Als die Mauer fiel, war Frank Rohde mittendrin, nicht nur dabei: als Kapitän des Stasi-Klubs BFC Dynamo. Die DDR-Legende über seine bewegte Karriere.
Sie wechselten schließlich zum Hamburger SV.
Wegen der schweren Verletzung von Dietmar Jakobs im September 1989, suchte der HSV nach einem alten erfahrenen Sack für die Defensive. Nachdem der Deal unter Dach und Fach war, telefonierte ich mit meinem Kumpel Thomas Doll: „Dolli, ich geh zum HSV. Für drei Jahre!“ Er so: „Was, du alter Sack? Das war doch immer mein Verein!“ Ich traf mich erneut mit den Verantwortlichen und berichtete ihm von Dollis Interesse. Der gab letztlich Borussia Dortmund einen Korb und kam mit mir mit.
HSV-Legende Uwe Seeler soll über Sie gesagt haben: „Der ist viel zu langsam für die Bundesliga.“
Stimmt, die Leute trauten dem 30-jährigen Opa Rohde nicht mehr viel zu. Dass ich mich dennoch als Stammspieler auf der Liberoposition durchgesetzt habe, dass ich in Dortmund, München und Kaiserslautern spielen durfte, ist vielleicht die größte Leistung meiner Karriere.
Sie galten in Hamburg bald als unersetzlich. Dann tauchten Anfang 1992 böse Gerüchte auf, Sie hätten als IM für die Stasi gearbeitet.
Die Gerüchte wurden von einem kleinen Licht gestreut, dass nun auch mal groß rauskommen wollte (dem damaligen Zweitliga-Spieler Jörg Kretzschmar, d. Red.). Ich wusste ja, dass da nichts dran war. Die „Bild“-Zeitung fuhr groß auf und brachte jeden Tag neue Berichte, ich stand in einer Talkshow Rede und Antwort. Als Mitschüler meinen Sohn als „Stasi-Schwein“ beschimpften, bin ich in die Schule gefahren und habe mit den Kindern Fußball gespielt. Danach war das gegessen. Für meine Familie war das eine sehr unangenehme Zeit.
Waren Sie nicht wütend?
Klar, aber ich wusste, dass ich auch diesen Gegenwind überstehen würde. Vor einem Freundschaftsspiel gegen den VfB Lübeck bot mir HSV-Präsident Jürgen Hunke an, nicht mitfahren zu müssen. Da sagte ich: „Hast du einen Knall? Ich spiele immer.“
Sie blieben bis 1993 beim HSV, bevor Sie schließlich die letzten zwei Jahre Ihrer Karriere beim damaligen Zweitligisten Hertha BSC verbrachten. Welche Erfahrungen nahmen Sie als „Ossi“ aus dem Westen mit?
Dass Fußballer doch im Grunde überall gleich sind, ob im Osten oder Westen. Ein Beispiel: In meinem ersten Jahr beim HSV ließ der große Manni Kaltz dort nach einem Jahr in Frankreich seine Karriere ausklingen. Manni, Thomas Doll und ich wurden Kumpels. Einmal lud er uns zu sich nach Hause ein und machte richtig auf dicke Hose: Auf dem Tisch standen edle Rotweine aus Bordeaux, seine Lebensgefährtin spielte auf dem Klavier. Dolli und ich gaben uns das für ein paar Minuten, dann sagte ich zu Kaltz: „Manni, jetzt hol mal fix die kalten Mollen aus dem Kühlschrank und sieh zu, dass dieses Geklimper aufhört!“
Wie reagierte Kaltz?
Zunächst überrascht. Dann holte er das Pils und hatte einen großartigen Abend.