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Seite 2: „Ich würde mir wünschen, etwas mutiger zu werden“

Aber es ist doch logisch, dass Trainer lieber auf Spieler setzen, die sie nicht hin­ter­fragen.
Es geht haupt­säch­lich nicht ums Hin­ter­fragen, son­dern ums Erfragen. Ich bin mir sicher, dass jeder Trainer möchte, dass die Spieler ihre Auf­gaben ver­stehen. Und darum geht es auch mir. Ich glaube, ich bin für einen Trainer sehr leicht zu trai­nieren. Ich achte sie als abso­lute Respekts­per­sonen und ich hatte nie Pro­bleme mit Trai­nern bis dato und auch danach nicht wieder. Hier in Darm­stadt habe ich mich auch ohne Wei­teres an eine Spiel­weise ange­passt, die meiner eigenen eigent­lich nicht unbe­dingt ent­ge­gen­kommt. Aber ich habe erkannt, dass die Mann­schaft so funk­tio­niert, also habe ich mich unter­ge­ordnet und im End­ef­fekt davon pro­fi­tiert. Zu sagen, dass ich mich trotz eigenem Kopf nicht anpassen kann, ist also falsch.

Was war dann das Pro­blem unter Armin Veh?
Fuß­bal­le­risch konnte ich mir eigent­lich wenig vor­werfen. Also wurde es irgend­wann eher eine Sym­pa­thie­ge­schichte – von beiden Seiten. Das muss man akzep­tieren, das ist in anderen Berufen ja ähn­lich, dass da mal etwas nicht passt, das muss dann auch gar nicht gewertet werden. Das wird von den Medien zwar gerne gemacht, aber letzt­lich ist nicht die eine Seite nur gut und die andere nur schlecht.

Sie schreiben auf Ihrer Web­site über Ihre Zeit in Frank­furt, dass sie auf einige Erfah­rungen des Pro­fi­fuß­balls hätten ver­zichten können. Welche Erfah­rungen meinen Sie damit?
Ich hätte darauf ver­zichten können, was diese Sache mit mir als Mensch gemacht hat. Du fährst zur Arbeit, aber weißt, dass diese Arbeit nicht belohnt werden wird. Dann wird es schwer, seinen Körper jeden Tag dieser Belas­tung zu stellen. Und wenn du dann noch – wie ich zu der Zeit – dau­ernd ver­letzt bist, die Öffent­lich­keit dir aber nicht die Zeit gibt, dich ein­zu­finden, dann ist es schwierig. Aber: Schlechte Erfah­rungen helfen dir für die Zukunft mehr. Du wächst daran und wirst stärker.

Vor ihrer Zeit in Frank­furt haben Sie drei Jahre in Frei­burg gespielt, Sie kennen die Stadt und das Umfeld. Wie haben Sie die Dis­kus­sionen um den Mord an der Stu­dentin Maria L. wahr­ge­nommen?
Ich denke, die Stadt hat sehr besonnen reagiert. Das, was dort geschah, sollte nicht zu Ver­all­ge­mei­ne­rungen führen. Ich fand es des­halb auch gut, dass sich Chris­tian Streich dazu geäu­ßert hat. In seiner Posi­tion erreicht er auch Men­schen, die ansonsten weg­hören. Er stellt eine Auto­rität dar und spricht Dinge aus, die einige nicht hören wollen. Das finde ich gut.

Als Spieler könnten auch Sie eine große Öffent­lich­keit errei­chen.
Als Fuß­baller kann dir aber auch jede Äuße­rung um die Ohren fliegen. Vor allem, wenn bestimmte Medien Klei­nig­keiten zu etwas Großem auf­bau­schen oder Sätze aus dem Kon­text reißen und damit den Sinn ent­stellen. Da ist es oft gesünder, die Füße still zu halten. Das soll aber nicht heißen, dass man ängst­lich werden muss. Auch ich würde mir von mir selbst wün­schen, in dieser Hin­sicht ein biss­chen mutiger zu werden. Ande­rer­seits bin ich viel­leicht auch ein biss­chen zu sen­sibel, um die Kon­se­quenzen von bestimmten Aus­sagen ohne Wei­teres zu tragen.

Vielen Profis geht es wahr­schein­lich ähn­lich wie Ihnen. Dadurch werden Gespräche oft seicht.
Das mag sein, aber was meinen Sie, wie die Kon­se­quenzen für uns aus­sehen können? Viele Ver­eine suchen ihre Spieler neben den sport­li­chen Kri­te­rien nach­voll­zieh­ba­rer­weise auch danach aus, ob sie ver­meint­lich Pro­bleme mit sich bringen. Und allein das Image des Frei­den­kers, das an mir haftet, wird dann zum Pro­blem. Im Zwei­fels­fall werden sich Ver­eine eher gegen so einen Spieler ent­scheiden. Und in meinem Alter hat man viel­leicht noch zwei, drei Kar­rie­re­jahre vor sich und bekommt dann – womög­lich – den einen, wich­tigen Ver­trag nicht mehr. Letzt­lich wollen viele Ver­eine Ruhe. In den Neun­zi­gern war das anders. Da war es noch cool, einen Mario Basler in der Mann­schaft zu haben. Aber da gab es eben auch noch keine Sozialen Medien und nicht so extrem viele Medien, die Ein­fluss auf das Geschäft nehmen.