Valencia-Legende Gaizka Mendieta schoss Traumtore am Fließband und war einer der ersten Spielmacher der neuen Generation. Heute wird er 50 Jahre alt. Hier spricht er über Freistöße, Bösewichte und Stefan Effenberg.
Die Mittel dieses Duells waren sehr verschieden.
Zerstören ist immer leichter als etwas zu erschaffen. Aber das war eben jedes Mal die Herausforderung. Wenn ein Spieler nur für mich abgestellt war, hat mich das zusätzlich motiviert. Es erforderte mehr von mir, damit ich den Gegner entschlüsseln und sein System zerstören konnte. Um den entscheidenden Pass zu spielen oder ein Tor zu schießen.
Und wenn das nicht geklappt hat, gab es ja noch die Freistöße. Bei Middelsbrough spielten Sie mit Juninho Paulista – gab es viele Diskussionen darum, wer schießen darf?
Nein, normalerweise hat jedes Team zwei designierte Freistoßschützen. Es gibt eine klare Rangordnung. So war es bei uns auch. Aber es gab nie Streit, es war klar geregelt, wer der erste Freistoßschütze ist. Und der gibt normalerweise den Freistoß nicht ab.
Wer war das: Juninho Paulista oder Sie?
Ich (lacht). Wenn wir mal drei oder vier Freistöße in einem Spiel bekamen, oder ich mal angeschlagen war, dann haben ich Juninho schon schießen lassen.
Sie gelten als einer der besten Elfmeterschützen aller Zeiten. Hat es geholfen, dass ihr Vater Torwart war?
Nein, gar nicht. Er hat mir zwar sehr geholfen, aber bei den Elfmetern nicht.
Wie hat er Ihnen geholfen?
Er war mein Trainer, hat mir geholfen das Spiel zu verstehen. Er hat mir erklärt wo ich stehen muss und wie ich mich außerhalb des Platzes, im Mannschaftsgefüge, zu verhalten habe. Er hat mir immer sehr gute Ratschläge gegeben. Aber nicht zu den Elfmetern, die habe ich selber entwickelt.
Wie?
Ich war schon in den Jugendmannschaften der Elfmeterschütze. Damals habe ich mir immer eine Ecke ausgesucht und dahin geschossen. Irgendwann habe ich gemerkt, dass es besser ist, sich nicht zu entscheiden, sondern den Torwart lange anzuschauen. Zu warten, bis er sich entschieden hat und dann in die andere Ecke zu schießen.
„Das Spiel hatte alle Zutaten, die es braucht, um ein Finale auf die grausamste Weise zu verlieren“
Ausgerechnet das Champions-League-Finale 2001, das in Spanien „Das Finale der Elfmeter“ genannt wird, verloren Sie – obwohl Sie zwei Elfmeter verwandelten. Wie haben Sie das Spiel heute in Erinnerung?
Es war hart. Wirklich, eine sehr harte Nacht. Wir hatten ja schon im Jahr davor das Finale gegen Real Madrid verloren. Aber 2001 war schwieriger zu verkraften, weil wir sehr gut gespielt und das Spiel lange im Griff hatten. Es war sehr ausgeglichen. Und im Elfmeterschießen zu verlieren, ist sehr hart. Das Spiel hatte alle Zutaten, die es braucht, um ein Finale auf die grausamste Weise zu verlieren. Aber mit einigem Abstand muss ich sagen, mit Valencia zwei Mal hintereinander ins Finale zu kommen ist schon etwas sehr Bedeutendes. Für uns Spieler und den gesamten Verein war es wichtig, zwei Mal ins Finale zu kommen. Ich hätte natürlich trotzdem beide gerne gewonnen.
Danach verließen Sie Valencia. Warum?
Es war schwer, aber ich hatte Träume, als Fußballer und als Mensch. Ich wollte etwas ausprobieren. Ich wollte mich als Fußballer und als Menschen auf ein anderes Niveau heben, wachsen und in den stärksten Ligen der Welt spielen. Und es kam noch etwas hinzu…
Was denn?
Ich habe in meiner Zeit als Profi immer wieder Spieler gesehen, die ihre gesamte Karriere einem Verein gewidmet hatten und als sie aufgehört haben, wurde es ihnen nicht gedankt. Es gab noch nicht diese Kultur, die wichtigen Spieler gebührend zu verabschieden. Einfach ein Abschiedsspiel oder eine Ehrung zu veranstalten. Sie beendeten ihre Karriere und wurden praktisch vor die Tür gesetzt. Das hat mir nicht gefallen. Ich habe das einfach nie verstanden. Du widmest 15 Jahre deines Lebens einem Verein und niemand würdigt das.