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Seite 2: „Es hatte alle Zutaten, die es braucht, um ein Finale auf die grausamste Weise zu verlieren.“

Die Mittel dieses Duells waren sehr ver­schieden.
Zer­stören ist immer leichter als etwas zu erschaffen. Aber das war eben jedes Mal die Her­aus­for­de­rung. Wenn ein Spieler nur für mich abge­stellt war, hat mich das zusätz­lich moti­viert. Es erfor­derte mehr von mir, damit ich den Gegner ent­schlüs­seln und sein System zer­stören konnte. Um den ent­schei­denden Pass zu spielen oder ein Tor zu schießen.

Und wenn das nicht geklappt hat, gab es ja noch die Frei­stöße. Bei Mid­dels­b­rough spielten Sie mit Jun­inho Pau­lista – gab es viele Dis­kus­sionen darum, wer schießen darf?
Nein, nor­ma­ler­weise hat jedes Team zwei desi­gnierte Frei­stoß­schützen. Es gibt eine klare Rang­ord­nung. So war es bei uns auch. Aber es gab nie Streit, es war klar gere­gelt, wer der erste Frei­stoß­schütze ist. Und der gibt nor­ma­ler­weise den Frei­stoß nicht ab.

Wer war das: Jun­inho Pau­lista oder Sie?
Ich (lacht). Wenn wir mal drei oder vier Frei­stöße in einem Spiel bekamen, oder ich mal ange­schlagen war, dann haben ich Jun­inho schon schießen lassen.

Sie gelten als einer der besten Elf­me­ter­schützen aller Zeiten. Hat es geholfen, dass ihr Vater Tor­wart war?
Nein, gar nicht. Er hat mir zwar sehr geholfen, aber bei den Elf­me­tern nicht.

Wie hat er Ihnen geholfen?
Er war mein Trainer, hat mir geholfen das Spiel zu ver­stehen. Er hat mir erklärt wo ich stehen muss und wie ich mich außer­halb des Platzes, im Mann­schafts­ge­füge, zu ver­halten habe. Er hat mir immer sehr gute Rat­schläge gegeben. Aber nicht zu den Elf­me­tern, die habe ich selber ent­wi­ckelt.

Wie?
Ich war schon in den Jugend­mann­schaften der Elf­me­ter­schütze. Damals habe ich mir immer eine Ecke aus­ge­sucht und dahin geschossen. Irgend­wann habe ich gemerkt, dass es besser ist, sich nicht zu ent­scheiden, son­dern den Tor­wart lange anzu­schauen. Zu warten, bis er sich ent­schieden hat und dann in die andere Ecke zu schießen.

Das Spiel hatte alle Zutaten, die es braucht, um ein Finale auf die grau­samste Weise zu ver­lieren“

Aus­ge­rechnet das Cham­pions-League-Finale 2001, das in Spa­nien Das Finale der Elf­meter“ genannt wird, ver­loren Sie – obwohl Sie zwei Elf­meter ver­wan­delten. Wie haben Sie das Spiel heute in Erin­ne­rung?
Es war hart. Wirk­lich, eine sehr harte Nacht. Wir hatten ja schon im Jahr davor das Finale gegen Real Madrid ver­loren. Aber 2001 war schwie­riger zu ver­kraften, weil wir sehr gut gespielt und das Spiel lange im Griff hatten. Es war sehr aus­ge­gli­chen. Und im Elf­me­ter­schießen zu ver­lieren, ist sehr hart. Das Spiel hatte alle Zutaten, die es braucht, um ein Finale auf die grau­samste Weise zu ver­lieren. Aber mit einigem Abstand muss ich sagen, mit Valencia zwei Mal hin­ter­ein­ander ins Finale zu kommen ist schon etwas sehr Bedeu­tendes. Für uns Spieler und den gesamten Verein war es wichtig, zwei Mal ins Finale zu kommen. Ich hätte natür­lich trotzdem beide gerne gewonnen.

Danach ver­ließen Sie Valencia. Warum?
Es war schwer, aber ich hatte Träume, als Fuß­baller und als Mensch. Ich wollte etwas aus­pro­bieren. Ich wollte mich als Fuß­baller und als Men­schen auf ein anderes Niveau heben, wachsen und in den stärksten Ligen der Welt spielen. Und es kam noch etwas hinzu…

Was denn?
Ich habe in meiner Zeit als Profi immer wieder Spieler gesehen, die ihre gesamte Kar­riere einem Verein gewidmet hatten und als sie auf­ge­hört haben, wurde es ihnen nicht gedankt. Es gab noch nicht diese Kultur, die wich­tigen Spieler gebüh­rend zu ver­ab­schieden. Ein­fach ein Abschieds­spiel oder eine Ehrung zu ver­an­stalten. Sie been­deten ihre Kar­riere und wurden prak­tisch vor die Tür gesetzt. Das hat mir nicht gefallen. Ich habe das ein­fach nie ver­standen. Du wid­mest 15 Jahre deines Lebens einem Verein und nie­mand wür­digt das.