher wurde auch die Ver­eins­füh­rung. Uli Hoeneß legte eine Aus­gangs­sperre fest, unter der Woche sollten wir um 23 Uhr zu Hause sein. Das wurde sogar kon­trol­liert. Eines Abends saß ich daheim auf der Ter­rasse und mein Telefon klin­gelte. Hoeneß war dran und fragte, wo ich sei. Ich sagte: Wenn du mich zu Hause anrufst, bin ich wohl zu Hause. Ich habe Freunde zu Besuch und wir spielen ein Brett­spiel.“ Aber er bestand darauf, dass ich bei meinem Nach­barn auf der Ter­rasse gesessen hätte. Wahr­schein­lich hatte Hoeneß jemanden beauf­tragt, nach­zu­gu­cken, ob ich daheim bin, der dann die Woh­nungen ver­wech­selt hat. In der Presse hieß es später, man habe Pri­vat­de­tek­tive auf uns ange­setzt.

Gra­hammer: Das Hin­spiel in der zweiten Runde des Uefa-Cups gegen BK Kopen­hagen war von allen Spielen in dieser Saison das schlimmste. Das Sta­dion sah aus wie eine Sport­an­lage aus der Lan­des­liga, es gab kaum Tri­bünen, der Platz war zu klein und außerdem ein ziem­li­cher Acker. Diesem Ama­teur­ni­veau haben wir uns leider ange­passt. Zur Pause stand es noch 1:1, in der zweiten Hälfte wurden wir aber ein ums andere Mal aus­ge­kon­tert. Am Ende stand es 6:2 für die Dänen. 



Ziege
: Wir sind ja nur mit Hängen und Würgen in die zweite Runde ein­ge­zogen. Dort hat uns dann BK Kopen­hagen 2:6 aus­ein­an­der­mon­tiert. Das ist sogar nur der klei­nere Kopen­ha­gener Verein. Das Spiel war sym­pto­ma­tisch für unsere gesamte Saison. Du ver­lierst gegen Ros­tock zu Hause, du fliegst im Pokal gegen einen Zweit­li­gisten raus, du kommst gegen Cork City gerade so weiter und wirst dann von Kopen­hagen 2:6 ver­dro­schen. 

Gra­hammer: In der Kabine war nach der Partie zunächst Toten­stille, dann kam Uli Hoeneß rein­ge­stürmt und hat ein schönes Tänz­chen auf­ge­führt. Ich war sechs Jahre bei den Bayern, aber Hoeneß habe ich nie so gesehen wie in diesen Wochen. Er sprang täg­lich wie ein Rum­pel­stilz­chen am Trai­nings­platz rum und wurde oft laut. Aber er hatte ja Recht. Das Rück­spiel gegen Kopen­hagen gewannen wir 1:0, aber das hat natür­lich über­haupt nichts gebracht. Ich saß die kom­pletten 90 Minuten auf der Bank, weil ich im Hin­spiel so schlecht gewesen war. Aber mal im Ernst: Eigent­lich hätte man alle elf Spieler auf die Bank setzen müssen. 

Eine explo­sive Stim­mung“

Ziege: Dass die Saison so ver­lief, wie sie ver­lief, lag aber nicht an Sören Lerby. In aller­erster Linie lag es an uns. An den Gra­ben­kämpfen zwi­schen den Füh­rungs­spie­lern, am Klima in der Kabine. Die Stim­mung auf dem Trai­nings­platz war unter­ir­disch. Cha­rak­ter­lich waren einige eher darauf bedacht, ihr eigenes Ding zu machen und mög­lichst schadlos aus der Nummer raus­zu­kommen. Aber das geht nur, wenn man zusam­men­hält. Oft war es aber eher ein Gegen­ein­ander. Das hat man vor allem im Trai­ning gemerkt, wo wir oft anein­an­der­ge­raten sind. Es gab nicht nur laut­starke Aus­ein­an­der­set­zungen, son­dern auch Trai­nings­ein­heiten, in denen es richtig auf die Socken gab. Da wäre es wichtig gewesen, Leute wie Kohler und Reuter zu haben, die die Mann­schaft hätten führen können. 

Gra­hammer: Ich kannte den Abstiegs­kampf aus Nürn­berg. Aber viele meiner Kol­legen haben das gar nicht in die Köpfe gekriegt, weil sie nie zuvor in einer sol­chen Situa­tion gewesen sind. Ständig gab es Rei­be­reien, im Trai­ning wurde mehr getreten als im Spiel am Wochen­ende. Zu dieser Zeit waren Schien­bein­schoner im Trai­ning wirk­lich wichtig. Eine explo­sive Stim­mung inner­halb eines unpas­send zusam­men­ge­stellten Kaders. Wir sind auch nie mal ein Bier­chen trinken gegangen, höchs­tens in kleinen Gruppen. Und natür­lich gab es nach der Saison auch keine Sai­son­ab­schluss­feier. Es gab ja nichts zu feiern. 

