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Seite 3: Happel qualmte wie eine Dampflok

Happel qualmte auf der Bank wie eine Dampflok. Die letzten Minuten erlebten die Ersatz­spieler und der Coach ste­hend auf der Tar­tan­bahn. Als der rumä­ni­sche Schieds­richter Nicolae Rainea abpfiff, sackte Her­mann Rieger unter Freu­den­tränen auf der Bank zusammen. Horst Hru­besch sagte grin­send zu seinem Buddy Ditmar Jakobs: Ich hab es dir gesagt, Jako, ich hab es dir doch gesagt.“ Happel ging wortlos über den Platz und gra­tu­lierte jedem seiner Spieler mit einem Klaps. Felix Magath: Das hat er nur dieses eine Mal gemacht.“ Paolo Rossi hatte keine Lust mehr, mit Ditmar Jakobs das Trikot zu tau­schen. Im Spie­ler­tunnel übergab Holger Hie­ro­nymus seinem Wider­part Gaetano Scirea das ver­schwitzte Jersey. Bernd Weh­meyer begab sich mit seinem Shirt und dem Tor­wart­trikot von Uli Stein kurz in die Kabine von Juve. Der sonst so selbst­be­wusste Stein hatte nicht mehr den Schneid, seinem großen Idol Dino Zoff in diesem Moment gegen­über­zu­treten. Es war das letzte Pflicht­spiel der 41-jäh­rigen Tor­wart­le­gende. Bernd Weh­meyer lugte also schüch­tern durch die Kabi­nentür der Ita­liener, reichte Marco Tar­delli seinen Fetzen und Zoff das Shirt von Stein. Dabei ent­deckte er einen älteren Herrn mit grauen Schläfen, der in der Ecke ver­stei­nert zu Boden blickte und erkannte Fiat-Boss Gianni Agnelli.

Jürgen Groh bekam von all dem nichts mit. Er saß in einem Sani­tä­ter­raum in den Sta­di­on­ka­ta­komben, trank ein Glas Wasser nach dem anderen. Im Kabi­nen­gang war er mit Thomas von Heesen, Claudio Gen­tile und Zbi­gniew Boniek von einem UEFA-Offi­zi­ellen zur Doping­probe gebeten worden. Die Juve-Spieler hatten die Urin-Probe zügig abge­lie­fert. Groh: Die waren auch darin Profis.“ All­mäh­lich konnten Her­mann Rieger und Mann­schafts­arzt Ralf Mat­thies, die dem skur­rilen Schau­spiel bei­wohnten, sich das Grinsen nicht mehr ver­kneifen. Auch von Heesen hatte die läs­tige Pflicht erle­digt und stimmte ein in den scha­den­freu­digen Chor. Grohs situa­tives Pro­blem machte das nicht leichter. In der Kabine packte die Mann­schaft bereits die Koffer und stieg in den Bus. Groh harrte aus.

Auch Felix Magath fehlte das letzte Stück zum Glück. Bei der Blauen Stunde“, dem Ban­kett im Inter­conti, musste er am runden Tisch der Funk­tio­näre Platz nehmen. Wäh­rend seine Team­kol­legen beim Fla­schen­bier schon in Par­ty­stim­mung ver­fielen, sollte er den Alt­vor­deren des Klubs alles nochmal ganz genau erzählen. Magath: Und an diesem Tag waren auch ein paar mit nach Athen gekommen, die sich im ganzen Jahr vorher nicht bei uns bli­cken gelassen hatten.“ Günter Netzer und Prä­si­dent Dr. Wolf­gang Klein bedankten sich in kurzen Anspra­chen bei der Mann­schaft. Ernst Happel steckte sich munter eine Ziga­rette nach der anderen an. Nach einer halben Stunde traf auch die medi­zi­ni­sche Abtei­lung mit Thomas von Heesen und Joschi Groh mit einem Taxi aus dem Sta­dion ein. Die Not­auf­nahme im Kran­ken­haus hatte am Kinn von Lars Bastrup ein Metall­ge­stell zur Fixie­rung des Kie­fers ange­bracht. Traurig schlürfte der Däne sein Bier mit dem Stroh­halm. Die Party erreichte gerade ihren ersten Höhe­punkt, als der Con­cierge wissen ließ, dass die Bar um zwei Uhr schließen würde.