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Seite 3: Das Bayern-Trauma nagt an Klopp

Welch hohes Ansehen Klopp in Liver­pool genießt, sieht man viel­leicht am besten daran, dass es kein Lied über ihn gibt. Als Salah gegen Brighton trifft, schmet­tern die Fans auf dem Kop ihren Song über den ägyp­ti­schen König, der den Flügel ent­lang­s­türmt. Auch das Lied, in dem neben Salah noch seine Angriffs­partner Sadio Mané und Roberto Fir­mino gewür­digt werden, schallt durch Anfield. Doch als Klopp nach dem Spiel den Fans applau­diert, klat­schen sie nur zurück. Froh, aber stumm.

Natür­lich gab es hier mal einen Klopp-Song. Er basierte auf einem der übelsten Hits aller Zeiten, Live is Life“ von Opus. Zwar hat Klopp bei seiner Ankunft in Liver­pool in einem Inter­view erzählt, dass er die Beatles und Genesis mag und einst Kiss-Fan war, aber er trat bis­lang nicht als Experte für Pop­kultur in Erschei­nung. Es hatte also keine ästhe­ti­schen Gründe, als er bei einem Spiel die Fans ein­dring­lich und ges­ten­reich auf­for­derte, den Gesang doch bitte ein­zu­stellen.

Die Fans werden unruhig

Seither werden nur seine Spieler besungen, nicht der Trainer. Kurz vorher hatte sich Klopp übri­gens beklagt, dass viele Zuschauer schon vor dem Abpfiff gehen. Auch das tun sie nicht mehr. Kein Zweifel: Im roten Teil von Liver­pool wird das gemacht, was Jürgen Klopp will. 

Zur Wahr­heit gehört aller­dings auch, dass die Klopp­mania in Liver­pool nicht immer so intensiv gelebt wurde wie in diesen Wochen und Monaten. Seine Bemer­kung über das Geld­aus­geben in Eng­land war mehr als nur ein Witz. In der Tat werden die Fans hier äußerst unruhig, wenn man sich auf dem Trans­fer­markt zurück­hält. Beson­ders dann, wenn die Rivalen – allen voran die beiden Klubs aus Man­chester – mit Kohle nur so um sich werfen, wäh­rend man selbst einen Star wie Phil­ippe Cou­tinho nach Bar­ce­lona ziehen lassen muss.

Die Erfah­rung mit den Bayern nagt an Klopp

Doch seit Jah­res­be­ginn hat sich die Lage gründ­lich ver­än­dert. Inzwi­schen ist es der FC Liver­pool, der tief in die Tasche greift. Erst im Januar zahlte man die Phan­ta­sie­summe von 84,5 Mil­lionen Euro für einen Ver­tei­diger, Virgil van Dijk. Und im Sommer gab Klopp für Ali­sson, Naby Keita und Fab­inho noch mal 167,5 Mil­lionen aus, mehr als Guar­diola und Mour­inho zusammen.

Klopp hat mir mal gesagt, dass es 2013 jemanden gab, der nicht wollte, dass sein Team den nächsten Schritt macht“, erin­nert sich der Jour­na­list Neil Jones, der lange beim Liver­pool Echo“ gear­beitet hat und jetzt für Goal​.com über den Verein schreibt. Damit meinte er natür­lich die Bayern, die ihm damals die besten Spieler weg­ge­kauft haben. Ich glaube, er will um jeden Preis ver­hin­dern, dass ihm das noch mal pas­siert. Des­wegen macht er von dem Geld Gebrauch, das ihm hier zur Ver­fü­gung steht.“

Kon­kur­renz mit Ver­einen, die ganzen Län­dern gehören

Jürgen Klopp strahlt nicht gerade vor Ver­gnügen, wenn man das Thema Finanzen anspricht. Er hat sich im Sommer eine Menge Spott von Anhän­gern von Man­chester United anhören müssen, weil er vor zwei Jahren einige kri­ti­sche Sprüche über den sünd­haft teuren Transfer von Paul Pogba abließ, nun aber selbst in den Dimen­sionen ein­kaufen geht, die er gegei­ßelt hat. Wir haben kein Füll­horn, aus dem man sich ständig bedienen kann, das wird falsch gesehen“, sagt er und stellt die Was­ser­fla­sche auf dem Tisch ab.

Selbst die ist gebrandet: Auf ihrem Eti­kett prangt das Liver­pool-Logo. Man muss immer die Umstände bedenken. Ja, wir haben viel Geld. Aber da die anderen Klubs in Eng­land genauso viel haben, ist das über­haupt kein Wett­be­werbs­vor­teil für uns. Wir müssen nicht drum herum­reden: Wir kon­kur­rieren inzwi­schen ja mit Ver­einen, die ganzen Län­dern gehören.“