Mit dem VfL Wolfsburg ist Oliver Glasner in dieser Saison noch ungeschlagen. Vor dem Spiel gegen Union Berlin spricht er über seinen Wechsel aus Österreich in die Bundesliga und verrät, weshalb ihm ein Soziologe einst riet, er solle am Spielfeldrand nicht so viel herumturnen.
Wolfsburg ist Ihre erste Auslandsstation, wie kommen Sie mit der Trennung von der Familie klar?
Dass ich 700 Kilometer von meiner Familie entfernt lebe, ist sicherlich nicht das Idealszenario, aber wir lösen das bisher sehr gut. Meine Frau und die Kinder kommen immer mal wieder hoch, ich fahre in Länderspielpausen runter. Und mit den Videotelefonaten hast du ohnehin nie das Gefühl, dass du ganz weg bist.
Fehlt Ihnen sonst irgendetwas?
Ich verbinde Länder immer mit den Menschen, die ich dort kenne. Österreich ist für mich nicht Österreich, weil es da Berge gibt oder eine bestimmte Küche. Was eher fehlt, ist der persönliche Kontakt zu der Familie, den Freunden. Es ist einer der Nachteile, wenn man im Fußballgeschäft ist: Da bist du bei Geburtstagen oder Hochzeiten halt oft nicht dabei. Das ist der Preis, den du zahlen musst – und den ich auch zu zahlen bereit bin.
In der vergangenen Saison haben Sie mit Linz die CL-Qualifikation erreicht. Dennoch sind Sie trotz eines laufenden Vertrages nach Wolfsburg gewechselt. Welche Rolle hat die Anziehungskraft der Bundesliga dabei gespielt?
Als das Interesse gekommen ist, habe ich natürlich überlegt. Ich war vier Jahre in Linz, wir haben gemeinsam eine super Erfolgsgeschichte geschrieben. Da fragst du dich: Wo kann es noch hingehen, welche Herausforderungen gibt es hier noch? Und welche Herausforderungen gibt es beim VfL Wolfsburg? Die deutsche Bundesliga ist schon eine andere Kategorie als die Liga in Österreich.
Der VfL ist sehr eng mit dem Volkswagen-Konzern verbunden. Wie nehmen Sie diese Verbindung in Ihrer Arbeit wahr?
Es ist nicht so, dass ich täglich im Werk bin oder umgekehrt. Als es zur Vertragsunterschrift kam, habe ich auch VW-Aufsichtsräte kennengelernt. In der täglichen Arbeit steht aber natürlich der Kontakt mit den sportlichen Verantwortlichen beim VfL, mit Jörg Schmadtke und Marcel Schäfer, im Vordergrund. Da ist der Austausch viel häufiger als mit dem Konzern VW. Mir ist vor allem wichtig, dass wir alle das gemeinsame Ziel haben, den VfL sportlich erfolgreich zu machen.
Am Sonntag empfängt Ihr Team den 1. FC Union (15.30 Uhr/Sky). Der Aufsteiger hat zuletzt drei Mal in Folge verloren. Wie haben Sie den Klub bisher erlebt?
In der Vorbereitung haben wir schon gegen Union gespielt und da hat man gesehen, dass das eine sehr kampfstarke Mannschaft ist. Letzte Woche habe ich mir das Spiel im Fernsehen angesehen und die haben Frankfurt das Leben richtig schwer gemacht. Union kommt über die Physis, die Laufbereitschaft, die Zweikampfstärke und hat mit Ujah und Andersson zwei extrem robuste Spieler vorne drin. Ich finde, dass sie mit ihrer Art zu spielen und sich als Verein zu präsentieren, eine absolute Bereicherung für die Liga sind.