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Seite 3: „Es entsteht ein Vorsprung, den wir nicht aufholen können“

Jetzt schirmen Ver­eine ihre Spieler ab wie noch nie. Dadurch ent­steht der Ein­druck, Dis­kurse von gesell­schaft­li­cher Rele­vanz gehen an der Blase Pro­fi­fuß­ball“ kom­plett vorbei. Aber wie ist es intern? Werden Themen wie die Flücht­lings­krise in der Mann­schaft dis­ku­tiert?
Nicht wirk­lich. Es gibt natür­lich ein­zelne Spieler, die sich Gedanken machen. Aber ich glaube nicht, dass sich viele Fuß­baller unter­ein­ander mit diesen Dingen beschäf­tigen, geschweige denn, dass dann nach außen tragen würden. Warum auch? Wir sind zwar Men­schen und können ja auch im Freun­des­kreis poli­tisch sein. Aber wir stehen in der Öffent­lich­keit und da kann man sich schnell ver­brennen. Nehmen wir zum Bei­spiel Schau­spieler oder Komiker, die online Stel­lung beziehen: Die kriegen es prompt um die Ohren gehauen. Und jetzt stellen Sie sich vor, das macht ein Fuß­baller, der viel­leicht nicht so dif­fe­ren­ziert über ein Thema nach­denkt. Der schau­felt sich sein eigenes Grab.

Lassen Sie uns über Fuß­ball reden. Vor der Win­ter­pause haben Sie mit Darm­stadt knapp gegen die Bayern ver­loren – wie eigent­lich immer in Ihrer Kar­riere. Nur einmal gab es für Sie einen Sieg, erin­nern Sie sich daran?
Ja, klar. Das war vor mehr als zehn Jahren mit Han­nover. Das war die Zeit mit Huszti, Staijner und Altin Lala, ich habe Rechts­außen gespielt. Dieter Hecking war grade Trainer bei uns geworden, wir sind früh in Füh­rung gegangen und haben dann gut ver­tei­digt. Und die Bayern waren nicht so stabil wie heut­zu­tage.

Sie spre­chen es an: Die Bayern von vor zehn Jahren haben nicht mehr viel mit den Bayern dieser Tage gemein. Kann man sich als Spieler über­haupt noch auf ein Spiel gegen einen so über­le­genden Gegner freuen?
Ehr­lich gesagt eher weniger. Im Ver­gleich zu der Zeit vor Pep Guar­diola ist es extrem schwer geworden, früher war ein Sieg rea­lis­ti­scher. Jetzt ist das eine Mann­schaft mit aus­nahmslos Welt­klasse-Leuten, die in einem funk­tio­nie­renden System spielen. Was man da braucht ist Lei­dens­fä­hig­keit. Dazu brauchst du als Mann­schaft das nötige Glück und musst wirk­lich daran glauben, dass etwas zu holen ist. Doch genau dieser Glaube fehlt vielen Teams heut­zu­tage. Die denken: Ach, irgend­wann schießen die Bayern eh eins. Und dann pas­siert es natür­lich auch.

Leider geht die Schere zwi­schen den ganz großen Teams und den klei­neren ten­den­ziell ja noch weiter aus­ein­ander. Wird es in Zukunft mög­lich sein, dass eine Truppe wie Darm­stadt in der Bun­des­liga spielt und sich dort auch hält?
Wenn ich mir aus eigener Erfah­rung anschaue, wie in der Zweiten Liga Fuß­ball gespielt wird, dann würde ich sagen: Ja, es ist für Mann­schaften wie Darm­stadt mög­lich, in die erste Liga auf­zu­steigen. Sich dort länger zu halten wird aller­dings schwierig. Aber man kann Ver­einen wie den Bayern ja auch nicht vor­werfen, dass sie gut arbeiten und domi­nant werden. Eines von meh­reren Pro­blemen ist, dass durch die Cham­pions League das Geld immer unglei­cher ver­teilt wird. Dadurch ent­steht für manche ein Vor­sprung, den Mann­schaften wie wir eigent­lich nicht auf­holen können. 

Wieso schafft Darm­stadt 98 in dieser Saison dann trotzdem den Klas­sen­er­halt?
Der Druck liegt bei den anderen Mann­schaften. Und: Wir wissen, wie man das Unmög­liche schaffen kann. Wir haben in der Hin­runde viele uns daran hin­dernde Fehler gemacht, aber daraus haben wir gelernt. 

Seit kurzem ist Torsten Frings Ihr Trainer. Was ist Ihr erster Ein­druck von ihm?
Auch er hat den festen Glauben an den Klas­sen­er­halt. Er war selbst ein guter Kicker und kann uns viele wich­tige Dinge ver­mit­teln, die wir brau­chen. Seine Art passt zu uns.

Wird sich die Art und Weise, wie er Fuß­ball spielen lassen will, von der bis­he­rigen Spiel­weise unter­scheiden?
Ich denke, sie wird etwas mutiger, da wir nichts mehr zu ver­lieren haben. Wir sind Letzter, brau­chen Siege, dazu brau­chen wir Tore. Aber klar, wir werden keinen Hurra-Fuß­ball spielen, alles in Balance. Zu aller­erst müssen wir als Team gut ver­tei­digen – das ist selbst­ver­ständ­lich – und dann wollen wir uns im Umschalt­spiel ver­bes­sern.

Am Samstag geht es gegen Glad­bach. Würden Sie für uns das Ergebnis tippen?
2:1.