Wenn du mich mas­sieren willst, musst du zu mir nach Hause kommen.“

Schwabl: Damals war Stefan Effen­berg ein ganz anderer Stefan Effen­berg als der, der er später war. Als er ein wenig reifer war, hat er die Bayern zum Cham­pions-League-Sieg geführt. Aber 1991/92 war er noch kein Team­player, son­dern ein schwie­riger, pola­ri­sie­render Typ. Das waren kleine Aktionen, mit denen er die anderen gegen sich auf­ge­bracht hat. Als der Phy­sio­the­ra­peut ihn mas­sieren sollte, sagte Effe ihm: Wenn du mich mas­sieren willst, musst du zu mir nach Hause kommen.“ So etwas geht nicht, schon gar nicht als junger Spieler. Aber: Er ist erwachsen geworden und hat sich zu einem Welt­klas­se­spieler gemau­sert, der den FC Bayern in den Jahren danach geprägt hat. Des­wegen hat Uli Hoeneß ihn damals auch nicht sus­pen­diert, trotz der ganzen Eska­paden. Weil er wusste, dass Stefan Effen­berg für den FC Bayern noch wichtig werden könnte. 

Bert­hold: Bei großen Ver­einen hat man immer eine gewisse Menge an Spie­lern mit einem großen Ego. Aber es ist eben auch die Auf­gabe des Trai­ners und seiner Mit­ar­beiter, die alle unter einen Hut zu bekommen. Man kann nicht ein­fach die besten Spieler kaufen und dann läuft das schon irgendwie. Man muss eine Mann­schaft formen, vor allem, wenn sie viele Stars hat.

Gra­hammer: Im März zog Uli Hoeneß die Reiß­leine, warf Lerby raus und holte Erich Rib­beck. Rib­beck war ein guter Freund von Franz Becken­bauer, der die Wer­be­trommel für ihn gerührt hatte. Und zuvor bei Lever­kusen war er ja auch erfolg­reich gewesen. Aber von den Trai­nings­in­halten war das, was Rib­beck ablie­ferte, wirk­lich nicht so pri­ckelnd. Wir haben viel zu wenig trai­niert, oft ließ er Fuß­ball­tennis spielen, um den Spaß am Fuß­ball wieder zu wecken. Wenn du wenige Spiel­tage vor Sai­son­ende nur drei Punkte Vor­sprung auf einen Abstiegs­platz hast, kannst du unter der Woche kein Fuß­ball­tennis spielen. 

Ziege: Ich habe schon im Vor­feld mit­be­kommen, dass Rib­beck Lerby beerben würde. Rib­beck war damals gar nicht mehr als Trainer tätig, son­dern als Reprä­sen­tant von unserem Sponsor Opel. Auf einer Spon­so­ren­ver­an­stal­tungen nahm mich jemand zur Seite und sagte: Das ist euer neuer Trainer.“ Ob das nur gut geraten war oder nicht, weiß ich aber leider nicht. Aber wenig später kam es genau so. 

Erich Rib­becks erste Amts­hand­lung war es, eine Hand­voll Spieler aus­zu­sor­tieren“

Bender: Erich Rib­becks erste Amts­hand­lung war es, eine Hand­voll Spieler aus­zu­sor­tieren. Dazu gehörten Stefan Effen­berg, Brian Lau­drup, Thomas Strunz und auch ich. Uli Hoeneß zitierte uns in sein Büro und teilte uns mit, dass wir uns neue Ver­eine suchen könnten. Das war Rib­becks Art, beim FC Bayern ein­zu­steigen und zu zeigen, wer hier der Chef ist. Im Trai­ning war Rib­beck ent­spannt, hat gute Laune ver­breitet und gelä­chelt, aber hin­tenrum hat er dich abge­sägt. 

Es war klar, dass wir unten rein­rut­schen, wenn wir ver­lieren.“

Ziege: Letzt­lich sind wir mit einem blauen Auge davon­ge­kommen. Ich erin­nere mich an ein Spiel in Bochum am 24. Spieltag. Wir hatten nur noch drei Punkte Vor­sprung auf die Abstiegs­ränge, und es war klar, dass wir unten rein­rut­schen, wenn wir ver­lieren. Dieses Spiel war eines der wenigen posi­tiven Erleb­nisse in dieser Saison, weil wir uns end­lich mal am Riemen rissen. Vor dem Spiel gab es eine Aus­sprache in der Kabine mit dem Tenor: Jetzt ist alles egal, jetzt muss alles Per­sön­liche bei­sei­te­ge­schoben werden, denn wenn wir uns nicht langsam zusam­men­reißen, ste­cken wir mitten im Abstiegs­kampf.“ Das Spiel haben wir 5:0 gewonnen, die ganz große Gefahr war damit erst einmal gebannt. 

Bender: Wir haben es letzt­lich noch umge­bogen und die Klasse gehalten. Andere Mann­schaften in ver­gleich­baren Situa­tionen sind abge­stiegen und haben anschlie­ßend zehn Jahre lang in der zweiten Liga gespielt. Im Laufe der Saison wurde als Reak­tion auf die sport­liche Misere Franz Becken­bauer als Prä­si­dent und Karl-Heinz Rum­me­nigge als sein Stell­ver­treter instal­liert. Für die Zukunft des FC Bayern Mün­chen war das natür­lich ein Voll­treffer. Man kann sagen: Die Bayern haben auch in der schlech­testen Situa­tion das Beste raus­ge­holt.