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Seite 3: „Die schärfsten Bräute? Bei den Boxern!“

Klingt nach einem unter­halt­samen Abend. Wie viel Party war denn als Fuß­baller in der DDR?
Ich habe viele unver­gess­liche Abende erlebt. Wenn wir mit dem BFC im Trai­nings­lager waren, gingen wir regel­mäßig rudern. Die Trainer freuten sich, wie wir uns auf dem See abra­ckerten. Was sie nicht wussten: Auf der anderen Ufer­seite ging es durch den Wald in eine kleine Kneipe, die wir regel­mäßig leer tranken. Manch einer war dann so ange­schlagen, dass er beim anschlie­ßenden Bow­ling immer dann die Kugeln los­feu­erte, wenn gerade die Stopp­schilder runter waren. Das hatte natür­lich ein Nach­spiel.

Näm­lich?
Als Kapitän wurde ich regel­mäßig zum Rap­port gebeten: Frank, das geht doch nicht, da müssen sie doch was machen! Wir stehen doch unter Beob­ach­tung!“ Da habe ich gesagt: Sprecht selber mit den Spie­lern, die sind alt genug.“

Welche Feier ist Ihnen am inten­sivsten in Erin­ne­rungen geblieben?
Unver­gessen ist jene Weih­nachts­feier mit der Natio­nal­mann­schaft im Vogt­land Mitte der Acht­ziger, als wir zu später Stunde eine Polo­naise star­teten. Mitten auf der Tanz­fläche stand eine große Holzkuh, was auch immer die da zu suchen hatte. Jeden­falls sprangen wir einer nach dem anderen über die Kuh, auch unser dama­liger Ver­bands­prä­si­dent Prof. Dr. Günter Erbach ver­suchte es. Mit dem Ergebnis, dass der hoch­de­ko­rierte Mann hängen blieb und anschlie­ßend wie ein Mai­käfer auf dem Rücken lag.

Hatten Sie als Ber­liner einen beson­deren Vor­teil in Sachen Feierei?
Nun, sicher­lich keinen Nach­teil! Da gab es das Opern­café Unter den Linden, das Café Moskau, oder das Haus des Leh­rers am Alex. Da hingen immer die Boxer ab, außerdem die schärfsten Bräute (lacht). Im Prenz­lauer Berg wurde irgend­wann eine Diplo­ma­ten­disco eröffnet, da ging dann auch regel­mäßig einiges.

Sie waren als Natio­nal­spieler und Euro­pa­po­kal­teil­nehmer häufig im Aus­land unter­wegs. Welche Reise ist Ihnen beson­ders in Erin­ne­rung?
Unsere Bla­mage an der Weser im Oktober 1988. Das Hin­spiel im Euro­pa­pokal hatten wir deut­lich mit 3:0 gegen Werder gewonnen. Doch weil zwi­schen Hin- und Rück­spiel vier Wochen lagen, ver­än­derte sich die Aus­gangs­lage. Wir wurden plötz­lich in die Favo­ri­ten­rolle gedrängt und fühlten uns zu sicher. In Bremen bekamen wir bekannt­lich mit 5:0 auf den Sack. Eine klare Ange­le­gen­heit. Obwohl, wenn Frank Mille“ Pastor seine große Chance beim Stand von 0:3 genutzt hätte, wer weiß, wie die Partie aus­ge­gangen wäre.

Mille“ Pastor?
Der Frank spielte ganz gerne mal Lotto. Und einmal erzählte er uns: Jungs, ich bin mir sicher, ich hab´ die Mil­lion!“ Sein tat­säch­li­cher Gewinn betrug etwa acht Ost­mark. Von da an hieß er nur noch Mille“.

13 Monate nach dem Bremen-Spiel fiel die Mauer. Hätten Sie jemals damit gerechnet?
Natür­lich nicht. Ich dachte, das Scheiß­teil steht für immer. Dann gingen in Leipzig die ersten Mon­tags­de­mons­tranten auf die Straßen und die Geschichte nahm ihren Lauf. Am 9. November 1989 war ich mit meiner Familie in Potsdam, meine Frau bekam einen Anruf von einer anderen Spiel­ergattin: Die Mauer ist auf! Ich wollte da erst nicht rüber, war doch klar, dass da die Hölle los sein würde. Aber jeder kluge Ehe­mann weiß, wann er seiner Frau nach­geben muss. Bei der Ober­baum­brücke sind wir rüber, ich weiß noch, wie die unzäh­ligen Trabis gestunken haben. Meine Frau und mein Sohn Ronny waren dann gleich ver­schwunden, ich kaufte meiner kleinen Tochter ein Eis und schaute mir das Treiben an. Ehr­lich gesagt habe ich mich geschämt.